Der Blutkönig: Roman (German Edition)
Aufregung dieser Nacht bezweifelte Tris, dass er schnell Schlaf finden würde, aber sein erschöpfter Körper entschied anders, als er sich auf dem Bett ausstreckte, und der Schlaf übermannte ihn.
K IARA FÜHRTE IHRE Cousine wie ein übermüdetes Kind in ihr Zimmer. »Lass mich dir helfen, dich fürs Bett umzuziehen«, sagte sie beflissen, aber Carina schüttelte den Kopf.
»Noch nicht. Ich muss meinen Kopf von der Arbeit freibekommen.« Ihre Stimme war brüchig. Sie hatte sich nicht darum gekümmert, ihre eigene blaugeschlagene Wange zu heilen. Das Purpur der Prellung betonte die dunklen Ringe unter ihren Augen nur noch mehr.
Kiara beugte sich über den Kamin, um eine Tasse heißen Tee aus dem kochenden Kessel einzugießen, den Jolies Leute vorbereitet hatten. Sie drückte Carina den warmen Becher in die Hand und die Heilerin ging hinüber zum Fenster. Sie sah hinaus auf den mondbeschienenen Fluss und auf das dunkle Ufer auf der anderen Seite.
»Jonmarc muss gewusst haben, was passieren würde, wenn sie ihn erwischen.«
»Ja, das wusste er.«
»Aber warum ist er hinter uns hergekommen?« Carina drehte sich vom Fenster weg. Ihre Hände zitterten, als sie die dampfende Tasse an ihre Lippen hob und die heiße Flüssigkeit wie Elixier schlürfte.
Kiara stieß sich von der Wand ab und kam langsam herüber. Sie lehnte sich an den Rücken des Stuhls. »Er hat Jolie erzählt, dass er es getan hat, weil du ihm das Leben gerettet hast und weil ihr Freunde seid. Jolie hat versucht, es ihm auszureden. Ich dachte, sie prügeln sich gleich.«
»Das hätte ich gern gesehen. Ich hätte mein Geld auf Jolie gewettet.«
»Nicht bei diesem Thema. Die Lady selbst hätte ihn nicht aufhalten können.«
Carina schlug die Augen nieder, als seien die Antworten auf ihre Fragen auf der Oberfläche ihres Tees zu finden. »Ich hatte keine Angst, als wir ins Wasser gefallen sind. Es war so kalt. Ich wusste, wenn wir das Ufer nicht erreichen, dann wäre es schnell vorbei, und so, als würde ich einschlafen. Aber Carroway ist ein guter Schwimmer. Er hat mich herausgezogen.
Als die Soldaten kamen, glaubte ich zu wissen, wo ich bin. Aber ich glaube, ich hatte keine Angst, bis am nächsten Tag nach dem Tribunal die Soldaten an diesem Pferch anhielten. Ich wusste, was sie denken, was man mit uns tun müsse, nur anhand ihrer Gesten.« Sie schauderte. »Einige Dinge muss man nicht aussprechen.
Carroway hatte Angst, aber er hat versucht, sich um mich zu kümmern. Ich glaube, wir hatten beide die Hoffnung aufgegeben. Und dann, als Jonmarc kam …« Sie schüttelte den Kopf. »Es ist meine Schuld, dass sie ihn gefangen haben. Wenn ich ihn ordentlich festgehalten hätte, dann wäre er mit uns gekommen.«
»Es war ein Unfall«, widersprach Kiara. »Du kannst dir nicht selbst die Schuld geben.«
Carina schüttelte wieder den Kopf. »Ich habe versucht, ihn festzuhalten, aber wir waren die ganze Nacht draußen gewesen, immer noch nass vom Fluss, und meine Hände waren zu steif. Mutter und Kind, Kiara, wie sind wir da nur hineingeraten?«
Kiara legte einen starken Arm um ihre Schultern und drückte Carina eng an sich. »Gib der Lady die Schuld. Ich weiß, du würdest alles darum geben, um dich in Isencroft auf den Hagedornmond vorzubereiten.«
»Aber das ist nicht möglich, nicht wahr? Wenn Tris keinen Erfolg hat, dann werden wir nie wieder so feiern. Ich wollte niemals Geschichte machen, Kiara. Ich wollte meine Patienten heilen und mit dem Rest nichts zu tun haben.«
»Ich denke, keiner von uns hat sich darum gerissen«, sagte Kiara beruhigend. »Niemand außer der Göttin könnte eine solche Gruppe von Außenseitern zusammenbringen. Das Gute daran ist doch, dass die Heilungen, die du allein an Jonmarc gewirkt hast, dir die besten Heilerschulen in den Winterkönigreichen eröffnen sollten.«
Carina lächelte. »Vielleicht hast du recht. Aber hätte ich ihn da nicht besser ausgestopft und aufgehängt, um ihn zeigen zu können?« Müde, wie sie war, ließ die Absurdität dieser Vorstellung sie doch leise lachen.
»Ich werde mich daran erinnern, ihm zu sagen, dass du endlich weißt, wozu du ihn brauchen kannst, wenn er aufwacht.«
Carina sah weg. »Was ist los?«, fragte Kiara.
»Ich habe solche Angst, Kiara. Nach allem, was mit Ric passiert ist, habe ich Angst, Jonmarc allzu nahekommen zu lassen. Aber nach dem ganzen Tag gestern, ohne zu wissen, ob wir ihn noch rechtzeitig herausholen können, kann ich mir nichts mehr vormachen. Die Göttin
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