Der Blutkönig: Roman (German Edition)
großen Halle um, die vor lauter Gästen aus allen Nähten platzte. Am anderen Ende war Royster von einer Gruppe Damen umgeben, die den weißhaarigen Bibliothekar anhimmelten und in seinen Erzählungen der Ritterlichkeit altertümlicher Helden schwelgten.
Soterius und Harrtuck, die auf dieses Fest nicht hatten verzichten wollen und deshalb bei Hofe erschienen waren, teilten Tris’ und Kiaras gute Laune und sprachen reichlich dem Bier zu. Berry, die in der Nähe saß, strahlte in ihrem mitternachtsblauen Kleid aus Mussaseide, die Haare zu einer komplizierten Frisur geflochten. Berrys Erscheinung machte es schwer, sich dahinter den Wildfang vorzustellen, den sie auf dem Weg nach Norden gerettet hatten. Sie war Carroways enthusiastischste Anhängerin und strahlte bei der Ankündigung von Tris’ und Kiaras Verlobung, als hätte sie selbst alles eingefädelt.
Wieder einmal hatte sich Stadens Dienerschaft selbst übertroffen, um Tris und seine Freunde auszustaffieren. Tris’ Tunika und seine Hosen waren aus kohlschwarzem Satin geschneidert und kontrastierten hervorragend mit einem Wams aus weinfarbenem Brokat und einem dazu passenden dunkelgrauen Mantel. Kiaras Robe nahm das dunkle Weinrot von Tris’ Wams wieder auf und Tris war sicher, dass Berry bei dieser Garderobe ein Wörtchen mitzureden gehabt hatte. Die satte, dunkle Farbe passte wunderbar zu Kiaras Teint und ihrem kastanienfarbenem Haar. Ihr Haarschmuck, der aus einer dünnen Goldkette gearbeitet war, passte zu dem schmalen Halsband, das Jae trug. Der kleine Gyregon putzte sich und thronte auf Kiaras Schulter, als wüsste er genau, was das alles hier zu bedeuten hatte. Soterius trug ein einfaches, aber elegantes Ensemble in Jagdgrün, von geradem, beinahe militärisch aussehendem Schnitt, das gut zu seiner Haltung passte. Harrtuck hatte man trotz seines Widerstands in einen dunkelbraunen Anzug gesteckt, mit einer Samtweste und einem Hemd aus fein gesponnenem Leinen, das sich nicht über seiner breiten kräftigen Brust spannte. Carroway war wie gewöhnlich prächtig gekleidet, in einer modischen Mischung aus verschiedenfarbiger Seide in tiefem Pflaumenblau, strahlendem Grün und goldfarbenen Akzenten. Er saß vorne in der großen Halle bei den anderen Musikern und feierte, dass er wieder seinen Beruf ausüben konnte.
Zwischen all den Sterblichen und Vayash Moru trug Mikhail ein stahlgraues Wams aus üppigem Brokat. Er bewegte sich elegant durch die Menge und Tris fragte sich, wie viele Lebensjahre es brauchte, um sich so gelassen fühlen zu können. Am anderen Ende des Saals entdeckte Tris Gabriel, der ein exquisit geschnittenes dunkelblaues Wams trug. Sein flachsblondes Haar fiel auf seine Schultern herab, er war mit jeder Faser ein Aristokrat.
Tris stieß Kiara an, als Carina und Vahanian hereinkamen. Der Arm der Heilerin hatte sich leicht auf den Vahanians gelegt. Carinas Kleid war aus smaragdfarbener Seide, mit hoher Taille und enganliegend, was ihre schmale Figur betonte. Ihre mittlerweile schulterlangen dunklen Haare trug sie offen. Um ihren Hals glitzerte ein Geschmeide aus grünen Türkisen und Onyx und Tris fragte sich, wo Berry wohl so ein schönes und gleichzeitig passendes Stück zu Carinas Robe aufgetrieben hatte.
Neben Carina schien Vahanian besonders gut gelaunt. Von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, wie er es liebte, wenn es das Protokoll gebot, dass er Hofkleidung trug. Der Anzug betonte Vahanians dunkelbraunes Haar und die braunen Augen. Er trug keinen Schmuck außer seinem Schwertgürtel mit seinem professionell gearbeiteten und viel benutzten Schwert.
»Nimmst du noch Wetten an?«, flüsterte Tris.
Kiara schmunzelte. »Jetzt, wo Berry uns erfolgreich verkuppelt hat, bin ich sicher, dass sie ihre Bemühungen um die beiden verdoppeln wird.«
»Vielleicht brauchen sie ihre Hilfe gar nicht«, meinte Tris und grinste, als die anderen sich zu ihnen gesellten. »Ich bin froh, dass ihr kommen konntet!«, begrüßte Tris Vahanian, der sehr zufrieden darüber wirkte, Carina als Begleiterin für die Abend gewonnen zu haben.
»Schön zu wissen, dass die Hexen dir den Abend freigegeben haben«, gab Vahanian zurück. »Wie ich höre, sind Glückwünsche angebracht.« Sie wurden in dem überfüllten Saal durch das Auftreten neuer Schausteller voneinander getrennt.
Kiaras Lächeln war wehmütig, als sie Tris am Arm nahm. »Einige Formalitäten werden wohl noch zu beachten sein«, sagte sie leise. »Aber vielen Dank.«
»Einen guten Abend euch
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