Der Blutkönig: Roman (German Edition)
allen«, hörten sie eine bekannte Stimme grüßen und als sie sich umdrehten, sahen sie Gabriel hinter sich stehen, obwohl kein Geräusch seine Ankunft angekündigt hatte. Der Vayash Moru verbeugte sich vor Kiara und Carina und nickte dann Vahanian und Tris zu.
Er wandte sich an Tris. »Bist du bereit für unsere Begegnung mit dem Blutrat? Sie war für heute Abend geplant, wie du weißt.«
Vahanian sah misstrauisch zu Gabriel hinüber und dann zu Tris. »Nenn mich abergläubisch, aber aus seinem Mund klingt das nicht gut.«
Gabriel betrachtete Vahanian mit leichter Belustigung. »Du kannst uns gerne begleiten«, meinte er glatt. »Als Lord von Dark Haven wäre das nur angemessen. Du wirst früher oder später sowieso den Blutrat treffen müssen.«
»Warum ich?«
»Weil Dark Haven das traditionelle Heiligtum der Söhne und Töchter der Dunkelheit ist.« Gabriels schwaches Lächeln zeigte seine unbehaglich langen Augzähne. »Und du bist der Herr von Dark Haven.«
»Das hat Staden nicht ausdrücklich betont, als er mir den Titel verliehen hat«, antwortete Vahanian. Carina kicherte.
»Nichtsdestotrotz, diese Angelegenheit betrifft auf gewisse Art auch dich. Die Mitglieder des Blutrats sind die herrschenden Adelshäuser von Dark Haven.«
»Wie genau kann es eigentlich erbliche Adelshäuser unter Vayash Moru geben?«, fragte Vahanian und hob eine Augenbraue.
»Es wäre vielleicht akkurater zu sagen, es gibt eine Aristokratie des Alters und des Reichtums, die eher der Dunklen Gabe entspringt als der Sterblichkeit«, erwiderte Gabriel. »Viele haben dem Rat weit über zweihundert Jahre lang gedient.«
»Also plant ihr, Tris in einen Raum voller Vayash Moru zu bringen. Und mich wollt ihr dabei haben – als was genau, als Appetithäppchen?«
»Als der Obsidiankönig fiel, wurde der Orb, der seine Seele am Rand des Abgrund festhalten sollte, der Seelenfänger, den Söhnen von Dark Haven übergeben, damit sie ihn bewachten. Er wurde unter Dark Haven gesichert, wo sich ein großer Energiefluss befindet. Als Arontala den Orb aus seinem Platz riss, starb der letzte Herr von Dark Haven und das große Haus selbst wurde beschädigt. Der Energiefluss wurde vergiftet und nicht einmal die Schwesternschaft war in der Lage, ihn wieder zu reinigen. Das alles macht das gegenwärtige Problem zu dem Dark Havens. Heute Nacht werden wir den Rat treffen, um Tris als Seelenrufer und rechtmäßigen König von Margolan zu präsentieren.«
»Wieso kümmert sich der Blutrat darum?«
»Weil Arontala ein Vayash Moru ist«, erwiderte Gabriel. »Es gibt alte und bindende Regeln, die unsere Handlungen bestimmen – gegen die Sterblichen und die Brüder der Dunklen Gabe. Das ist notwendig, um den Waffenstillstand zu halten. Es ist den Vayash Moru verboten, sich an die Seite der Sterblichen zu stellen, um andere Vayash Moru zu vernichten. Ich glaube aber, ich kann die Erlaubnis des Rats erwirken, eine Ausnahme zu machen.
Bevor das hier vorbei ist«, fuhr Gabriel fort, »werden wir wahrscheinlich Beistand – oder zumindest die Duldung – der Vayash Moru brauchen, die in Margolan geblieben sind. Solche Sachen regelt man besser formell.«
»So wenig das nach meiner Lieblingsveranstaltung klingen mag«, grummelte Vahanian. »Ich komme wohl besser mit, um unserem Spuky hier den Rücken freizuhalten.«
»Wie du wünschst«, sagte Gabriel mit einer tiefen Verbeugung. »Ich werde um die zwölfte Stunde zurückkehren, um euch zu holen. Bis dahin entschuldige ich mich. Es müssen Vorbereitungen getroffen werden.«
Der Vayash Moru schien sich in Luft aufzulösen.
»Ich hasse es, wenn er das tut«, murmelte Vahanian.
»Danke für die Unterstützung«, meinte Tris. »Ich muss zugeben, dass mich die ganze Idee etwas nervös macht.«
»Du hältst den ganzen Tag Hof für die Geister und ein paar Vayash Moru machen dich nervös?«, scherzte Vahanian. »Bist du nicht der offizielle Herr der Toten und der Untoten?«
»Im Falle der Vayash Moru habe ich den Eindruck, dass dieser Titel nur zeremoniell ist.«
Die Gäste der Feier drängten sich jetzt enger, Schulter an Schulter, um einen besseren Blick auf die Musikanten zu bekommen, die eine lebhafte Melodie aufzuspielen begannen. Vahanian wandte sich der Musik zu. In diesem Moment sah er das Aufblitzen von Fackellicht auf Stahl hinter Tris.
»Runter!«, schrie Vahanian und schubste Tris hart in die Seite, als der Dolch heruntersauste.
Der Dolch traf ihn direkt unterhalb der Schulter. Er stolperte
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