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Der Blutkristall

Titel: Der Blutkristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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schlummerten in ihr die gleichen Anlagen. Ich wollte sie für mich, und der beste Weg war, sie zu einer von uns zu machen. Ja, ich hätte den Rat vorher um Erlaubnis bitten müssen.» Wütend funkelte er Morgan an. «Hätte ich allerdings damals gewusst, dass ihr keine Blutsverwandten seid, wäre das alles niemals geschehen.»
    «Wunderbar, wenn wenigstens einer daran glaubt. Du hast von ihr getrunken, du musst geschmeckt haben, dass kein Tropfen Feenblut in ihren Adern fließt.» Morgan ballte seine Hände zu Fäusten.
    «Mein Gott, Morgan. Ich war nicht viel älter als du. Ich hatte keine Ahnung und noch nie von einem Feenkind getrunken. Aber sie war deine Schwester und sie schmeckte anders als alle Sterblichen, die ich jemals probiert hatte.»
    «Das war Laudanum, du Idiot! Sie war damals schon krank und süchtig nach dem Zeug, weil sie glaubte, es würde ihr Unsterblichkeit verleihen.»
    Nass und frierend hörte sich Vivianne die Geschichte weiter an, bis die fehlenden Teile des Puzzles schließlich fast alle zusammengekommen waren. Sie war nicht überrascht darüber, wie bereitwillig Sebastian Auskunft gab. Erst vor wenigen Stunden hatte sie selbst eine Kostprobe von Cyrons manipulativem Talent genossen und erinnerte sich mit Grauen daran, wie ausgeliefert sie sich dabei gefühlt hatte. Fast empfand sie Mitleid mit Sebastian. Als Cyron den beiden endlich erlaubte aufzustehen, fühlte Vivianne sich erleichtert, beinahe als hätte sie selbst die ganze Zeit in einer Wasserlache knien müssen. Wie sie in ihrem Traum bereits gesehen hatte, war die Transformation misslungen. Sebastian begriff damals viel zu spät, was vor sich ging. «Und als du schließlich erkanntest, dass du ein Monster erschaffen hast», warf sie ein, «hast du versucht, deinen Fehler zu vertuschen, um dich nicht vor der magischen Gemeinde zu blamieren.»
    Sebastian schüttelte den Kopf. «So war das nicht!»
    Morgan schien ihn nicht gehört zu haben, denn bitter ergänzte er Viviannes Vorwurf: «Aber Ednas Existenz war ein Risiko für dich, und da hast du sie so lange weggesperrt, bis sie endgültig wahnsinnig wurde.»
    «Ich habe alles versucht! Immer wieder, aber sie war gefährlich ...»
    «Durch diese grausame Gefangenschaft!» Morgan machte einen drohenden Schritt nach vorn, doch Cyron zischte etwas und der Vampir sprang zurück, als habe er sich verbrannt. Dennoch sprach er weiter: «Und als wäre das nicht genug, musstest du mir auch noch eine verlogene Freundschaft vorgaukeln.»
    «Das ist nicht wahr. Mein Gott, hast du wirklich all die Jahre vergessen, in denen wir gemeinsam durch dick und dünn gegangen sind? Ich habe euch beide sehr geliebt, und du bist mir zu einem unverzichtbaren Gefährten geworden. Meinem besten Freund», fügte er kaum hörbar hinzu.
    «Eher dem einzigen, würde ich sagen.» Morgan blickte ihn kalt an.
    Und Sebastian redete schnell weiter. «Ich habe nie verstanden, warum Ednas Transformation schief gegangen ist. Bis zu dem Tag, an dem ich den Siegelring deiner Familie bei dir sah. Natürlich, bei einem Dieb wie dir konnte man nie wissen. Aber ich war deinen Eltern in der Vergangenheit schon einmal begegnet. Eure verwandtschaftliche Verbindung hätte mir viel eher auffallen müssen. Mit Edna hast du kaum mehr als eine oberflächliche Ähnlichkeit, und Blutsgeschwister seid ihr bestimmt nicht.»
    «Wie auch. Die Frau, die ich für meine Mutter gehalten und an deren Grab ich bittere Tränen geweint habe, war in Wirklichkeit eine Amme, die mich gestohlen hat. Und meine leibliche Mutter hat es einfach zugelassen.»
    Vivianne hätte ihn liebend gern getröstet, aber der Zeitpunkt wäre schlecht gewählt gewesen. Allmählich begann sie sich zudem auch zu fragen, ob hier wirklich der richtige Ort für eine Lebensbeichte war. Also lenkte sie mit einer Frage ab, die sie längst hatte stellen wollen: «Ich verstehe langsam, was in der Vergangenheit geschehen ist, aber was das alles mit dem Blutkristall zu tun hat, kann ich nicht sehen. Ihr glaubt doch nicht wirklich, man könne Edna mithilfe seiner Magie heilen?»
    Erstaunt blickten sich die beiden Vampire an, und zum ersten Mal sah sie etwas anderes als Hass zwischen ihnen. «Cyron?», frage sie hilflos.
    «Heilen kann er sie nicht. Aber er kann den Prozess der Wandlung rückgängig machen. Bevor er in die Hände der Dunkelelfen geriet, wurde der Blutkristall von meinem Volk benutzt, um transformierte Feen wieder zurückzuholen. Mit oftmals katastrophalen Folgen, muss ich

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