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Der Blutkristall

Titel: Der Blutkristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanine Krock
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Überraschung schnell erholte, bewegte sich mit der Eleganz eines Tänzers, und bald erkannte Vivianne seine Strategie. Er wollte Morgan müde machen, um dann den Blutkristall an sich zu nehmen. Das durfte nicht geschehen. Sie teilte zwar nicht Kierans Faszination an der makabren Schönheit eines Kampfes, aber ein wenig hatte sie schon während ihrer Trainingsstunden gelernt. «Verschwinde aus unserem Leben!» Mit diesen Worten stürzte sie sich auf Sebastian, der für den Bruchteil einer Sekunde erstarrte. Lange genug, damit sie nach seinem Arm greifen und den Vampir mit einer Drehung über ihre linke Schulter werfen konnte. Blitzschnell beugte sie sich über den Verblüfften und in ihrer Hand erschien ihr Dolch. Doch bevor sie diesen wie geplant in Sebastians Brust stoßen konnte, um den Vampir außer Gefecht zu setzen, wurde sie nach hinten gerissen. Vivianne begriff, dass nun auch Edna ihr Versteck verlassen und sich in die Auseinandersetzung eingemischt hatte. Sie wirbelte herum, wich den Klauen ihrer Angreiferin aus, trat ins Leere, bekam einen mächtigen Stoß und verlor das Gleichgewicht. Sie konnte sich gerade noch zusammenkauern, da rollte sie schon die Treppen hinunter. Der Sturz erschien ihr endlos, bis sie endlich einen Mauervorsprung zu fassen bekam und benommen liegen blieb. Unmenschliches Gebrüll weiter unten in der Arena verhinderte ihre Ohnmacht sehr effizient. Das Schlachtfeld hatte sich auf die Bühne verlagert, und Vivianne verfluchte die Fähigkeit der Vampire, nach Belieben ihren Standort zu wechseln. Sie selbst hatte immer noch große Schwierigkeiten damit. Sie sprang also auf, um Morgan im Laufschritt zu Hilfe zu eilen. Es goss jetzt in Strömen und immer wieder schlugen Blitze ein und tauchten die Szene in ein unheimliches Licht. Zu Viviannes großem Entsetzen kämpfte Edna nicht an der Seite ihres Ziehbruders, sondern gegen ihn. Und sie schien über körperliche Kräfte zu verfügen, die selbst für eine Vampirin dieses Alters ungewöhnlich waren. Sebastian hatte dank ihrer Hilfe inzwischen die Oberhand gewonnen. Er hielt Morgan mit eisernem Griff. Der versuchte zwar, sich zu wehren, so gut es ging, aber mit einem Schrei sprang Edna auf seinen Rücken, riss ihn an den Haaren und entblößte damit seine schutzlose Kehle. Erst dachte Vivianne, dass sie dies tat, um Sebastian einen noch besseren Zugang zur Halsschlagader seines Opfers zu verschaffen. Doch dort klaffte bereits eine große Wunde, aus welcher der Vampir gierig trank. Reißzähne glitzerten im Mondlicht und der Geruch von Morgans Blut überwältigte Vivianne nahezu. Sie spürte, wie ihre Kräfte gemeinsam mit den seinen schwanden, und stärkte sich mit einem schnellen Schluck aus ihrem mitgebrachten Proviant. Kaum hatte sie die Blutkonserve geleert, sah sie plötzlich eine lange Klinge in der Hand der Wahnsinnigen blitzen. Verzweifelt versuchte Morgan, seine Angreiferin abzuschütteln. Er wand sich und zerrte an ihrem Bein, das sie wie eine tödliche Klammer um seine Taille geschlungen hatte. Doch alle Bemühungen schienen vergebens zu sein.
    Vivianne ahnte, dass sie zu spät kommen würde, um ihren Geliebten vor dem tödlichen Streich zu bewahren. Anstatt daraus zu trinken, warf sie das zweite Paket ihrer Blutreserven nach Sebastian und traf ihn am Kopf. Mehr als ein paar Sekunden, in denen er sich irritiert umsah, brachte ihr dies leider nicht ein. «Cyron!» Sie rieb an dem Amulett, das ihr der Elf gegeben hatte, und rannte derweil die Stufen hinab, in der Hoffnung, dass irgendetwas geschehen möge, das Morgan rettete. Nabrah sauste an ihr vorbei. Sie hatte den Raben ganz vergessen. Dann blieb sie wie angewurzelt stehen, ob aus eigenem Antrieb, oder weil irgendeine Macht sie am Weiterlaufen hinderte, konnte sie nicht sagen. Das Schauspiel, das sich ihr bot, war einzigartig. Der schwarze Vogel schien in Tausende Flügel und Körper auseinanderzubrechen. Einem Schwarm von Zugvögeln gleich wogten die Tiere hin und her und wurden dabei immer heller. Vivianne begann mit den Zähnen zu klappern, die Temperatur war auf einen Schlag weit unter null gesunken. Der Regen wurde zu Hagel, dicke Körner prasselten auf die Bühne des Amphitheaters und störten die unfreiwilligen Darsteller dieses Stücks in ihrer mörderischen Blutlust. Morgan gewann weitere wertvolle Sekunden, die ihm vielleicht das Leben retten konnten. Diesen Wetterumschwung hatte gewiss nicht Sebastian zu verantworten. Reif überzog die Sitzreihen vor Vivianne und auch

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