Der Blutmond
als Freund bezeichnen durften. Sie machten Geschäfte miteinander, mehr nicht.
"Elester, natürlich habe ich euch nicht vergessen.Keine Sorge. Sobald ich das Ritual vollziehe, werde ich an dich und die kleine Kratzbürste denken. Euch wird nichts geschehen!", versicherte der ihm und setzte ein gespieltes Lächeln auf. Das freundliche Grinsen in seinem Gesicht wirkte allerdings keineswegs vertrauenserweckend, denn seine Augen waren nach wir vor kalt und funkelten feindselig. Elester erwiderte sein Lächeln und ging schnurstracks zu Jinx, die abseits von der Meute der Werwölfe saß. Im Gegenteil zu Elester fühlte sie sich unwohl, sich so unbedarft unter den haarigen und stinkenden Kreaturen zu bewegen, denn sie misstraute ihren wachsam lauernden Augen.
"Und?Was hat er gesagt?", hakte sie aufgeregt nach.
"Verdammt!Die weißhaarige Schnäpfe hatte recht mit dem was sie sagte!", zischte er aufgebracht.
"Was soll das heißen?" Jinx war entsetzt und wollte ihm das nicht glauben.
"Ich habe ihn gefragt und dieser Mistköter hat mir direkt ins Gesicht gelogen. Man konnte es in seinen Augen sehen!Denk doch mal nach, Jinx. Wenn sich durch das Ritual die Schwingungen der Erde ändern, sterben wir Vampire alle aus! Dafür gibt es kein Gegenmittel. Der Erdmagnetismus wirkt sich auf jedes Lebewesen aus. Wir sind ihm auf den Leim gegangen und haben ihm auch noch geholfen, uns selbst auszulöschen!" Elester war außer sich, als ihm das volle Ausmaß seines Handelns nun bewusst wurde.
"Oh nein! Was sollen wir jetzt tun?", fragte sie und bekam es mit der Angst zu tun. Dabei sah sie sich verstohlen um, um sicherzugehen, dass niemand ihr Gespräch mitbekam.
"Wir können gar nichts mehr tun! Sie sind in der Überzahl. Alles was wir noch tun können, ist abzuwarten, bis wir zu Asche zerfallen!" Elester keifte Jinx regelrecht an und verlor seine Beherrschung. Contenance war das Letzte, woran er nun dachte. Jetzt wollte er nur noch seine weiße Haut retten und so schnell wie möglich vor den totbringenden Schwingungen davonlaufen.
"Aber was machen wir jetzt bloß?" Jinx war ebenso entsetzt wie panisch und starrte ihren Komplizen mit weit aufgerissenen Augen an.
"Keine Ahnung, was Du machst. Ich für meinen Teil verschwinde von hier.Jeder ist sich selbst der Nächste!" Mit diesen Worten verabschiedete Elester sich und ließ die überraschte Jinx alleine zurück. Er rannte so schnell er nur konnte, doch vor dem Tod konnte man nicht davonlaufen. Egal wo er sich auf dem Erdball verkriechen würde, die Schwingungen würden in früher oder später dennoch erreichen. Völlig perplex sah ihm Jinx nach, wie er im Blätterwerk des Waldes untertauchte und dort wie ein feiger Hase verschwand. Starr vor Angst und ohne Führung, fiel ihr wieder Luna ein, die sie ganz in der Nähe gefangen hielt. Umgehend eilte sie zu ihr und befreite sie von ihren Fesseln. Verwirrt blickte diese nun in die verängstigten Katzenaugen des sonst so hochnäsigen Vampirs, der ihr soeben den Sack vom Kopf genommen hatte. Luna hatte große Lust augenblicklich ihre Gabe anzuwenden und die Verräterin zu einer Eisstatue erstarren zu lassen. Doch dann hielt sie inne, denn sie spürte, dass sich etwas an ihrer Ausstrahlung verändert hatte. Jinxs Biss und ihre Angriffslust waren komplett verschwunden. Wie ein geschundenes Tier stand sie vor ihr und ließ entkräftet ihre Schulter hängen. Bei diesem Anblick wurde Luna stutzig.
"Was ist los?", fragte sie überrascht und streckte ihre Gliedmaßen, nachdem sie sich endlich wieder frei bewegen konnte.
"Du hattest Recht!Alles was du gesagt hast, ist wahr. Baddo hatte niemals vor, uns am Leben zu lassen. Wir waren nur Mittel zum Zweck. Elester hat sich einfach aus dem Staub gemacht und wenn keiner den Irren aufhält, sind wir in knapp einer Stunde tot!", erzählte Jinx hysterisch und warf zwischen dem dichten Blätterdach einen Blick auf den Mond, der beinahe vollständig rot eingefärbt war. Luna verstand, wie brenzlig die Lage für die Vampire war.
"Schnell, bring mich zu der Höhle. Ich besitze eine Gabe, mit der ich vielleicht etwas Zeit herausschinden kann!" Jinx nickte und zeigte Luna den Weg. Sie war naiv genug gewesen, dem Werwolf zu vertrauen und war somit mitschuldig, dass er nun kurz davor war, seinen Plan auszuführen. Doch bis vorhin hatte sich noch geglaubt, dass sie wie bisher weiter leben würde. Zudem hatte sie gehofft, dass auch ihre verflossene Liebe, Ardric Donovan, von ihrer Geschäftsbeziehung zu der haarigen
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