Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)
hoffentlich andere.
Die organisierte Kriminalität in Berlin besteht aus drei Gruppen: den Hooligans, den Rockern und den kriminellen ausländischen Großfamilien, die ich manchmal »Apachen« nenne. Alle Szenen funktionieren wie die Mafia: Sie halten zusammen; sie dealen Konflikte untereinander aus – ohne Polizei und Justiz; und sie predigen Familien-»Ehre«, schweigen also nach außen hin.
Die Polizei hat viel mit den Rockern zu tun. Aber nicht nur in Berlin, sondern auch in Bremen und anderen Städten. In Berlin gibt es die Hells Angels und die Bandidos. Vor kurzem haben die Mongols auch noch einen Verein in Bremen aufgemacht, sie gelten als besonders aggressiv. Jetzt fürchten alle, dass die auch nach Berlin kommen. Und dass es dann zu noch heftigeren Bandenkriegen kommt.
Den Rockern geht es in der Regel längst nicht mehr ums Motorradfahren oder um die frische Luft um der Nase. Sie nutzen ihre Strukturen für Drogenhandel, Prostitution, Waffenhandel und Schutzgelderpressungen. Manche Mongols in Bremen haben nicht mal ein Motorrad. Als die Polizei mal welche festnahm, stellte sie fest, dass die noch nicht mal einen Motorradführerschein hatten!
Die Rocker haben sehr gute Netzwerke, was mittlerweile auch die Apachen gemerkt haben. So dass viele arabische und türkische Clans jetzt versuchen, sich die Handelswege der Rocker zu eigen zu machen. Das bedeutet, die kriminellen Szenen verbinden sich, sie interagieren zum Teil. Was die Situation natürlich nicht besser macht.
In Berlin gibt es mehrere »arabische Großfamilien«. Das sind meist arabische Landsmänner, die sich zu einer Familie zugehörig fühlen, in der sich die Männer als Brüder, Cousins und Onkel sehen. Die Verbrecher unter ihnen sollte man beim Wort nehmen und als Mafia bezeichnen. Dann wird die Gefahr deutlicher, die von dieser Gruppierung ausgeht.
Erst vor kurzem hat die Jugendrichterin Kirsten Heisig auf diese Situation hingewiesen. Auch die Zeitungen berichten in Berlin fast wöchentlich von den Verbrechen dieser »Mafia«. Und es gab schon vor acht Jahren eine Studie vom Berliner Landeskriminalamt dazu.
Das Problem ist also bekannt, allerdings hat sich kaum was geändert seither. Nur dass die ausländischen Clans noch mächtiger geworden sind und im LKA immer weniger Polizisten mit dem Kampf gegen die Clans hinterherkommen.
Das beste Beispiel ist ein stadtbekannter Krimineller, Nissan C. Er stammt ebenfalls aus einer arabischen Familie, ist der bekannteste Intensivtäter Berlins. Mittlerweile ist er noch dazu ein sehr gerngesehener Gast in einer Rockergang.
Nissan ist schon als Kind aufgefallen, als er ein anderes Kind verprügelte. Dann kamen weitere Körperverletzungen hinzu, Raub und Diebstahl. Als er mit 14 strafmündig wurde, bekam er erste Gefängnisstrafen, auf Bewährung. Er machte weiter.
Ein Polizeibeamter schrieb einen Aufsatz über ihn in einer Polizei-Fachzeitschrift. Dabei wurden 81 Ermittlungsverfahren gegen Nissan aufgelistet, da war er 21 Jahre alt.
Später bildete die Berliner Justiz die Intensivtäterabteilung bei der Staatsanwaltschaft. Als Intensivtäter gilt, wer schon als Jugendlicher durch mehr als zehn Straftaten auffällt, meistens als »kiezorientierter Mehrfachtäter«. Der wird dann von einem Polizisten und einem Staatsanwalt beobachtet, das heißt: Die wissen genau, wer was angestellt hat.
In der Anfangszeit der Intensivtäterabteilung wurden in Berlin rund 200 bis 300 Intensivtäter geführt. Bis Ende 2010 hatte die Polizei dann schon 860 Intensivtäter registriert. Dazu kommen rund 164 sogenannte Schwellentäter, also Täter unter 21 Jahren, die dennoch bereits mindestens fünf Raubtaten begangen haben. Und 392 kiezorientierte Mehrfachtäter. Insgesamt also 1418 Registrierte! Der Anteil der Nichtdeutschen beträgt ca. 35 Prozent und derjenigen mit Migrationshintergrund rund 80 Prozent. Und gut 44 Prozent aller Intensivtäter in Berlin haben einen libanesisch-kurdischen Hintergrund. Obwohl die Libanesen nicht mal ein halbes Prozent der männlichen Heranwachsenden in Berlin ausmachen.
Woher Nissan beziehungsweise seine Familie genau kommt, weiß man nicht. Er selbst bezeichnet sich als staatenlosen Palästinenser. 2004 sollte er abgeschoben werden. Da hatte er bereits – mit Anfang 20 – insgesamt viereinhalb Jahre in Haft gesessen. Er konnte aber nicht abgeschoben werden, weil der Zielstaat Libanon sich weigerte, die nötigen Dokumente zur Verfügung zu stellen. Die wollten ihn auch nicht
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