Der Bodyguard: Zwischen High Society und Unterwelt (German Edition)
ausgewähltes Team. Manchmal stehe ich da sogar selber. Nicht, um gelegentlich ins Bild zu kommen, wie eventuell der eine oder andere jetzt denken würde! Es geht darum – gerade, wenn zwischen Publikum und Bühne Absperrungen fehlen –, zu verhindern, dass jemand aus dem Publikum auf die Bühne rennt. Bei der Show »Willkommen bei Carmen Nebel« muss ich immer persönlich dabei sein. Ich laufe hier immer hinter der Kamera an und auf der Bühne mit. Das wird so gewünscht, weil ich so klein und unauffällig bin. Da sag noch mal einer, Securitys müssen immer groß und kräftig sein!
Im Vorfeld einer Veranstaltung gibt es im Idealfall unzählige Meetings und Begehungen, damit der Einsatzleiter die Location in- und auswendig kennenlernt. Er muss wissen, wer wann wo und wie lange gebraucht wird. Kurz vor dem Start geht er nochmal mit dem Veranstalter die Positionen ab, um eventuelle Sicherheitslücken zu entdecken. Dann muss alles safe sein.
Bei allen großen Veranstaltungen gehe ich die Planung noch mal kurz vorher durch.
Manchmal beginnt so ein Tag für die Jungs früh morgens um 8 Uhr und endet erst weit nach Mitternacht. Die Arbeitszeiten in der Security-Branche sind selten gewerkschaftsfreundlich. Wenn man einen netten Veranstalter erwischt, dann stellt dieser der Security auch schon mal die Teilnahme an der Verpflegung frei. Logischerweise können dann nicht alle Sicherheitskräfte auf einmal zum Buffet rennen. Das muss dann vom Einsatzleiter koordiniert werden. Der weiß ganz genau, wann wo jemand entbehrlich ist.
All das wird im Optimalfall von einem zentralen Raum aus koordiniert, wo die Einsatzleitung sitzt. Oft kommen dann noch Polizei, Feuerwehr, Sanitätsdienst sowie ein Vertreter der Veranstaltung hinzu, damit in Extremsituationen eine schnelle Kommunikation möglich ist.
Alle Sicherheitskräfte und Mitarbeiter sind über Funk mit dem Einsatzleiter verbunden. Die Kabel der Headsets, die in den Hemdkragen führen, sind mittlerweile ein Symbol für den Bodyguard geworden.
Obwohl jeder Mitarbeiter vor dem Event vom Einsatzleiter in seine Position eingewiesen wird, kann es immer zu Problemen kommen, die dann spontan gelöst werden müssen. Die Anweisungen dafür bekommt mein Team dann über Funk. Der Einsatzleiter entscheidet sofort, welche Maßnahmen ergriffen werden, wenn zum Beispiel Fans zu aufdringlich werden, unerbetene oder stark betrunkene Gäste im Innenbereich entdeckt werden, Verstärkung an der Absperrung zum Pressebereich benötigt wird oder Stars vorzeitig die Veranstaltung verlassen wollen.
Im Oktober 2010 engagierte mich das Männermagazin GQ, um ihre Gala »Männer des Jahres 2010« zu sichern.
Den Auftrag bekam ich aus einem witzigen Grund: Ich erzählte dem Auftraggeber, dass ich seine Zeitschrift echt cool finde und dass deshalb meine Fahrzeuge alle ein GQ- Kennzeichen tragen. Das fand er natürlich super, und prompt waren wir im Boot.
Schon bei der Vorbereitung, diversen Begehungen und Meetings merkte ich: Die Veranstaltung wird hammer! Hammeranstrengend.
Einerseits musste die Veranstaltungssicherheit laufen. Andererseits war Annie Lennox als Stargast da und wollte extra beschützt werden. Dafür hatte ich den perfekten Mann am Start. Dachte ich. Ein sehr erfahrener Personenschützer mit ausgezeichneten Englischkenntnissen. Er holte die Sängerin also am Flughafen ab, brachte sie zum Hotel, zur Gala, zur Bühne. Die GQ- Gala fand in der Komischen Oper in Berlin statt. Es gab einen roten Teppich, um den standen schon früh am Nachmittag die Fans und natürlich Kameras und Journalisten.
Vor der großen Gala gab es ein Briefing für alle Sicherheitsmitarbeiter. Jeder muss seinen Einsatzbereich genau kennen. Im Vorfeld sollte man versuchen, möglichst alle Schwachstellen auszuschalten. Aber hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht, es kommt immer was dazwischen. Trotzdem: Je besser die Vorbereitung, desto besser kann man auch auf Unerwartetes reagieren. Und das kommt immer!
Der normale Mensch sieht von so einer Gala maximal den roten Teppich, die Fernsehberichte und die Fotos in den Zeitschriften. Wer in welchem Kleid. Wer mit wem. Wer auf der Bühne.
Hinter den Kulissen herrscht eine große Betriebsamkeit. Hunderte von Leuten wuseln rum. Bauen Theken auf, kleben Teppichränder ab, stellen Absperrungen auf. Und wenn die ersten Gäste kommen, muss alles perfekt sein. Jeder muss wissen, was zu tun ist. Von dem Mann an der Straßensperre bis zum Personenschützer
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