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Der böse Geist vom Waisenhaus

Der böse Geist vom Waisenhaus

Titel: Der böse Geist vom Waisenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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beneiden.“
    „Wenn er nur nicht ein so
schlechter Esser wäre“, klagte sie. „Er könnte ruhig etwas zulegen — figürlich.
Aber er bleibt dünn. Das liegt natürlich auch daran, daß ihr immer so
rumhetzt.“
    Tim grinste.
    Dann sahen alle Klößchen an.
    „Ja ja“, meinte der, „bei mir
wirkt das Herumhetzen nicht. Ich bleibe nudelig. Weil ich im Gegensatz zu dir,
Karl, ein guter Esser bin.“
    „Ein sehr guter“, sagte Tim.
    „Ein Vielfraß“, sagte Karl.
    „Ärgert ihn nicht!“ meinte Frau
Vierstein. „Ihm steht die Beleibtheit.“
    „Meine ich aber auch“, nickte
Klößchen und griff nach dem fünften Speckpfannkuchen, den er diesmal mit Honig
bestrich und dann zusammenrollte.
    Auch Tim hatte schon drei
verputzt: einen mit Quarkfüllung, zwei mit Fleischragout.
    Klößchen trug sein Hausgewand,
wie er es nannte: weiße Tennisshorts und den dicken Kapuzenpulli mit der
Aufschrift ,Weltmeister von morgen’. Dazu ein paar Hausschuhe, die ihm vier
Nummern zu groß waren und Professor Vierstein gehörten, denn er, Klößchen,
hatte seine eigenen vergessen.

    Als er die Hand ausstreckte zum
sechsten Pfannkuchen, klopfte ihm Tim auf die Finger.
    „Jetzt ist Schluß. Ich will mir
nicht dein Gejammer anhören, wenn wir nachher Tempo machen. Gaby wartet. Also
los!“
    Eine halbe Stunde später
rollten die drei bei Gaby an, die ihren Hund Oskar schon Gassi geführt und
anschließend telefoniert hatte mit einem Kollegen ihres Vaters.
    Sie ließ die Jungs ein.
    Oskar kam angeschossen aus
Gabys Zimmer und begrüßte seine Freunde mit hundegemäßer Begeisterung.
    Tim kraulte ihn und hielt
Ausschau nach Gabys Mutter, aber die war unten in ihrem Feinkost-Geschäft, das
sie samstags bis 12 Uhr geöffnet hielt. Ab und zu half Gaby dort. Aber meistens
kam Frau Glockner allein zurecht.
    Klößchen sah sich um.
    „Ich dachte, du lädst uns zum
Frühstück ein.“
    Karl sagte: „Er hat gerade eben
sechs Pfannkuchen gefressen. Speckpfannkuchen.“
    „Fünf!“ stellte Klößchen
richtig.
    „Aber solche Dinger“, Tim
zeichnete das Format in die Luft. „Klosettdeckelgroß. Weißt ja, wie dick Karls
Mutter sie bäckt.“
    „Man wird doch noch einen Witz
machen dürfen“, grummelte Klößchen. „Jede Einladung zum Frühstück würde ich
jetzt eiskalt ablehnen.“
    „Ich habe mit Brettschneyder
telefoniert“, wechselte Gaby das Thema.
    Der war Kriminalassistent, ein
netter, aber noch unerfahrener Kollege in Glockners Team. Er lernte sozusagen
bei Gabys Vater und schwärmte für dessen Tochter, gab sich aber alle Mühe, das
nicht merken zu lassen — was ihm auch gelang, sieht man davon ab, daß er
jedesmal errötete, wenn Gaby ins Büro kam.
    „Und?“ fragte Tim. „Hat er sehr
gestottert? Oder kann er wenigstens am Telefon unbefangen mit dir reden?“
    „Nun laß mir doch meine
Verehrer!“
    „Laß ich dir ja. Gönne dir
alle.“
    „Jedenfalls hat er mir
berichtet, daß dieser Vleske immer noch auf freiem Fuß ist.“
    Die Jungs nickten.
    „Dieser Mistkerl“, sagte Gaby,
„hat nicht nur Christian mißhandelt, sondern auch einen Mordversuch gemacht —
gestern nachmittag.“
    „Vielseitiger Typ“,
kommentierte Klößchen.
    „Mordversuch an wem?“ fragte
Tim.
    „An einer gewissen Katrin
Breukhoff. Das hat mir Brettschneyder im Vertrauen geflüstert. Diese Katrin ist
nämlich erst 13. Vleske ist eine Art Untermieter bei ihren Eltern und hat das
Mädchen mißbraucht.“
    „Unglaublich!“ Tim schüttelte
den Kopf.
    „Sie wollte die Sache
aufdecken“, fuhr Gaby fort, „und Vleske das verhindern — mit seinem
Mordanschlag. Später freilich hat der Kerl angerufen und sie gewarnt, nichts
vom Müsli zu essen. Das hat er nämlich vergiftet. Die Reue kam also, aber es
hätte auch zu spät sein können.“
    „Wir werden die Pennerszene
abgrasen“, sagte Tim. „Wenn Polizei auftaucht, mauern die Wermutbrüder, wissen
dann von nichts. Bei uns sind sie mitteilsamer. Könnte ja sein, daß sich Vleske
dort versteckt. Hast du rausgekriegt, wem der schwarze Audi gehört?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Unser
Zwei-Millionen-Dieb hat noch Gnadenfrist bis Montag. Den Mann, den ich bei der
Kfz-Zulassungsstelle kenne, konnte ich leider nicht erreichen. Ist weggefahren
übers Wochenende.“
    „Uih!“ meinte Klößchen. „Tolle
Chance für den wilden Audi-Raser. Zwei Tage hat er noch, um das Geld
auszugeben.“
    „Zwei Millionen?“ sagte Karl.
„Das schafft er nur, wenn er Immobilien kauft. Aber da wird

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