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Der böse Geist vom Waisenhaus

Der böse Geist vom Waisenhaus

Titel: Der böse Geist vom Waisenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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sein“,
meinte Karl. „Wenn’s der ist — o Gott!“
    „Die Adresse ist
Kasernen-Straße 4“, sagte Gaby.
    „Kenne ich“, nickte Tim. „Ist
etwas außerhalb bei den ehemaligen US-Kasernen. Leute! Ist da nicht dieses
kleine, ziemlich heruntergekommene Heim?“
    „Ein Waisenhaus“, sagte Gaby.
„Ein privates. Ich wage nicht, weiterzudenken.“
    „Auf die Rosse, Kids!“ Tim
schwang sich in den Sattel.
    Klößchen maulte zwar, er käme
um vor Hunger und müsse unbedingt Nahrung aufnehmen. Aber die drei fuhren los,
ohne auf ihn zu achten, und er strampelte fluchend hinterher.
     
    *
     
    Tim hatte geklingelt an der
schweren Tür, die auch zu einem Gefängnis gepaßt hätte. Seine Freunde standen
neben ihm.
     

    Nach einer Weile wurde
geöffnet.
    Tim sah auf den Jungen hinab,
ein schmächtiges Kerlchen. Frisur wie ein Skin, blasses Gesicht, große Augen.

    „Hallo!“ sagte Tim. „So sieht
man sich wieder.“
    Der Junge wollte die Tür
schließen. Tim packte ihn am Kragen und zog ihn ins Freie.
    „Ich tue dir nichts. Aber hör
auf zu zappeln. Du warst der in der Mitte. Der Kleinste. Hast die Hecktür von
eurem Wagen geschlossen.“
    „Ich sage nichts“, wimmerte der
armselige Junge. „Ich darf nichts sagen. Sonst nimmt Dansik die Peitsche.“
    „Ist er da?“
    „Nein.“
    „Du lügst nicht?“
    „Bestimmt nicht. Er ist zur
Stadt. Hat da eine Verabredung im Freizeit-Park. Ich hörte das, als Dansik
telefonierte. Um 17 Uhr, hat er gesagt. Am Musikpavillon.“
    „Wie heißt du?“
    „Otto. Otto Fruchtleben.“
    „Und die beiden andern von
gestern abend?“
    „Jan Schechter und Sascha
Prokolowski.“
    „Zwingt euch Dansik zu den
Einbrüchen?“
    „Ja, und wie. Wenn wir nicht
wollen, gibt es Senge.“
    „Und ihr laßt euch das
gefallen?“
    „Müssen wir. Vor einem Jahr
wollte Emanuel Schmitt ihn verraten. Mani ist nachts aus dem Fenster gestiegen.
Er wollte zur Polizei. Dansik hat’s gemerkt und ist hinterher. Am nächsten Tag
wurde Mani auf der Straße gefunden. Er war tot. Überfahren. Alle hier glauben,
daß Dansik das gemacht hat, und haben schreckliche Angst.“
    In dem Fall zu Unrecht, dachte
Tim.
    Er entsann sich.
    Ein Junge, ausgebüchst aus dem
Waisenheim, war auf nächtlicher Straße überfahren worden von einem Betrunkenen,
der dann floh mit seinem Wagen, aber drei Tage später gefaßt wurde — aufgrund
der besonderen Lacksplitter seines Fahrzeugs, die man am Unfallort fand.
    Zu den Waisenkindern hier hatte
sich das offenbar nicht herumgesprochen; und Dansik nutzte das aus.
    „Ihr kriegt einen neuen
Heimleiter“, sagte Tim, „wahrscheinlich schon heute.“
     
    *
     
    Der Freizeit-Park, ein großes
Gelände, war an Schönwetter-Tagen überlaufen. Jetzt, am späten Nachmittag,
strömte der Regen herab, in den sich Schneeflocken mischten; und im
Freizeit-Park war keine Menschenseele zu sehen.
    Tim und seine Freunde hockten
seit einer halben Stunde im Musikpavillon. Bänke waren dort aufgeschichtet. Ein
willkommenes Versteck. Allerdings standen noch genügend Bänke im Freien.
Regentropfen platschten auf sie hinab, und der gekieste Boden war übersät mit
fahlen Blättern.
    „Eine Minute vor fünf“, sagte
Tim.
    Im selben Moment sah er den
Typ.
    Er kam hinter den Buden hervor,
bei denen im Sommer Erfrischungen verkauft werden.
    „Könnte Rotbart sein“, sagte
Gaby und spähte durch einen Spalt zwischen den aufgetürmten Bänken. „Einen
roten Bart hat er. Wie ein Penner sieht er aus. Und er benimmt sich
argwöhnisch.“
    „Wäre der Hammer“, sagte Tim,
„wenn sich Dansik mit Vleske verabredet hat. Und...“ Er stockte. „Da ist er
ja.“
    Dansik, der böse Geist vom
Waisenhaus, tauchte auf neben einer anderen Bude. Er trug denselben Regenmantel
wie gestern abend und auch jetzt keinen Hut. Dansik ging auf Rotbart zu.
    Der wandte sich um, die Hände
tief in den Taschen seiner karierten Joppe.
    Sie redeten miteinander.
    Irgendwas stimmte nicht.
    Abwehrend hob Vleske eine Hand.
    Dansik zog seine Pistole und
richtete die Mündung auf Vleskes Brust.
    „Um Himmels willen!“
    Tim schnellte hoch.
    Aber Dansik schoß nicht. Mit
vorgehaltener Waffe dirigierte er Vleske vor sich her zu den Buden.
    „Bleibt hier!“
    Tim sauste los. Und sah gerade
noch, wie die beiden hinter MAXLS BRATWURST-STATION verschwanden.

    Tim fegte hinterher. Vor der
Ecke stoppte er. Sie redeten. Tim preßte sich an die Holzwand. Dansik und
Vleske waren nur zwei oder drei Meter von ihm entfernt, standen

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