Der Boss und die sexy Luegnerin
er wusste, dass Charlie deswegen besorgt war.
Sie war ständig nervös. Das konnte er mit einem einzigen Blick auf sie erkennen, während sie sich in seiner Küche zu schaffen machte. Vance kannte sie bereits gut genug, um zu wissen, was die Anspannung in ihren Schultern zu bedeuten hatte. Oder das entschiedene Vorschieben ihres Kinns – als wolle sie sich zwingen, auf keinen Fall die Beherrschung zu verlieren.
Er bewunderte Stärke, und Charlie war eine starke Frau. Sie war in schwierigen Verhältnissen aufgewachsen, doch sie hatte sich durchgekämpft und sich ein Leben aufgebaut. Sie liebte ihren Sohn, und ihre Entschlossenheit, Jake zu beschützen, berührte etwas tief in Vance. Es war eine unumstößliche Tatsache: Er verbrachte viel zu viel Zeit damit, an Charlie zu denken.
Vom Wohnzimmer aus blickte er in die offene Küche, beobachtete Charlie, die das Abendessen zubereitete. Hühnchen mit Parmesan, hatte sie gesagt, und er musste zugeben, dass es fantastisch roch. Üblicherweise ließ er sich sein Essen liefern oder schob einfach was in die Mikrowelle.
Es war … seltsam, Charlie und Jake hier zu haben. Aber es machte ihn auch nicht verrückt. Und genau das machte ihm zu schaffen.
Er hatte noch nie eine Frau hierhergebracht.
Sein Zuhause war sein Rückzugsort. Den teilte er nicht. Wenn er sich mit einer Frau traf, dann gingen sie zu ihr oder in ein gutes Hotel. Sein Penthouse mit Blick auf den Hudson war stets unbefugtes Gebiet geblieben.
Bis zu Charlie.
Verdammt, es gab eine Menge Dinge, über die er sagen konnte „bis zu Charlie“. In einem Diner essen, Spaziergänge mit einem Baby, früh von der Arbeit nach Hause gehen, wilden, ihn verrückt machenden Sex mitten am Nachmittag haben. All das stand unter dem Titel „bis zu Charlie“.
„Babababa!“
Vances Gedanken wurden abrupt unterbrochen, als das Baby mit seinen kleinen Fäusten auf sein Bein einschlug, um seine Aufmerksamkeit zu erlangen.
„Was ist ein Ba?“, rief er zu Charlie hinüber.
„Ein Ball“, antwortete Charlie. „Ich habe seinen Lieblingsball mitgebracht. Ist in seinem Zimmer.“
„Babababa!“
Die Augen des Babys waren weit aufgerissen, und seine Unterlippe zitterte. Noch vor ein paar Wochen wäre Vance angesichts dieses Anblicks geflüchtet, so schnell er nur konnte. Jetzt wusste er nicht einmal mehr, warum er das hätte tun sollen. Er hob das Baby hoch und trug Jake zu seinem improvisierten Kinderzimmer.
Das bestellte Kinderbett stand bereits zusammengebaut darin. Die Kommode war mit Babysachen gefüllt, und auf einem niedrigen Tisch lag eine Kiste mit Windeln.
„Babababa!“ Jake legte den Kopf auf Vances Schulter und eine Hand auf seine Brust.
„Fast da, kleiner Mann.“ Vance strich ihm beruhigend über den Rücken. Er fand den leuchtend roten Ball auf dem Boden des Kleiderschranks. Er setzte das Baby ab und rollte den Ball über den Teppich. Als Jake vor Begeisterung strahlte, konnte Vance sich ein Lächeln nicht verkneifen. Jake griff nach dem roten Gummiball und holte mit dem linken Arm aus und warf den Ball zu Vance zurück.
„Was für ein Wurf!“, kommentierte Vance mit einem breiten Grinsen. „Und ein Linkshänder. In der Little League werden sie dich lieben, Kleiner. Und ein Werfer, der Linkshänder ist, kann jede Bedingung stellen, die ihm gefällt.“
„Bababa!“
Vance lächelte noch immer und rollte den Ball zurück zu Jake, der ihn – begeistert von dem Spiel – sogleich wieder zurückwarf. Vance blickte in die dunkelblauen Augen und spürte, wie die Rührung in ihm aufstieg. Dieses Baby hatte ihn ebenso leicht um den Finger gewickelt wie seine Mutter. Bei diesen beiden wusste er wirklich nicht, wie ihm geschah. Er wusste nur, dass er zum ersten Mal in seinem Leben nicht nach einem schnellen Abgang suchte.
Seltsam wie es war, genoss er das hier sogar. Das Baby. Charlie. Das Lachen und Leben in seinem sonst so stillen Zuhause.
Er runzelte die Stirn und sagte sich, dass er sich vermutlich Sorgen machen sollte.
Vance brauchte Charlies Näherkommen gar nicht erst zu hören – er konnte spüren, wie sie ihn beobachtete. Er blickte sich zur Tür um, wo sie mit einer Schulter gegen den Rahmen gelehnt stand. Ihr Haar hatte sie zu einem langen dicken Zopf geflochten, der ihr über der rechten Schulter hing. Sie war barfuß, und ihre scharlachrot lackierten Zehennägel leuchteten unter den Hosenbeinen der ausgebleichten Jeans hervor. Auf ihrem T-Shirt stand: Vergiss den Film, lies ein
Weitere Kostenlose Bücher