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Der Boss

Der Boss

Titel: Der Boss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Netenjakob
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und ändert seine Strategie:
    »Gut. Vorschlag. Wir fahren zweigleisig: Für die traditionelleZielgruppe von Süffels Kölsch machen wir weiter wie bisher – so was wie Echt typisch kölsch  …«
    » Echt typisch kölsch  … Dat is jut. Und dat hatten wir noch nit. Da is dat Echte drin, aber auch das Typische. Und dat is ja beides wischtisch.«
    »Genau. Und für die neue Zielgruppe gehen wir Wege, mit denen wir uns von den anderen 27 Kölschsorten radikal absetzen …«
    Rüdiger Kleinmüller reißt das nächste Blatt ab. Jetzt erscheint der Slogan: Süffels Kölsch – a new dimension of beer . Während sich Ralf Süffels gelangweilt sein mittlerweile drittes Kölsch einschenkt, runzelt sein Vater ratlos die Stirn:
    »Dat is ja englisch.«
    »Genau. Cool. Jugendlich. Frisch. Ein Trend-Bier, das man auch in der Disco trinkt.«
    »Nä. Dat is Driss.«
    »Lassen Sie es doch einen Moment auf sich wirken.«
    »Nä.«
    »Aber …«
    » Echt typisch kölsch . Dat jefällt mir.«
    Rüdiger Kleinmüller blättert ratlos weitere Seiten seines Flipcharts um. Es erscheinen die Slogans: »The Spirit of Süffels«, »Süffels – be a part of Cologne« und »The Süffels-Adventure«.
    »Aber schauen Sie sich doch erst mal meine anderen Ideen an!«
    »Nä. Alles Driss.«
    »Aber ich dachte, Sie wollen neue Wege gehen?«
    »Dat is ja ein neuer Weg. Bisher hatten wir typisch kölsch und echt kölsch. Aber die Kombination, dat is ein neuer Weg. Oder sind Sie anderer Meinung, Herr Kleinmüller?«
    »Nein. Das ist in der Tat ein … ganz neuer Weg. Echt typisch kölsch gefällt mir eigentlich auch am besten. War ja auch meine Idee.«
    Früher hätte ich ihm das durchgehen lassen. Aber durch den Kontakt mit der türkischen Kultur habe auch etwas von dem entwickelt, das allgemein als »Stolz« bezeichnet wird:
    »Wenn ich Sie korrigieren dürfte … Ach nee, wir duzen uns ja inzwischen. Wenn ich dich korrigieren dürfte, Rüdiger: Das war meine Idee. Nicht, dass das wichtig wäre – nur fürs Protokoll.«
    Rüdiger Kleinmüller schaut mich vorwurfsvoll an. Ich wende mich an Jupp Süffels:
    »Entschuldigung, ich bin nicht immer so ein Korinthenkacker … Beziehungsweise Currant-Shitter .«
    Als Jupp Süffels lacht, stimmt Rüdiger Kleinmüller mit ein – straft mich aber gleichzeitig mit einem Blick. Jupp Süffels setzt zu reden an, hält aber kurz inne, um sich ein halbes Mettbrötchen in den Mund zu schieben. Dann braucht er eine gute halbe Minute, bis er sprechen kann:
    »Jut, dat is entschieden. Der neue Slogan lautet Süffels Kölsch – e cht typisch kölsch. Aber wat mir eigentlich am Herzen liegt, dat is mein Sohn, der Ralf.«
    Jetzt schaut Ralf, schon leicht angeheitert, zum ersten Mal ein kleines bisschen weniger desinteressiert.
    »Wie Sie ja wissen, tritt der Ralf sehr erfolgreich im Kölner Karneval auf.«
    »Klar. Wusste ich.«
    Das war gelogen – Rüdiger Kleinmüller hasst den Karneval wie die Pest und fliegt jedes Jahr über die tollen Tage nach Mauritius. Ich dagegen habe Ralf Süffels bei der bisher einzigen Karnevalssitzung erlebt, die ich in meinem Leben besucht habe: Mein bester Freund Mark und ich hatten Karten für das Kölschfest im großen Zelt hinter dem Südstadion ergattert – eigentlich nur, um uns über die Veranstaltung lustig zu machen. Der absolute Tiefpunkt des Abends war der Auftritt von Ralf Süffels alias Bernd Banane . Vor ihm hatte die Kölschrock-Band Brings den Saal zum Kochen gebracht, und dann versuchte Ralf in einem gelben Glitzeranzug, mit einer kölschen Cover-Version von Ein Stern, der deinen Namen trägt Werbung für Süffels Kölsch zu machen: Ein Kölsch, das meinen Namen trägt. Der einzige Grund, dass er überhaupt bei dieser Veranstaltung mitwirken durfte: Süffels Kölsch war der Hauptsponsor. Ralfs Auftritt wurde von den meisten Besuchern als willkommene Gelegenheit genutzt, die Toilettenräume aufzusuchen.
    »Also bisher ist der Ralf ja vom Image her sehr an den Kölner Karneval angebunden. Aber dat wollen wir jetzt ändern, damit der Ralf mal so richtig durchstarten kann.«
    Rüdiger Kleinmüller schaut verwundert und fragt sich wohl genauso wie ich, was Jupp Süffels mit »richtig durchstarten« meint.
    »Verstehense, Herr Kleinmüller, mir wurde von verschiedenen Seiten zujerufen, dat Bernd Banane dat Potenzial zum Superstar hat. Und dat wollen wir jetzt auch nutzen.«
    Ich schaue auf den bierbäuchigen Mann um die dreißig mit dem Charisma eines

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