Der Boss
auf ex und schenkt sich nach, während sein Vater sich für sein eigenes Produkt begeistert:
»Herrlich – et schmeckt schon wieder! Isch meine, wat jibbet Schöneres, als wemmer sein Hobby zum Beruf macht?!«
»Genau. Also, lieber Jupp Süffels, lieber Ralf Süffels, ich darf Ihnen meinen besten Mitarbeiter vorstellen: Daniel Hagenberger, der Head of Creativity – ein echtes Wording-Genie.«
» Wording ? Wat soll dat denn sein?«
»Er, äh, textet sehr gut.«
»Und warum sagen Sie dann Wording ?«
»Na ja, Texten ist irgendwie old-fashioned. Wenn ich Wording sage, ist das halt modernes … äh … Wording . «
»Herr Kleinmüller, wenn dat mit uns funktionieren soll, dann hab isch eine Bitte …«
»Ja?!«
»Hören Sie mit diesem Werbefuzzi-Geschleime auf. Man kann sein Klo auch Shit Department nennen – am Ende jeht et doch nur um Scheiße.«
Rüdiger Kleinmüller muss schlucken, und ich möchte Jupp Süffels einfach nur abknutschen. Jupp Süffels kippt – ebenso wie sein Sohn – ein weiteres Süffels Kölsch auf ex:
»Aaaaaah – herrlisch … Wissense, Herr Kleinmüller, wir sind Kölsche, und für uns zählt nur eins …«
»Kölsch?«
»Dat Herz.«
Nach ein paar Sekunden hat sich Rüdiger Kleinmüller gefangen:
»Genau. Absolut. Für mich auch. Love and … äh, Liebe und Respekt. Das ist das Wichtigste. Und der Daniel ist übrigens ein echter Kölner. Er hat es also auch – the cologne heart … Äh, et kölsche Herz.«
»Freut misch, Daniel. Und Herr Kleinmüller, wemmer kein Kölsch kann, soll man et lassen.«
»Tut mir leid, ich wollte …«
»Ejal. Isch sag ja nur.«
»Gut, dann will ich mal zur Sache kommen. Ich habe mir schon einige Gedanken gemacht: Das Wording … beziehungsweise die Werbetexte von Süffels Kölsch der vergangenen dreißig Jahre …«
Rüdiger Kleinmüller geht zu einem Flipchart und reißt das Deckblatt ab. Darunter steht professionell gedruckt:
81–82: Kölsch und lecker.
82–84: Leicht, lecker, kölsch.
84–85: Kölsch, kölsch und noch mal kölsch.
85–87: Lecker. Kölsch.
87–88: Herrlich kölsch.
88–90: Unverwechselbar kölsch.
90–91: Einmalig kölsch.
91–93: Das Kölsch der Kölschen.
93–96: Typisch kölsch.
96–97: Kölscher geht’s nicht.
97–00: Kölsch – kölscher – Süffels Kölsch.
00–02: Echt kölsch.
02–03: Kölsch wie der Dom.
03–05: Kölsch wie der FC .
05–06: Kölsch wie der Geißbock.
06–08: Ein kölsches Original.
08–jetzt: Original kölsch.
Rüdiger Kleinmüller lässt den Eindruck einen Moment wirken und klappt dann das Flipchart um. Jetzt erscheint groß das Wort kölsch.
»Die bisherige Strategie von Süffels Kölsch zielte besonders auf das Wording, äh das Wort kölsch als Eigenschaftswort ab und wollte damit zum Ausdruck bringen, dass Süffels Kölsch eben nicht nur für das obergärige Bier Kölsch steht, sondern auch für die kölsche Lebensart …«
»Dat haben Se aber schön jesagt.«
»Danke. Nun haben wir ja die Herausforderung, dass es noch 27 weitere Kölschsorten gibt, die ebenfalls für die kölsche Lebensart stehen. Insofern besteht unsere Aufgabe darin, zu zeigen, dass Süffels Kölsch anders ist. Etwas Besonderes. Etwas Einzigartiges.«
Jupp Süffels ist leicht irritiert:
»Ja, dat Besondere ist ja, dat Süffels Kölsch besonders kölsch ist.«
»Genau. Sehr richtig. Aber …«
»Isch meine nur, wenn wir jetzt sagen, Süffels Kölsch ist anders, dann fragen sich die Leute doch: ›Wie, wieso dat denn? Dat hat doch bisher immer jeschmeckt. Wieso is dat denn plötzlisch anders?‹«
»Na ja …«
»Süffels Kölsch is ein typisches Kölsch und kein untypisches Kölsch – dat is sehr wischtisch.«
»Natürlich. Aber unter den 28 Kölschsorten, die alle typisch kölsch sind …«
»Moment, et sind ja nit alle Sorten typisch kölsch. Isch finde zum Beispiel Küppers Kölsch und Peters Kölsch nicht typisch kölsch.«
»Okay, aber …«
»Oder Richmodis Kölsch. Das schmeckt für misch wie ein janz normales obergäriges Bier. Aber nicht typisch kölsch.«
»Ja.«
»Oder Gilden Kölsch. Wo is da bitte dat Typische?«
»Ich weiß nicht, aber …«
»Oder Zunft Kölsch.«
»Tja …«
»Aber wenn du Süffels trinkst, da wirst du immer sagen: Dat is typisch kölsch.«
»Natürlich.«
»Weil dat halt dat Typische hat, wat ein Kölsch haben muss.«
»Ja.«
»Und jenau dat muss in der Werbung rauskommen.«
Rüdiger Kleinmüller seufzt
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