Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Boss

Der Boss

Titel: Der Boss Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Moritz Netenjakob
Vom Netzwerk:
eingeschläferten Rauhaardackels und suche vergeblich nach irgendeiner Verbindung dieser Erscheinung zum Begriff Superstar. Allerdings werden bei RTL ja auch fortwährend irgendwelche stinknormalen Teenager mit diesem Begriff versehen.
    Rüdiger Kleinmüller geht erst mal konstruktiv an die Geschichte ran:
    »Ich nehme an, er soll auf der Mallorca-Welle mitschwimmen?«
    »Nein, dat is unter Niveau. Dat würde der Ralf nit machen.«
    »Aber Papa, wieso denn nit?«
    »Die besaufen sisch doch nur und singen obszönes Zeug.«
    »Ja und? Dat ist doch datselbe wie im Karneval.«
    »Ralf, du kannst doch nit den Ballermann mit Karneval vergleichen.«
    »Und wat soll der Unterschied sein?«
    »Karneval ist Tradition. Isch meine, wat du machst, dat muss auf der Höhe der Zeit sein. So wat wie Hip-Hop.«
    Rüdiger Kleinmüller fühlt vorsichtig vor:
    »Also was schwebt Ihnen vor? Dass aus Ralf der deutsche Eminem wird?«
    Jupp Süffels stutzt:
    »Eminem? Wer soll dat denn sein?«
    »Der erfolgreichste weiße Rapper aller Zeiten.«
    »Ach, isch dachte, dat ist Howard Carpendale.«
    »Mensch Papa, lebst du hinter dem Mond oder wat? Howard Carpendale is doch kein Rapper.«
    »Aber er kommt aus Südafrika, und seine neue CD jeht über die Grenzen des Schlagers weit hinaus. Sogar sehr weit hinaus. O ja.«
    Während ich ein Lachen unterdrücken muss, sehe ich in denAugen von Rüdiger Kleinmüller Panik. Ich überlasse meinem Chef das Reden:
    »Hip-Hop. Warum nicht. Willst du die Texte selbst schreiben, Ralf?«
    Erneut spricht Jupp Süffels für seinen Sohn:
    »Nein, wir wollen dat zu 100   % professionell angehen. Deshalb hab isch Horst Zick engagiert.«
    »Sehr gut, sehr gut. Äh, ich kenne den Namen, aber, äh …«
    »Der schreibt auch für Quark und Stulle .«
    »Quark und Stulle.«
    »Jenau. 2007, der Riesenhit Meine Leber tanzt Sirtaki , der war von Horst Zick.«
    »Das war ein … Riesenhit?«
    »Ja, also, et kam jedenfalls in den Sälen jut an. Und et landete sogar auf der Sammel- CD Copa Colonia .«
    »Oh. Ja dann …«
    »Der Horst ist zwar jetzt 76, aber der trifft immer noch zu 100   % den Geschmack der Jugend.«
    Die Panik in den Augen von Rüdiger Kleinmüller wird größer.
    »76?!«
    »Keine Sorje, der Ralf und der Horst, die werden sich verstehen. Isch spüre so wat. Dat wird ein kreatives Dream-Team wie Rudolf Schluppes und dat Lappenclown-Trio .«
    Rüdiger Kleinmüller wischt sich Schweißperlen von der Stirn.
    »Und, äh … was soll unsere Aufgabe dabei sein?«
    »Na ja, die janze Karriereplanung. Damit er halt ein Superstar wird.«
    »Okay.«
    »Wissense, deshalb bin isch zu nem Werbefuzzi wie Ihnen jekommen. Isch mag Sie zwar nit, aber Sie können meinen Sohn zum Superstar machen. Und wennse dat schaffen, kriejense die komplette Werbung von Süffels Kölsch für zehn Jahre. Und wennse dat nit schaffen, dann kriejense jar nix und isch geb die komplette Werbung zum Dieter Pütz. Hammer uns verstanden?«
    »Natürlich. Daniel Hagenberger wird sich ab sofort mit seiner ganzen Kraft ausschließlich um die Karriere Ihres Sohnes kümmern.«
    Bis jetzt war ich amüsiert. Aber das geht nun wirklich zu weit! Soll ich etwa die nächsten Monate meines Lebens damit vergeuden, aus Bernd Banane einen Superstar machen zu wollen – ein Unterfangen, das in etwa so viel Erfolg verspricht wie ein Erotikfilm mit Johannes B. Kerner in der Hauptrolle?
    »Das ist doch kein Problem für dich, Daniel?!«
    »Nein. Natürlich nicht.«
    Ich stehe neben mir, zeige mir selbst den Vogel, brülle mich an und gebe mir eine Ohrfeige, während Jupp Süffels mir auf die Schulter klopft.
    »Dat freut misch. Du bist en juter Junge, glaub isch. Wobei, ob einer ein Arschloch is, dat steht ihm ja auch nit ins Jesicht jeschrieben. Also dann …«
    Jupp und Ralf Süffels trinken je ein weiteres Kölsch auf ex, verabschieden sich und verlassen die Firmenräume. Als wir alleine sind, stelle ich meinen Chef zur Rede:
    »Was soll das? Ich bin Werbetexter. Diese Firma hat nicht die geringste Verbindung zur Musikbranche. Und Ralf Süffels ist ein lethargischer, übergewichtiger Sesselpupser, dessen einziges Bühnentalent darin besteht, den Gegenständen geschickt auszuweichen, die nach ihm geworfen werden. Wie soll ich daraus bitte einen Superstar machen?«
    Rüdiger Kleinmüller klopft mir auf die Schulter.
    »Denk an Buddha! Der hatte auch einen dicken Bauch und saß einfach nur unter einem Baum. Und guck, was aus ihm geworden ist. Im Universum ist

Weitere Kostenlose Bücher