Der Bourne Befehl
beteiligt war.
Karpows Puls beschleunigte sich, als er auf ihn zuging. Zu seinem Pakt mit diesem Teufel gehörte auch, dass er ihm als Gegenleistung für die Leitung des FSB-2 hin und wieder einen Gefallen tun musste. Karpow hatte nicht gefragt, um was für Dinge es sich dabei handeln würde; Tscherkesow hätte es ihm ohnehin nicht gesagt. Aber jetzt hatte der Mann ihn zum ersten Mal zu sich gerufen, und Karpow wusste, dass die Zeit gekommen war, seinen Teil der Abmachung einzuhalten. Es kam nicht infrage, den Wunsch abzulehnen.
Tscherkesow bot ihm eine Zigarette an, und Karpow nahm sie und beugte sich vor, um sie in der Flamme von Tscherkesows Feuerzeug anzuzünden. Er hasste den herben türkischen Tabak, doch er hatte nicht vor, seinen ehemaligen Chef vor den Kopf zu stoßen, indem er Nein sagte, egal, worum es ging.
»Sie sehen gut aus«, begann Tscherkesow. »Es bekommt Ihnen offenbar gut, anderen das Leben zu ruinieren.«
»Aber Ihnen scheint Ihre neue Position auch gut zu bekommen«, erwiderte Karpow mit einem sarkastischen Lächeln.
»Die Macht bekommt mir gut.« Tscherkesow warf seine Zigarette auf den schäbigen Asphalt. »Und Ihnen auch.«
»Wo waren Sie, seit Sie weggegangen sind?«
Tscherkesow lächelte. »München. Nirgendwo.«
»München ist nirgendwo«, betonte Karpow. »Ich bin nicht unglücklich, wenn ich diese Stadt nie wiedersehe.«
Tscherkesow schüttelte eine Zigarette aus der Packung und zündete sie an. »Ich kenne Sie, Boris Iljitsch. Irgendetwas bedrückt Sie.«
»Der SWR«, sagte Karpow. Während des ganzen Fluges hatte es in ihm gebrodelt. »Ich möchte mit Ihnen über den Deal sprechen, den Sie mit dem SWR geschlossen haben.«
Tscherkesow blinzelte. »Was für ein Deal?«
Plötzlich war ihm alles klar. Zatschek hatte geblufft, in der Hoffnung, die Tatsache ausnutzen zu können, dass Boris noch nicht einmal einen Monat in seinem neuen Amt war. Er erzählte seinem ehemaligen Chef von dem unangenehmen Gespräch auf dem Flughafen, ohne das kleinste Detail auszulassen.
Tscherkesow hörte mit nachdenklicher Miene zu. »Ich weiß nicht«, sagte er schließlich, »aber irgendwie überrascht mich das nicht einmal.«
»Sie kennen diesen Zatschek? Der Kerl hat irgendwie etwas Schmieriges an sich.«
»Weil er ein typischer Lakai ist. Er führt Berijas Befehle aus. Berija ist der Mann, auf den Sie achten müssen.« Konstantin L. Berija war der Direktor des SWR, und so wie sein berüchtigter Vorfahre gleichen Namens galt auch er als brutal, paranoid und hinterlistig. Konstantin war inzwischen genauso gefürchtet wie zu Zeiten Stalins Lawrenti Pawlowitsch Berija.
»Berija hat sich nicht an mich herangewagt«, sagte Tscherkesow. »Und jetzt hat er Zatschek vorgeschickt, um zu sehen, ob er Sie kriegen kann.«
»Zum Teufel mit Berija.«
Tscherkesow kniff die Augen zusammen. »Vorsicht, mein Freund. Diesen Mann darf man keineswegs unterschätzen.«
»Okay, ich werd’s mir merken.«
Tscherkesow nickte kurz. »Wenn sich die Beziehungen verschlechtern, sagen Sie’s mir.« Er schnippte die Kappe des Feuerzeugs mit einem leisen Klicken auf und zu. »Aber kommen wir zu der Sache, über die ich mit Ihnen reden wollte. Ich habe einen Auftrag für Sie.«
Karpow musterte sein Gesicht auf der Suche nach irgendeinem Hinweis, worum es gehen mochte. Er fand nichts, aber das war bei Tscherkesow nicht verwunderlich; sein Gesicht war so verschlossen wie ein Banksafe. Militärjets landeten auf dem Rollfeld, hin und wieder tauchte ein Mechaniker auf – doch niemand kam den beiden Russen zu nahe.
Tscherkesow zupfte sich einen Tabakkrümel von der Lippe und zerrieb ihn zu Staub. »Sie müssen jemanden für mich töten.«
Karpow ließ die Luft entweichen; ihm war gar nicht bewusst gewesen, dass er den Atem angehalten hatte. War das alles? Erleichtert nickte er. »Sagen Sie mir einfach die Details, dann wird es erledigt.«
»Aber es muss sofort sein.«
Karpow nickte erneut. »Kein Problem.« Er nahm einen Zug von seiner Zigarette, ein Auge zusammengekniffen, um sich vor dem beißenden Rauch zu schützen. »Ich nehme an, Sie haben ein Foto des Opfers.«
Mit einem süffisanten Lächeln zog Tscherkesow ein Foto aus der Brusttasche und reichte es Karpow. Er verfolgte aufmerksam, wie das Blut aus Karpows Gesicht wich.
Er begegnete Karpows Blick mit einem wissenden Lächeln. »Sie haben keine Wahl. Absolut keine.« Er neigte den Kopf zur Seite. »Was ist? Ist der Preis für Ihren Aufstieg zu hoch?«
Karpow
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