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Der Brand der Cheopspyramide

Titel: Der Brand der Cheopspyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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sich seinem herrischen Ansturm willenlos hingegeben, hatte sich in seiner Umklammerung zurückgebogen, als er sie küßte, und alles um sich herum vergessen…
    Sie waren zur nächsten Fischerhütte gegangen, hatten sich am Feuer trocknen lassen.
    Als das Wetter nachließ, waren sie ins Freie getreten. Als sie allein waren, als er sie wieder an sich ziehen wollte, hatte sie ihn sanft abgedrängt. Und dann hatte Mette mit leiser Stimme, fast ohne Aufregung gesprochen.
    Von dem anderen da unten im Süden, der ihr Wort hatte… Jugendfreund… Herzenswunsch der beiderseitigen Eltern… am Sterbebett der Mutter hatte sie dem zum Verlöbnis die Hand gereicht… seit Monaten war er im Süden, reiste von einem Sanatorium zum anderen, Heilung zu suchen.
    Eisenecker war stehengeblieben, hatte sie angestarrt, als müsse er sich überzeugen, daß sie es wirklich war, die diese Worte sprach. Einen kurzen Augenblick hatte er die blitzartige und stechende Empfindung, daß er fliehen… daß er, ohne einen weiteren Blick auf Mette zu tun, davonstürzen müsse. Dann hatte er sich zu ihr umgewandt, ein unbändiges Feuer loderte aus seinen Augen. Die geballten Fäuste gegen sie erhoben, als wolle er sie niederschlagen.
    »Ein Spielzeug war ich dir!… Ein Spielzeug deiner Laune, das man wegwirft, wenn es nicht mehr paßt! Das, das war ich dir?«
    Mette hatte sich an ihn geklammert und den Kopf an seine Schulter gelegt, ihm ihre Seelenpein verraten, ihn hineinschauen lassen in ihr zuckendes, sich abringendes Herz.
    Da kam er wieder zur Besinnung. Qual und Wut wichen aus seinen Mienen. Fest drückte er die Zitternde an sich. Liebkosend glitt seine Hand über ihr feuchtes Haar.
    »Mette, warum sollen wir uns opfern? Für wen? Du liebst den anderen nicht… kannst ihn nicht lieben. Und doch willst du…«
    »Er liebt mich mit der eigensinnigen Leidenschaft des Schwerkranken. Nähme ich mein Wort zurück, er würde sterben…«
    Stumm, mit fahlem Gesicht, war er von ihr zurückgewichen.
    »Wenn ich gehe, ist alles aus.«
    »Friedrich!«
    »Feige, grausam bist du!«
    »Friedrich, bist du bei Sinnen? Ich habe dich lieber als jeden anderen Menschen in der Welt! Schon seit jenem ersten Tage, wo wir zusammen fuhren…«
    »Geh, ich glaube dir nicht!«
    Da schrie sie in ihrer Seelennot laut auf, warf die Arme um ihn, preßte ihn mit aller Gewalt fest an sich.
    »Ich habe dich lieb bis in den Tod, du… du… doch an ihn muß ich denken, an ihn, der mir vertraut. Kann das Bild des Kranken nicht aus meiner Seele bannen. Seinen Tod auf dem Gewissen, keine frohe Stunde würde ich an deiner Seite verleben.«
    Nach Warnum zurück. Mette erkrankte schwer. Ein schlimmes Fieber warf sie nieder. In wirren Träumen rang sich immer wieder der Name Eisenecker von ihren blutleeren Lippen.
    Harder, in heftigster Erregung, stellte Eisenecker zur Rede. Der verschwieg ihm nichts. Offenbarte ihm rückhaltlos alles.
    Harder verfiel in eine maßlose Aufregung. Halb sinnlos vor Schmerz und Wut zieh er Eisenecker in brutalem Tone der stärksten Undankbarkeit, verbot ihm sein Haus, versagte ihm jeden Verkehr mit Mette, kündigte ihm sofort die Stellung bei den Riggers-Werken.
    Der war gegangen. Nie wieder war Kunde von ihm zu ihr gedrungen…
    Jener einzige Sommer des Glücks in ihrem Leben.
    Sie stöhnte leise. Für sie gab es keine Brücke mehr zum Glück. Und das vertiefte noch ihr Leid, daß sie zweifeln mußte, ob er sie je so geliebt wie sie ihn.
    Hatte er sie so wenig verstehen können? Immer, wenn sie an ihn dachte, stand jene letzte Fahrt vor ihrer Seele. Immer noch hörte sie die furchtbaren Worte der Wut, die er damals gesprochen.
    Ihr Herz zuckte, ihre Hand machte wirre Bewegungen, als könnte sie das alles fortstoßen… Und dann begannen wieder die Erinnerungen an die seligen, frohen Stunden auf dem Meere alles Trübe zu verscheuchen.
    Ruhiger wurden ihre Gedanken. Kehrten von den Erinnerungen einer glücklichen Vergangenheit zur Gegenwart zurück.
    Was hatte sie eben gehört! Ihr Vater gegen Eisenecker. Was hatte er getan, wollte er tun? Des Vaters schwerer Verdacht gegen ihn… wo war hier Recht und Unrecht…?
    *
    Ein glühendheißer Junitag hatte sich geneigt. Die volle Mondscheibe stieg von Osten her über die Bogentürme der Alhambra, stieg höher und höher, bis ihre Strahlen voll in die Höfe des alten maurischen Königsschlosses fielen.
    Die Nacht des 17. Juni zog herauf. Zum fünften Male jährte sich die Eroberung der iberischen Halbinsel durch

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