Der Brand der Cheopspyramide
von ihm halten. Einen Vortrag über die Frage, die jetzt alle Gelehrten der Welt bewegte, die Frage der Atomenergie. Unterbrach den Vortrag:
»Warum, Abd ul Hafis, warum sind wir nicht ebensoweit auf diesem Gebiete gekommen wie die Europäer?«
Abd ul Hafis verbeugte sich.
»Herr, wir sind erst seit fünf Jahren hier in Spanien. Lange Kämpfe, ein schwerer Krieg liegt hinter uns. Es waren nicht Geld und Zeit für diese Dinge übrig. Die in Europa arbeiten schon seit Jahrzehnten an dem Problem und haben ihr Geheimnis so sorgfältig gehütet, daß kein Spion es zu entschleiern vermochte.
Überdies, Herr, Spione, wie sie gewöhnlich verwendet werden, versagen in diesem Falle. Es müßten wissenschaftlich gebildete… hochgebildete Männer sein, die diese Spionage erfolgreich betreiben könnten. Solche aber werden nur schwer, werden vielleicht niemals Eintritt in die europäischen Werke finden.« Der Kalif fragte:
»Wäre überhaupt einer unserer Gelehrten imstande, das Arbeiten der Apparate und die Lösung des Problems voll zu verstehen, wenn er in eins der europäischen Werke käme?«
»Ganz gewiß, Herr. Unsere Gelehrten sind klug genug, das Verfahren zu begreifen und die Versuche zu verstehen, wenn sie ihnen nur beiwohnen könnten.«
»Aber«, warf der Kalif ein, »wie kommt es dann, daß die englischen Gelehrten das Erbe von Elias Montgomery nicht verstehen, daß sie sein Geheimnis nicht ergründen, seinen Apparat nicht in Tätigkeit zu setzen vermögen?«
Abd ul Hafis schien nachzudenken. Er zögerte, bevor er die Antwort fand.
»Vielleicht, Herr, vielleicht hat es seine Gründe darin, daß die englischen Gelehrten sich mehr und mehr von dem Problem zurückzogen, als die plötzlichen und überraschenden Erfolge Montgomerys bekannt wurden. Die Engländer sind praktische Leute. Sie hielten es vielleicht für überflüssig, noch einem Ziele nachzustreben, das ein anderer schon erreichte.«
Der Kalif nickte zustimmend. »So könnte es wohl sein, Abd ul Hafis. Es könnte wohl sein, daß es an der Beschaffenheit dieser Gelehrten läge.«
»Das ist meine Meinung, Herr, das wollte ich damit sagen. Ich möchte annehmen, daß andere, die sich schon lange mit dem Problem beschäftigen, den Apparat Montgomerys früher oder später in Betrieb setzen würden, wenn ihnen nur Gelegenheit gegeben wäre, Versuche damit anzustellen.«
Geraume Zeit schwieg der Kalif nachdenklich. Dann sprach er weiter. Leiser, gedämpfter als bisher.
»Glaubst du, Abd ul Hafis, daß der eine oder andere Gelehrte meines Reiches imstande wäre, die Aufgabe zu lösen, wenn er den Apparat von Montgomery in seinem Besitz hätte?«
Einen kurzen Moment zögerte der Gefragte mit der Antwort. Dann sprach er:
»Herr, du verlangst die volle Wahrheit von mir. Ich würde freveln, wollte ich es wagen, sie dir vorzuenthalten. Ich sage sie frei und offen. Im Bereiche deiner scherifischen Macht gibt es wohl niemand, der das vermöchte. Wohl aber in Ägypten. Die Gelehrten an der Universität Kairo… in erster Linie Ibn Ezer… der Große. Seine Leistungen haben das größte Aufsehen in der Welt erregt.«
»Ibn Ezer!…« Der Kalif murmelte den Namen mehrmals vor sich hin… »Ibn Ezer würde es verstehen können… aber… sage mir die reine Wahrheit, Abd ul Hafis… wie lange würde Ibn Ezer brauchen, das Geheimnis zu ergründen?«
»Diese Frage meines Herrn vermag ich nicht zu beantworten. Ich weiß es nicht. Auch Ibn Ezer selbst wird darauf keine Antwort geben können. Es kann Wochen dauern… vielleicht Monate… vielleicht Jahre… wer kann das sagen?«
»Jahre?« Der Kalif schüttelte das Haupt. »Zu groß die Frist… zu groß… Ali Bei!…«
Am anderen Ende der Tafel erhob sich eine hohe Gestalt. Die Uniform ließ erkennen, daß der Gerufene zum engeren Gefolge des Kalifen gehörte. Gleichzeitig mit ihm stand Abdurrhaman auf, trat in den Schatten der Brunnenmauer, sprach lange mit ihm, ging dann mit ihm in die erleuchtete Halle hinein.
Eine Viertelstunde später tönte Propellersausen durch die Luft. Ali Bei war auf dem Fluge nach Ägypten.
Abdurrhaman kehrte in den Kreis seiner Getreuen zurück, das Gedächtnisfest des Sieges mit ihnen zu feiern.
*
Die ›Sutherland‹, das große Schottlandschiff, lag startbereit in der Halle zu Wembley. Wohl über eine Länge von 200 Meter erstreckte sich der mächtige Rumpf aus schimmerndem Leichtmetall. Lord Permbroke schritt nervös auf dem federnden Gummipflaster neben dem Schiff auf und ab. Zum
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