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Der Brand der Cheopspyramide

Titel: Der Brand der Cheopspyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Staatsregierung völlig überraschend. Die europäische Regierung wird nicht verfehlen, bei der mauretanischen Regierung Aufklärung zu fordern. Es erscheint der europäischen Staatsregierung undenkbar, daß die mauretanische Regierung damit die ständige Besetzung Nordspaniens oder gar die Annexion aussprechen will.
    Kurz vor Schluß der Redaktion ging folgendes Manuskript der Telegrafenagentur ein:
    Die Notiz eines hiesigen Mittagsblattes, daß die so plötzlich veränderte Sprache der scherifischen Regierung aller Wahrscheinlichkeit nach darauf zurückzuführen sei, daß der Apparat von maurischer Seite geraubt sei und sich im Besitz der maurischen Regierung befindet, dürfte jeder Begründung entbehren.
    Am nächsten Tag ein neues Telegramm der offiziellen Agentur:
    Die gestrige Abendmeldung der Agentur ist leider durch einen Übertragungsfehler entstellt worden. Die Erklärung der Agentur lautet natürlich:
    Die Behauptung, daß der englische Apparat in maurischer Hand sei, entbehrt jeder Begründung.
    *
    Der starke Kraftwagen Harders rollte die Landstraße entlang, die von Bayonne aus dem Laufe der Nive folgt. In hundert Windungen und Krümmungen eilt der reißende Bergstrom zu Tale, bis er dicht bei Biarritz das Meer erreicht. Bald zu seiner Rechten, bald zu seiner Linken, ihn oft auf kühnen Brückenbogen überschreitend, dringt die Straße in das Gebiet der Hochpyrenäen ein. Majestätische Berge zu beiden Seiten des Weges. Die Gipfel schon stellenweise mit ewigem Schnee bedeckt. Tief unten im Tal grünglasig schimmernd die wirbelnden Wasser der Nive. Über dem Ganzen der Azurhimmel Südfrankreichs. Bezaubernd die Landschaft, verlockend die Fahrt.
    Im breiten Fond des Wagens Mette Harder. Zu ihrer Rechten Modeste von Karsküll. Auf den Vordersitzen Harder und Iversen.
    Enger wurde jetzt das Tal. Steiler und schroffer traten die Gebirge zusammen, in schäumenden Kaskaden stürzten die Wasser der Nive über gewaltige Felsblöcke.
    Iversen warf einen Blick auf die Uhr.
    »Noch etwa zehn Minuten, Herr Harder, dann dürften wir am Ziele sein. Ich bin neugierig, was der Wundermann uns erzählen wird.«
    Harder kräuselte spöttisch die Lippen.
    »Dieser Besuch ist eine Laune meiner Tochter, Herr von Iversen. Noch genauer gesagt, eine Idee der Baronin von Karsküll. Die Baronin machte zuerst den Vorschlag. Sie erzählte so viel von dem Wundermann, bis auch Mette ihn durchaus kennenlernen wollte. Und als sie mich dann endlich breitgeschlagen hatten, als der Ausflug beschlossen war und der Wagen vor der Tür stand, hielt sie ein wichtiges Telegramm in Biarritz zurück. Erbschaftsangelegenheiten, wenn ich richtig verstand. Die beiden anderen Damen wollten den Ausflug nicht aufgeben. Meinetwegen. Ich für meine Person habe für diese modernen Propheten und Wundertäter sehr wenig übrig.«
    Iversen zog ein Zeitungspapier hervor.
    »Es kann doch ganz interessant werden, Herr Harder. Haben Sie den letzten Aufsatz im Miroir de Bayonne gesehen?«
    Er faltete das Blatt auseinander und deutete auf eine fettgedruckte Überschrift: Arriava, der wunderbare Seher von St. Jean le Miracle.
    Harder lachte.
    »Warum schreiben sie nicht lieber der wunderbare Schäfer. Ich habe es mir in Biarritz sagen lassen. Es ist ein alter verschrumpfter Baske, der hier oben in der Nähe von St. Jean seine Schafe hütet und daneben den Leuten allerlei unkontrollierbare Sachen erzählt.«
    Iversen gab seiner abweichenden Meinung Ausdruck.
    »Ich glaube, Herr Harder, so einfach läßt sich die Sache doch nicht abtun. Der Aufsatz hier führt eine Reihe von Fällen an, in denen die Prophezeiungen des Mannes ganz merkwürdig eingetroffen sind.«
    »Mir fehlt der Sinn für solche Dinge, Iversen. Das zweite Gesicht. In meiner westfälischen Heimat spukt das schon immer.«
    Er machte eine abweisende Handbewegung. Iversen lachte.
    »Warten wir es ab, Herr Harder, vielleicht gelingt es dem Sieur Arriava, Sie zu bekehren.«
    Nach einer letzten steilen Serpentine erreichte der Wagen St. Jean und hielt auf einem kleinen Platz zwischen den wenigen Häusern des Fleckens.
    Ein Eingeborener wies ihnen den Weg, einen schmalen, steinigen Fußpfad den Berghang hinan. Sie mußten hintereinander gehen, sorgfältig auf den Weg achten, um nicht fehlzutreten. Dazu die Hitze des Augusttages, öfter als einmal blieb Harder stehen und trocknete sich die Stirn. Jetzt endlich war das Ziel erreicht. Eine ärmliche Hütte, roh aus aufeinandergeschichteten Feldsteinen errichtet.

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