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Der Brand der Cheopspyramide

Titel: Der Brand der Cheopspyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Ein fließender Brunnen daneben, der seinen Strahl in eine steinerne Tränke fallen ließ. Weidende Schafe an den Hängen. Ein Hund, der sie umsprang.
    Auf der Bank vor der Hütte ein steinalter Mann. Bastsandalen an den Füßen, die Unterschenkel mit Fellen und Riemen umschnürt, den breiten baskischen Hut auf dem Kopf, einen verwitterten ausgeblichenen Mantel trotz Sommerhitze um die Schultern.
    Iversen trat näher und grüßte in französischer Sprache. Regungslos, wie geistesabwesend blieb der Alte sitzen. Nur ein paar unverständliche baskische Worte kamen von seinen Lippen. Harder zuckte die Achseln.
    »Unsere Expedition läßt sich nicht sehr aussichtsvoll an, Iversen.«
    Noch bevor Iversen antworten konnte, trat ein jüngerer Mann aus der Hütte. Auch er in der Hirtentracht der Basken. Der sprach ein erträgliches, wenn auch mit zahlreichen baskischen Worten gemischtes Französisch.
    »Sie wünschen zu hören, was Arriava Ihnen zu sagen hat. Sie müssen einzeln an ihn herantreten, ihm in die Augen sehen…«
    Wer sollte der erste sein, der es unternahm? Ein Streit erhob sich in der Gesellschaft. Keiner wollte. Iversen versuchte ihn zu schlichten.
    »Die Damen zuerst! Bitte, gnädiges Fräulein, wer von Ihnen will den Vortritt nehmen?«
    Auch hier noch ein kurzer Streit, bis Modeste von Karsküll entschlossen vortrat. Sie versuchte den Alten anzuschauen und sah in leere, glanzlose Augen, die wesenlos über sie hinwegblickten. Wohl eine Minute stand sie, dann begannen die Lippen des Greises sich zu bewegen. Baskische Worte. Der Jüngere daneben übertrug sie in das Französische.
    »Ein Großer… ein Mächtiger… dunkel sein Gesicht. Er begehrt dich. Du fliehst ihn. Er läßt dich nicht. Hüte dich, wenn dein Weg sich wieder mit dem seinen kreuzt.
    Gefahren werden dich umgeben. Dann wird er kommen, der dich aus den Flammen löst. Ihm wirst du folgen…«
    Der Alte schwieg. Vergebens wartete Modeste von Karsküll, vergebens warteten die anderen auf ein weiteres Wort.
    Harder lachte leise in seinen Bart.
    »Jungen Mädchen die Myrthe zu versprechen… dazu bedarf es keiner besonderen Sehergabe. Bitte, Mette, laß dir die Gelegenheit nicht entgehen. Laß dir auch den Myrthenkranz versprechen.«
    Mette Harder trat vor den Alten hin, sah und blickte auch in dieses tote Auge.
    Die Antwort kam schnell und war kurz.
    »…eine blühende Myrthe…«
    »Bravo! Gut gemacht, alter Schäfer!« Harder lachte es heraus.
    Mette hängte sich an den Vater, eine helle Röte auf ihren Wangen.
    »Nun, du, Vater! Jetzt mußt du! Du bist der nächste.«
    Mit leichtem Zwange schob Mette ihren Vater vor den Alten hin. Einmal in diese Stellung gedrängt, versuchte Harder, dem Schäfer in die Augen zu sehen, jetzt eben noch glanzlos leer, jetzt wieder ein kurzes Blitzen darin.
    »Ich sehe ein Feuer. Ein großes Feuer auf dem Meer. Es brennt… es kocht… es verschwindet…«
    Langsam Wort für Wort wiederholte der Jüngere französisch, was der Alte in baskischen Lauten sprach. Harder war erblaßt.
    »Weiter! Weiter… Continuez!« Er stieß es hervor. Der Alte sprach langsam weiter, der Jüngere verdolmetschte.
    »Ein anderes Feuer, ein großes Feuer im Süden.«
    Vergebens wartete Harder auf mehr. Der Alte war zu Ende.
    Als letzter blieb Iversen. Der trat jetzt vor, tat wie die anderen, blickte den Alten an. Aber der hatte die Augen geschlossen. Sah Iversen nicht mehr, sprach wie im Traume weiter.
    »Ich sehe… ich sehe Krieger von den Bergen steigen… ich sehe Flucht… Flucht nach Süden… sie fliehen… sie fliehen über das Meer…«
    Er wollte noch weitersprechen. Da, ein furchtbarer Krach, dem langrollender Donner folgte. Alle waren zusammengefahren.
    Was war das? Kein Wölkchen am Horizont. Stahlblau der Himmel. Ein Gewitter? Eine atmosphärische Entladung oder eine Explosion?… Eine Sprengung?
    *
    Eisenecker und Gonzales schritten der Grenze zu.
    »Hoffentlich ist die Luft rein, Don Antonio. Ich fürchte… Ihre häufigen Besuche bei mir… einmal werden Sie den Grenzwächtern doch in die Hände fallen.«
    »Keine Angst! Ein Hirt zeigte mir einen neuen Pfad. Zwar etwas halsbrecherisch, aber unbedingt sicher. Doch wie wäre es jetzt?«
    Er sah sich um.
    »Wir sind weit genug von ›Mon Repos‹ und bewohnter Gegend entfernt. Die Probe, die Sie mir versprachen!«
    »Ich bin bereit! Ein Ziel!«
    Er schaute sich um. »Wo wäre eins?«
    Der Oberst suchte mit einem Feldstecher die Gebirgshänge ab.
    »Da! Dort! Die Felswand!

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