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Der Brand der Cheopspyramide

Titel: Der Brand der Cheopspyramide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Dominik
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Sie liegt in vollem Sonnenlicht. Eine Bergziege weidet daran… Dort… zu weit! Unmöglich, ein Geschoß zielsicher dort hinzutragen.«
    Eisenecker nahm den Feldstecher, sah nach der Wand. Ließ das Glas sinken.
    »Zu weit! Können Sie immer noch nicht verstehen, Don Antonio, daß dieses Wort für meine Waffe nicht gilt? Nehmen Sie das Glas, sehen sie dorthin.«
    Er selbst nahm ein Militärgewehr von der Schulter, lud es mit einer Patrone, die sich äußerlich in nichts von der üblichen Munition unterschied.
    »Jetzt passen Sie auf!«
    Er legte an.
    »Nun, was wollen Sie tun?«
    Gonzales trat neben ihn. »Die Ziege für das bloße Auge unerkennbar! Selbst im Glas nur ein winziger Punkt.«
    »Winzig? Eine Fläche von hundertsechzigtausend Quadratmeter? Die ungefähre Mitte davon! Es genügt.«
    Er legte das Gewehr an, zielte lange, schoß. Der kurze blecherne Ton des Mündungsknalles. Sekunden verstrichen… Da blitzte es dort drüben an der Felswand auf. Sekundenlang stand sie in bläulichem Feuer.
    »Die Ziege! Sie stürzt!« Gonzales schrie es, das Glas an die Augen gepreßt. »Schon unten am Hang! Da! Sie prallt auf! Stürzt in den Abgrund.«
    Er wollte sich zu Eisenecker wenden, als ein krachender Donner ihn zusammenfahren ließ. Es war derselbe Donner, der die Besucher vor der Hütte des Schäfers Arriava so jäh erschreckte.
    *
    »Da drüben an der Felswand!« Iversen deutete zu dem Berghang im Süden. »Da drüben war’s! Ich sah plötzlich einen bläulichen Schimmer darübergebreitet. Zuckte wie Blitze… nach allen Seiten!«
    Harder wandte sich an den jungen Hirten.
    »Ist dort eine Grube?… Ein Steinbruch? Wird dort gesprengt?«
    Der schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Nichts! Da drüben ist unzugängliches Gebirge, wo keines Menschen Fuß hinkommt.«
    Harder schüttelte den Kopf.
    »Sonderbar das alles!« Dann, als wolle er sich von allem Grübeln freimachen:
    »Kommt! Wir wollen weiter. Noch ein ganzes Stück zur Kapelle von St. Jean.«
    Sie mußten den schmalen Weg wieder ein Stück hinabsteigen, um einen breiteren Seitenweg zu erreichen, der zur Kapelle St. Jean le Miracle führte. Dort konnten sie nebeneinander gehen, und Iversen nahm die Unterhaltung wieder auf.
    »Wie hat Ihnen der Wundermann gefallen, Herr Harder?«
    Harder fuhr sich ein paarmal über die Stirn, bevor er die Antwort fand.
    »Was weiß der alte Mann von der Insel Warnum?… Was kann er von Warnum wissen?… Nur Warnum kann er meinen… wenn seine Worte überhaupt einen Sinn haben.«
    Iversen zuckte die Achseln.
    »Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde, Herr Harder, von denen…«
    »Keine abgegriffenen Zitate, Herr von Iversen! Geben Sie mir eine Erklärung für das, was wir eben hörten.«
    »Wenn man es erklären könnte, Herr Harder, wäre es nicht mehr so wunderbar.«
    »Es muß sich erklären lassen, Iversen. Versuchen Sie es, eine Erklärung zu geben.«
    »Unmöglich, Herr Harder. Wenn ich es versuche… es werden doch immer wieder Worte… Umschreibungen… das zweite Gesicht… es findet sich öfter in der baskischen Bevölkerung. Man sagt, sie sehen weit über Raum und Zeit hinweg, sehen entfernte und zukünftige Dinge in voller Klarheit. Aber erklären… erklären, Herr Harder, kann man diese wunderbare Gabe nicht.«
    Mit Gewalt mußte Harder den Eindruck abschütteln, den die Worte des Alten auf ihn gemacht hatten.
    »Unerklärlich… jedenfalls unkontrollierbar. Also warten wir ab, ob die Zukunft den Worten des Mannes recht gibt. Hoffentlich verläuft der zweite Teil unseres Programms in angenehmerer Form.«
    Iversen war ein paar Schritte zurückgeblieben, ging jetzt neben Modeste von Karsküll. Sah, daß auch sie blaß und erregt war.
    »Gnädige Baronin, waren Sie mit ihrer Prophezeiung zufrieden?«
    Eine Minute verging, bevor Modeste antwortete.
    »Es ist wunderbar, Herr von Iversen… nein, nicht wunderbar, es ist furchtbar. Wie kann der Alte das alles wissen?«
    »Was ist Ihnen, was haben Sie, Modeste?« Mette Harder stellte die Frage. »Ihr Orakel, nehmen Sie es so ernst? Es scheint ja fast, als ob der Alte richtig orakelt hat. Sieh da!«
    Modeste wandte die Augen von Mette zur Seite. Da traf ihr Blick den Iversens, der wie in stummer Frage auf ihren Zügen haftete. Eine dunkle Röte schoß ihr ins Gesicht.
    »Ach, es ist ja alles Scherz, Mette! Lassen wir das alles!«
    Während sie so sprach, war Harder mit schnelleren Schritten vorgegangen. Seine Gedanken gingen von dem Schäfer nach Warnum, hin und

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