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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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verlangen Sie aber allerhand von mir. Nach dem Angriff auf mein Schiff und meine Männer…«
    Aber Rivers ließ sich nicht beirren. »Sie sind Frontoffizier. Für mein Verhalten suche ich keine Entschuldigung, sondern Verständnis. Sie begriffen, was ich beabsichtigte: die Insel für England zu erhalten. Genau das, was durch Ihr Verdienst jetzt auch geschah.«
    Als Bolitho nur schwieg, fuhr Rivers fort: »Schließlich – hätten die Spanier den Angriff noch vor Ihrem Eintreffen begonnen, wäre vielleicht
meinen
Abwehrmaßnahmen der Erfolg zu verdanken gewesen. Dann sähe mich alle Welt jetzt in ganz anderem Licht.«
    Bolitho musterte ihn mitfühlend. »Aber der spanische Angriff kam später. Sie wissen doch aus Erfahrung, Sir Humphrey, wie es dem Kommandanten ergeht, der ein feindliches Schiff versenkt oder erobert – eben ein Schiff, das er für feindlich hält – und dann im Hafen erfährt, daß ihrer beider Länder längst Frieden geschlossen haben. Der Kommandant konnte das unmöglich wissen, und doch…«
    Rivers nickte. »Und doch ist er der Schuldige.« Er erhob sich. »Ich möchte jetzt in meine Zelle zurückkehren.«
    Auch Bolitho stand auf. »Ich muß Ihnen mitteilen, daß wir noch in dieser Woche England erreichen werden. Danach liegt Ihr Schicksal nicht mehr in meiner Hand.«
    »Verstehe. Danke.«
    Rivers ging zur Tür, vor der zwei Seesoldaten ihn erwarteten.
    Adam, der Zeuge des kurzen Gesprächs gewesen war, ergriff jetzt das Wort. »Mir tut er nicht leid, Onkel.«
    Bolitho fuhr sich über die Stirn und betastete die Narbe unter der Haarsträhne. »Jemanden zu verurteilen, ist nur allzu leicht, Adam.«
    Aber sein Adjutant grinste. »Wenn du Gouverneur der Insel gewesen wärst, hättest du dich dann so verhalten wie Rivers?« Als er Bolithos Verwirrung sah, nickte er. »Na bitte, da hast du’s.«
    Bolitho setzte sich. »Frechdachs. Allday hatte ganz recht, was dich betrifft.«
    Adam war plötzlich ernst geworden, »Ich bin sehr froh, daß ich dein Flaggleutnant werden durfte, Onkel. Die vielen Monate an deiner Seite haben mich eine Menge gelehrt. Über dich, aber auch über mich selbst.« Wehmütig sah er sich in der Kajüte um. »Diese Freiheit werde ich schmerzlich vermissen.«
    Bolitho war gerührt. »Mir geht es genauso. Man hat mich vor dir gewarnt. Zu nahestehend für einen Adjutanten, sagte Oliver Browne.
    Vielleicht hatte er in gewisser Beziehung sogar recht, aber wenn wir erst in Falmouth sind, wird…«
    Beide blickten zum Oberlicht auf, weil draußen die Stimme des Ausguckpostens erklang: »An Deck! Segel in Südost!«
    Bolitho starrte das Viereck blauen Himmels an und spürte, wie sein Herzschlag sich beschleunigte, sein Mund trocken wurde. Er fühlte sich wie ein Jäger, der in einem Augenblick der Unachtsamkeit ertappt wurde.
    Schnell trat er zum Tisch mit der Seekarte und studierte sie, folgte den sauberen Kursberechnungen, der zielstrebigen Kurslinie mit den Blicken bis zur Küste von Cornwall. Unwahrscheinlich, daß ein Handelsschiff jetzt, da gerade ein neuer Krieg ausgebrochen war, von England oder Frankreich nach Übersee auslaufen würde.
    Es dauerte immer einige Zeit, ehe die neuen Spielregeln festgelegt und dann mißachtet wurden.
    »Ich gehe an Deck.«
    Draußen empfing ihn warmer Sonnenschein. Die See war bewegt mit weißen Kämmen, der Wind kam immer noch stetig aus Süd, so daß
Achates
mit vollgebraßten Rahen über Backbordbug segelte.
    Die Männer standen in Gruppen herum oder starrten zum Krähennest hinauf.
    Keen rief den Ausguck an: »Was für ein Schiff?«
    »Kriegsschiff, Sir!«
    Ungeduldig gestikulierte der Kommandant. »Entern Sie mit Ihrem Glas auf, Mr. Mountsteven, der Mann da oben ist ein Narr!«
    Da gewahrte er Bolitho und grüßte. »Entschuldigen Sie, Sir.«
    Bolitho ließ den Blick über die noch leere See schweifen und spürte so etwas wie eine schlimme Vorahnung. Aber weshalb? Machte es einen solchen Unterschied, daß sie kurz vor der Heimat standen?
    Keen informierte ihn: »Scheint aus Südost zu kommen und ist schon zu weit draußen für einen Zielhafen in der Biskaya.«
    Mountsteven hatte seinen luftigen Platz neben dem Ausguckposten erreicht. Er rief hinunter an Deck: »Sieht aus wie ‘ne verdammte Fregatte, Sir. Franzose, würde ich sagen.«
    Bolitho zwang sich, ruhig an die Querreling zu treten, während rund um ihn Stimmengewirr erklang.
    Also eine französische Fregatte weit draußen im Atlantik, wahrscheinlich mit Nordkurs auf den Ärmelkanal

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