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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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zu einem Niedergang trug oder geleitete; sie schienen immer noch nicht zu begreifen, was mit ihnen geschah.
    Keen meldete: »Mr. Scott hat etwas gefunden, Sir.«
    Der tote Leutnant wurde gerade über das Schanzkleid gehievt, Wasser floß ihm aus Mund und Uniform, als er wie ein Gehenkter am Galgen pendelte, bis er auf das Seitendeck niedersank.
    Scott kam nach achtern gelaufen und griff salutierend zum Hut.
    »Dies hier hatte er um seine Taille gebunden, Sir. Ich konnte es sehen, als das Boot rollte.«
    Bolitho sah Keen an und kam sich vor wie ein Leichenfledderer. Arme und Beine gespreizt, lag der französische Leutnant auf dem Deck, das eine Augenlid halb geöffnet, als sei ihm das Licht zu hell.
    Black Joe Langtry, der Schiffsprofos, breitete ein Stück Segeltuch über den Leichnam, zog ihm aber vorher noch eine Pistole aus dem Gürtel.
    Keen sah die Adresse des Umschlags. »Wie vermutet: von Lorient nach Martinique«, sagte er.
    Bolitho nickte. Er brauchte einige Zeit, bis er den dicken Leinenumschlag aufgerissen und die eindrucksvollen, scharlachroten Siegel erbrochen hatte. Dann reichte er den Inhalt an Mansel weiter.
    Die Lippen des Zahlmeisters bewegten sich, während er die gewählten Wendungen der Depesche las, die an den kommandierenden Admiral der westindischen Flotte in Fort de France gerichtet war.
    Kein Wunder, daß der Leutnant den Brief unter allen Umständen hatte retten wollen.
    Unter den beobachtenden Blicken wurde es dem Zahlmeister unbehaglich; er blickte auf und sagte: »Soweit ich es verstehe, Sir, steht hier, daß sofort nach Empfang dieser Depesche die Feindseligkeiten gegen England und seine überseeischen Besitzungen wieder aufzunehmen sind.«
    Keen starrte Bolitho an. »Allein das reicht schon völlig!«
    Bolitho beobachtete, wie das Seitenboot zum Anbordhieven in die Taljen gehängt wurde. Er brauchte Zeit zum Nachdenken, wollte Glück, Zufall und einen beiläufigen Akt der Menschlichkeit gegeneinander abwägen.
    Schließlich sagte er: »Diesmal hat uns der Sturm einen Gefallen getan, Val.«
    Keen sah zu, wie Bolitho eine Handvoll Pistolenkugeln aus dem Briefumschlag schüttelte: Ballast, der ihn eher auf den Meeresgrund sinken als in falsche Hände geraten lassen sollte. Aber der Leutnant war zu schnell gestorben und seine Crew zu ahnungslos oder zu furchtsam gewesen.
    Keen sagte: »Jetzt handelt es sich also nicht mehr nur um eine Drohung. Wir haben tatsächlich Krieg.«
    Bolitho lächelte nachdenklich. »Zumindest wissen wir es früher als andere; das ist immer von Vorteil.«
    Mit neu getrimmten Rahen und hartgelegtem Ruder wandte
Achates
ihren Bugspriet von den treibenden Wrackteilen und dem voll Wasser gelaufenen Boot ab, das binnen kurzem sinken mußte.
    Nach Sonnenuntergang wurde der französische Leutnant mit allen Ehren der See übergeben. Bolitho wohnte der Bestattung mit Adam und Allday bei und hörte Keen ein Gebet sprechen, ehe der Tote von der Gräting rutschte und im Kielwasser versank.
    Der nächste Franzose, den sie trafen, würde nicht so friedlich sein, dachte Bolitho.
    »Also, Sir Humphrey, wie ich hörte, wollen Sie mich sprechen.« Bolitho ließ sich nichts anmerken, war aber entsetzt über den Wandel in Rivers’ Aussehen und Benehmen. Er wirkte um zehn Jahre gealtert und hielt sich gebeugt wie unter einer schweren Last. Er schien überrascht, als Bolitho ihn zu einem Sessel winkte, ließ sich aber dankbar hineinsinken und blickte sich gierig in der Kajüte um.
    Schließlich sagte er: »Ich habe alles, was ich weiß, über die Verschwörung niedergeschrieben, die zur Übernahme meiner…« Er verhedderte sich. »Zur Übernahme von San Felipe durch die Spanier führen sollte. Konteradmiral Burgas, der das Geschwader in La Guaira kommandiert, sollte die Insel regieren, bis das Besitzrecht Spaniens endgültig anerkannt war.«
    »Wußten Sie, daß die spanische Mission als Tarnung für die Invasionsflotte diente?«
    »Nein. Ich vertraute dem spanischen Oberbefehlshaber. Er versprach mir eine Ausweitung des Handels mit dem südamerikanischen Festland. Mir schien das alles nur vorteilhaft.«
    Bolitho nahm die Aufzeichnungen entgegen und überflog sie nachdenklich.
    »Das könnte für Ihre Verteidigung in London von Nutzen sein, obwohl…«
    Rivers hob die Schultern. »
Obwohl.
Ich verstehe.« Dann sah er Bolitho direkt an und fragte: »Wenn Sie zur Zeit meines Prozesses in England sind, würden Sie dann für mich aussagen?«
    Bolitho konnte ihn nur anstarren. »Da

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