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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Arzt zu.
    »Danke, ich weiß Ihr Angebot zu schätzen.«
    Erleichtert, weil er seiner Verantwortung ledig war, rannte der Korporal fast zur Niedergangsleiter.
    Plötzlich begannen Flaschen und Krüge auf den Regalen zu klirren, als achtern ein Kanonenschuß krachte.
    »Was machen die oben?« rief Tuson aus.
    Rivers lächelte kalt. »Eine Heckkanone hat gefeuert.«
    Tuson massierte sich die Finger. »Dann haben Sie Ihr altes Handwerk also noch nicht vergessen?«
    Rivers hängte seinen reichbestickten Rock an einen Haken. »Das kann keiner so leicht vergessen.«
    Tief unten im breiten Bauch des Schiffes, in seinem eigenen privaten Vorratslager, verschränkte der Steward Tom Ozzard die Arme vor der Brust und begann, wie im Schmerz vor und zurück zu pendeln.
    Im Schein der einzigen Petroleumlampe sah er rund um sich Bolithos Besitztümer gestapelt, hastig und nicht gerade schonend abgestellt, was Ozzard empörte. Tisch und Stühle, alle beste Handwerksarbeit, der prachtvolle Weinkühler, das Schreibpult und die Koje waren wie alles oberhalb des Orlopdecks abgeschlagen und nach unten gebracht worden, als das Schiff gefechtsklar machte. Auf beiden Batteriedecks war
Achates
jetzt vom Bug bis zum Heck offen und leer, damit die Stückmannschaften unbehindert feuern, die Pulveräffchen mit neuen Kartuschen und Kugeln so schnell wie möglich aus dem Magazin rennen konnten.
    Ozzard hatte gehört, wie die Boote ausgeschwungen und zu Wasser gelassen wurden; jetzt hingen sie achtern im Schlepp. Sobald das Gefecht begann, würden die Schleppleinen gekappt werden; die Boote trieben dann ab, bis der Sieger – wer immer das sein mochte – sie wieder einfing. Aber es mußte sein, die Boote waren auf ihren Stellings an Deck eine zusätzliche Gefahr, denn sie barsten nach einem Treffer in tausend tödliche Splitter.
    Ozzard starrte die verriegelte Tür an und schauderte zusammen. Hier unten, wo er den Wein aufbewahrte und in solchen Augenblicken Zuflucht suchte, war es kühl.
    Wie Allday hatte auch er das Privileg, im Privatlager des Vizeadmirals zu gehen oder zu kommen, wie es ihm beliebte. Und obwohl er Bolitho für seine Stellung dankbar war, fürchtete er sich hier in der Bilge, der tiefsten Stelle des Rumpfes. Aber er akzeptierte diese Furcht wie etwas, an das er sich schon seit langem gewöhnt hatte. Er wußte, daß unter ihm nur noch der Kiel war und darunter der abgrundtiefe Ozean.
    Ozzard verkrampfte sich, als ein zweiter Kanonenschuß die Planken erzittern ließ. Trotzdem, dieser klang weit entfernt und nicht sehr gefährlich. Später wollte er sich vielleicht an Deck wagen. Aber da krachte es wieder, und Ozzard beschloß, noch zu warten.
    Abgeschirmt von der beengten Welt der Zwischendecks, begab sich Bolitho auf die Poop und hielt Ausschau nach dem französischen 74er. Er hatte mehr Segel gesetzt und die Distanz zu
Achates
verkürzt, aber noch keinen einzigen Schuß abgefeuert. Ihm schien, daß er leicht den Kurs geändert hatte und jetzt fast parallel zu ihnen lief. Im Gegensatz zu ihm war die kleine Fregatte mit dem Wind herangekommen und hatte gehalst, um dann in Lee, achteraus von
Achates,
ihre Position einzunehmen.
    Er sagte: »Eröffnet das Feuer.« Sein Befehl wurde ans Batteriedeck weitergegeben, Ruder wurde gelegt, und das Schiff ging zögernd so hoch an den Wind, wie es nur konnte.
    Die hinter ihre Finknetze geduckten Seesoldaten flüsterten miteinander, wetteten vielleicht um die nächsten Treffer.
    Old Crocker war wirklich ein Meister seines Fachs. Schon mit dem ersten Schuß hätte er die Fregatte beinahe entmastet. Nun hatte er sich eingeschossen, hatte es »im Urin« wie jeder gute Stückmeister, der erst Maß nahm; und vor allem: Auch der französische Kommandant mußte das inzwischen begriffen haben.
    Die Fregatte schoß mit einer Bugkanone auf
Achates,
aber der Einschlag lag viel zu kurz und verursachte nur trotziges Hohngeschrei bei den Briten.
    Der Leutnant der Seesoldaten blaffte: »Sergeant Saxton, sorgen Sie gefälligst dafür, daß diese Rüpel sich ruhig und ordentlich verhalten!« Aber er konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und gab sich wahrscheinlich nur Bolithos wegen so scharf.
    Adam kletterte mit einem Fernrohr aufs Hüttendeck und spähte, achteraus, während unter ihm eine Heckkanone abermals feuerte.
    Diesmal zeigte keine Gischtfontäne den Einschlag an. Statt dessen barst ein Toppsegel der Fregatte und wehte in langen Fetzen wie ein bleiches Banner aus.
    Gedämpfter Jubel drang zu

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