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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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formelle Übergabe einer Insel vollziehen, wie es im Frieden von Amiens vorgesehen war.
    Bolitho hielt das alles für einen großen Fehler. Hier wurde dem Erzfeind Englands eine Insel überlassen, deren Eroberung das Leben so vieler Landsleute gekostet hatte. Deshalb hatte er sich einen Protest dem Admiral gegenüber nicht versagen können.
    »Wir haben einen Friedensvertrag unterzeichnet, Sir Hayward, keine Kapitulation!«
    Aber in dem kühlen Amtszimmer hatte die Bemerkung seltsam kindisch geklungen. Sheaffe antwortete denn auch ungerührt: »Richtig. Und wir wünschen nicht, daß Sie einen neuen Krieg auslösen, Sir!«
    Als wollten sie den Abschied beschleunigen, scharrten die Pferde ungeduldig auf dem Kopfsteinpflaster.
    Bolitho küßte Belinda lange und schmeckte Salz auf ihren Lippen.
    »Ich komme wieder, Belinda.«
    Sanft löste er sich von ihr und schritt die ausgetretenen Stufen zur wartenden Kutsche hinunter. Allday stand hinten bei dem Burschen, aber Bolitho winkte ihn herbei.
    »Setz dich zu mir, Allday.«
    Dann wandte er sich ein letztes Mal nach Belinda um. Vor der grauen Wand des Hauses wirkte sie seltsam verwundbar, und er hätte sie gern tröstend umfaßt.
    Mit einem Ruck wandte er sich ab. Im nächsten Augenblick saß er in der Kutsche, und die Räder ratterten über das Pflaster und durchs Tor hinaus.
    Es war vorbei.
    Allday preßte die Hände zusammen und ließ Bolithos düsteres Gesicht nicht aus den Augen. Die sieben Monate an Land waren ihm wie eine Ewigkeit vorgekommen. Natürlich hatte er sich gehütet, Bolitho das merken zu lassen. Seit Allday sich hier in Cornwall als Schafhirte durchgeschlagen hatte, war er noch nie so lange an Land gewesen. Damals hatte die Preßpatrouille eines vor der Küste ankernden Kriegsschiffes mehrere Männer der Umgebung zwangsrekrutiert. Allday war unter ihnen gewesen, auch Ferguson. In der Schlacht bei den Saintes hatte der Pechvogel dann seinen Arm verloren, war aber wie Allday in Bolithos Diensten geblieben.
    Die warme Frühlingsluft und der schwere Duft der Wiesen machten Allday schläfrig; er wußte, daß Bolitho zwar nicht allein sein wollte, aber ebensowenig in gesprächiger Stimmung war. Zum Schwatzen blieb noch genug Zeit auf ihrer langen Reise nach Hampshire zum Fluß Beaulieu, wo ihr neues Schiff wartete. Außerdem lagen einsame Wochen und Monate vor ihnen, in denen sie auf Gesprächsstoff angewiesen waren.
    Das neue Schiff – wie mochte es sein? Allday war selbst erstaunt über seine Neugier. Sein Posten als Bootsführer des Vizeadmirals machte ihn zwar unangreifbar, aber er war doch zu sehr Seemann, um nicht auf das neue Schiff gespannt zu sein.
    Kein Linienschiff ersten Ranges, mit hundert oder mehr Kanonen, nicht mal eines mit 74 Kanonen wie die
Benbow,
Bolithos letztes Flaggschiff; nein, eines der kleinsten Linienschiffe, die noch im Dienst standen.
    Seiner Britannischen Majestät Schiff
Achates
verfügte nur über 64 Kanonen und gehörte zu einer aussterbenden Klasse. Es war eher eine zu groß geratene Fregatte als eines jener schweren Linienschiffe, die auch den mörderischen Breitseiten des Nahkampfes widerstehen konnten.
    Mit ihren 21 Jahren war sie ein Veteran und hatte alle möglichen Schlachten und Gefechte erlebt. Meist war sie in der Karibik stationiert gewesen und unzählige Male von ihrem Heimathafen auf Antigua zum südamerikanischen Festland und zurück gesegelt.
    Etwas unbehaglich fragte sich Allday, warum gerade sie zu Bolithos Flaggschiff bestimmt worden war. Wahrscheinlich bloß wieder so eine Hirnverbranntheit von oben, sagte ihm sein gradliniger Verstand. Für seine Verdienste und Leiden um England hätte Bolitho längst der Adelstitel gebührt, war Alldays Meinung. Aber an höherer Stelle schienen nur zu oft Haß und Mißgunst dem Mann entgegenzuschlagen, für den Allday jederzeit sein Leben geopfert hätte.
    Dann dachte er an den Abschied, dessen Zeuge er gerade geworden war. Ein schönes Paar, diese beiden: die bezaubernde Lady mit den langen, kastanienbraunen Flechten und der junge Vizeadmiral, dessen rabenschwarzes Haar noch keine weiße Strähne aufwies.
    Auf dem Sitz gegenüber sah Bolitho zu, wie Alldays Kopf langsam auf die Brust sank; er spürte die Kraft des Schlummernden und war dankbar, daß er ihm schweigend Gesellschaft leistete. An Land hatte Allday einige Pfunde zugenommen und wirkte jetzt so, als könne nichts und niemand ihn umwerfen. Trotz seines Kummers mußte Bolitho lächeln. Er hatte Allday erlebt, wie

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