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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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leicht kenntlich an seiner Milizuniform.
    Das Boot stank wirklich. Aber es war ja auch mit leicht brennbarem Material vollgestopft: alter Leinwand, in Fett und Teer getränktem Tauwerk, dazu Öl und diverse Zutaten aus dem Vorrat des Sprengmeisters. Ein Funke genügte, und das Boot mußte explodieren wie eine Granate.
    Sobald sie erst die Wachen auf der Schwimmsperre überwältigt und ihre Murings gekappt hatten, würde Alldays Barkasse, gefolgt von zwei Kuttern mit Seesoldaten, den Angriff weitertragen. Bolitho war aufgefallen, daß die ursprüngliche Crew der Yawl, genau wie die Wachmannschaft im Fort, überwiegend aus Farbigen bestand, afrikanischen Sklaven, Mischlingen oder Abkömmlingen der eingeborenen Inselbevölkerung.
    Kaum anzunehmen, daß die Offiziere wie Masters die Quartiere des Forts mit ihnen teilten. Sie bewohnten wahrscheinlich bequeme Häuser in der Stadt und würden nach dem Alarm einige Zeit brauchen, ehe sie zu ihren Leuten stießen. Bolitho schauderte es trotz der drückenden Schwüle. Es sei denn, Rivers hatte seine List durchschaut, jede Kanone laden und richten lassen und wartete jetzt nur auf das erste verräterische Zeichen eines bevorstehenden Überfalls.
    »Legen Sie ab, Mr. Mountsteven«, sagte er. »Und fahren Sie eine Laterne im Bug, wie besprochen.« Dann sah er Masters an. »Sie wissen, was Sie zu tun haben. Wenn Ihnen Ihr Leben lieb ist und Sie Ihre Familie wiedersehen wollen, dann machen Sie keine Dummheiten.« Christy ließ sein Entermesser in der Scheide klappern – eine wortlose Drohung.
    Als die Festmacher losgeworfen waren und die Segel sich wie fahle Riesenflügel über der Yawl entfalteten, blieb die schützende Silhouette von
Achates
rasch hinter ihnen zurück.
    Rivers’ Wache auf der Sperre mochte zwar auf der Hut sein, hatte aber keinen Anlaß, mit einem so ungestümen Angriff zu rechnen. Trotzdem sah Bolitho plötzlich im Geist ein schreckliches Bild:
Achates,
wie sie in der Morgendämmerung an der Hafeneinfahrt strandete und von den schweren Kalibern der Festung zum Wrack geschossen wurde.
    Jemand flüsterte: »Land voraus, Sir!«
    Ein Gemurmel lief durch die mit Seeleuten vollgestopfte Kajüte, die unter Deck geduckt auf den Angriff warteten. Stahl kratzte auf Stahl, Fäuste tasteten in der Finsternis nach Pistolen und Musketen, um sich zu vergewissern, daß die Waffen trocken und einsatzbereit waren. Jetzt brauchte es nur eine leichtsinnige Bewegung, einen unabsichtlich ausgelösten Schuß – und sie waren alle verloren. Wieder erinnerte sich Bolitho dankbar daran, daß die Besatzung der
Achates
überwiegend aus erfahrenen Männern bestand, gut ausgebildet und eine verschworene Gemeinschaft.
    Haltsuchend packte er eine Pardune und spähte durch die Gischt nach dem dunklen Schatten des Vorlandes an Backbord aus. An Steuerbord wuchsen das Fort und der fünfhundert Meter hohe Vulkankegel schemenhaft in den gespenstischen Gewitterhimmel.
    Ein Lichtschein fiel übers Wasser, tanzte auf den Wellen, und Bolitho glaubte, einen Anruf zu hören.
    Rauh sagte Masters: »Dippt die Buglaterne!« Das klang gepreßt, als müsse er um Luft ringen. »Zweimal!«
    Wie angewiesen, wurde die Buglaterne zweimal auf und nieder geholt, und Bolitho merkte, daß er den Atem anhielt. Jetzt hatte Masters die günstigste Gelegenheit, sie zu verraten, seine Loyalität für Rivers unter Beweis zu stellen. Aber nichts geschah, das in Licht von der Schwimmsperre blinzelte stetig über die gischtgekrönten Kabbelseen zu ihnen herüber.
    Leise knarrte die Pinne, als Masters, eine Hand über der des Rudergängers, den Kurs leicht korrigierte. Jetzt hatte er sich inkriminiert und wollte seinen Entschluß nicht damit büßen, daß er wegen eines Ansteuerungsfehlers vor dem eigenen Hafen ertrank.
    Bolitho erkannte das Backbordende der Sperre, auf dem sich einige geduckte Gestalten um die Richtlaterne drängten. Irgend jemand preite die Yawl an, und Masters winkte gebieterisch zurück, mit einer Autorität, die sein Verrat ins Lächerliche verzerrte.
    »Jetzt! Hart Steuerbord! Die Segel streichen!«
    Gewohnt, bei jedem Wetter, bei Tag oder Nacht, ihre Arbeit zu tun, ließen die Seeleute das Boot zügig an die vermurten Boote und Pontons heranscheren. Als die ersten Draggen an ihren Leinen über die Köpfe der verdutzten Wachen flogen und sich festbissen, sprangen schon die schnellsten der unter Deck verborgenen Matrosen hervor, waren mit einem Satz auf dem Ponton und erstickten mit ihren Entermessern

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