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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Marineoffizier mit einer Handvoll Leute und der Hoffnung auf Unterstützung durch Seesoldaten, die sich vielleicht niemals bis zu ihnen durchschlagen konnten.
    Aber schon rannte er mit den Matrosen zwischen Felsen und Gebüsch landeinwärts; im stürmischen Wind peitschten Äste nach ihnen, als wollten sie die Eindringlinge verjagen.
    »Hierher, Sir!«
    Das war Christys Stimme. Bolitho ließ sich neben ihn fallen und schnappte keuchend nach Luft, als der Schmerz durch sein verletztes Bein zuckte.
    Christy prüfte seine Pistolen und hatte das Entermesser schon blankgezogen.
    Bolitho sah die anderen geduckt in Deckung rennen, während jetzt stärkeres Musketenfeuer über ihren Köpfen knatterte. Wo mochte Rivers gerade sein? In seinem prächtigen Haus oder oben im Fort, wo er sich fragte, ob plötzlich alle Welt verrückt geworden war?
    Bolithos Finger krallten sich in den nassen Boden. Alles hing jetzt von Allday ab. Vielleicht war er von einem Wachboot abgefangen worden wie vorhin der Kutter? Trotzdem würde Keen jetzt Anker lichten und die brennenden Wrackteile der Hafensperre nicht aus den Augen lassen; bisher waren sie seine einzige Hilfe beim Unterscheiden von Wasser und Fels.
    Aber bald mußten auch diese Richtfeuer erlöschen.
    Eine Stimme bellte Befehle, dann krachte eine Salve, als die Seesoldaten vom Hang aus die Festung unter Feuer nahmen.
    Scott, der Dritte Offizier und einer der Erfahrensten an Bord, rief: »Nachladen! Ruhig Blut, Jungs!«
    Bolitho verdrängte den Gedanken an Keens Hilflosigkeit, wenn der Anker erst aus dem Grund gebrochen war und das Schiff sich blind durch die Dunkelheit tasten mußte. Ohne den Landungstrupp und mindestens drei seiner besten Offiziere war er außerdem gefährlich knapp an Leuten.
    Neben ihm glommen Christys Augen auf wie zwei Kohlenstückchen; er wandte sich um und sah am Rand der Bojenreihe im Hafen eine Feuersäule in die Höhe schießen.
    Allday hatte es geschafft! Die brennenden Fackeln leuchteten hell durch die Nacht, von seinen Bootsgasten auf einer Festmacherboje angelascht und entzündet; wenn dieses Bündel erlosch, würde das nächste aufflackern.
    Und dann rollte der erste Kanonendonner über die Reede. Niemand sah die Kugel einschlagen, aber sie flog wahrscheinlich genau über die Boje, die Rivers mit so beiläufiger Drohung bezeichnet hatte.
    Masters kam herangerobbt und ließ sich neben Bolitho fallen. Sein ganzer Körper flog vor Angst, ohne daß er es verhindern konnte.
    Bolitho warf ihm einen Blick zu. »Welchen Tag haben wir heute, Mr. Masters?« Masters mußte schlucken. »Den neunten Juli, glaube ich, Sir« stammelte er.
    Er wäre aufgesprungen, hätte Christy ihn nicht in Deckung gezogen. Aber Bolitho hatte es ebenfalls gehört: fernen Trommelwirbel und den schrillen Klang der Querpfeifen.
    Er sah sie vor sich: seine Marinesoldaten, die – vom starken Wind gezaust – auf der holprigen Straße heranmarschierten, vorneweg die Offiziere und dahinter mit exaktem Abstand die kleinen Trommelbuben, wie bei der Parade. Nur daß sie auf einer Straße paradierten, die keiner von ihnen je gesehen hatte und auf der mancher auch nicht zurückkehren würde.
    Bolitho zwang sich, den unterbrochenen Faden wieder aufzunehmen. »Dieses Datum ist wichtig, Mr. Masters«, sagte er. »Wir wollen es uns gut merken.«
    Er wandte den Kopf, als ein neues Richtfeuer für die
Achates
aufflammte, aber diesmal sah er es nur verschwommen. Da stieß er den Degengriff neben seinem gesenkten Kopf in den Boden und flüsterte: »Wir werden siegen! Wir
müssen
siegen!« Es klang wie eine Beschwörung.
    Keen rannte die Leiter zum Hüttendeck hinauf und klammerte sich an die Heckreling, weil der Wind ihn von Deck zu fegen drohte; er kam genau von vorn ein und heulte durchs Rigg wie tausend losgelassene Teufel.
    Keens Verstand wehrte sich dagegen, die knappen Zeiten und Distanzen zu berechnen, die
Achates
noch verblieben, sobald der Buganker erst ausgebrochen war. Schwach hörte er von vorn das Klicken der Ankerwinsch, die heiseren Rufe der Deckoffiziere, die auf den entscheidenden Augenblick warteten.
    Als Keen sich wieder dem Hüttendeck zuwandte, brannte sein vom Wind gepeitschtes Gesicht wie Feuer. Schemenhaft sah er unten das große Rad und die Rudergänger, daneben den Master und einen Midshipman. Andere Männer der Achterdeckswache hielten sich an den Besanbrassen bereit, ihre nackten Oberkörper schimmerten wie nasser Stein im schwachen Licht.
    Gleich… Gleich hieß es, jetzt

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