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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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versuchen, Alarm zu schlagen, sind Sie ein toter Mann. Und wenn Sie uns anderweitig gefährden, werde ich Ihr Verhalten als Hochverrat ahnden. Was das bedeutet, wissen Sie.«
    Er rückte die Scheide an seinem Gürtel zurecht, angewidert vom bestürzten Gesicht des Gefangenen und von seiner eigenen brutalen Drohung. Dann aber fielen ihm Duncan und seine Leute ein, und er befahl knapp: »Bringt ihn auf die Yawl. Ich komme gleich nach.«
    Und zu Keen: »Es geht nicht anders. Sie müssen das Schiff befehligen.« Beide blickten nach oben, als das Heulen des Windes in der Takelage stärker wurde.
    »Und Ihr Erster Offizier ist ein ausgezeichneter Seemann, doch an Land könnte er seine Männer überfordern. Uns bleibt kein Spielraum für Irrtümer.«
    Von Keen glitt sein Blick zu Allday. »Du hast die gefährlichste Aufgabe. Laß die Barkasse auf der Seeseite zu Wasser, damit sie vom Fort aus nicht gesehen wird.«
    Allday begegnete trotzig seinem Blick. »Ich weiß, was ich zu tun habe, Sir: das Boot hinter die Festmacherbojen bringen und dann ein Richtfeuer anzünden.«
    »Damit verlange ich viel von dir. Wenn wir es nicht schaffen, bist du abgeschnitten.«
    Allday grunzte. »Ich würde lieber an Ihrer Seite bleiben, Sir. Da ist mein rechtmäßiger Platz.«
    Bolitho packte seinen Arm und bemühte sich, seine Rührung zu verbergen. »Ohne das Richtfeuer findet
Achates
nicht in den Hafen. Sie würde bei diesem Wind unweigerlich stranden. Und du wirst noch an meiner Seite kämpfen, alter Freund, täusche dich nicht.«
    Keen sagte: »Trotzdem glaube ich…« Dann schwieg er und grinste reuig. »Egal, jetzt ist es zu spät.« Er lockerte seinen Hemdkragen und legte dann die Hand auf den Säbel. »Für Rivers mag das ja eine Überraschung sein, aber für mich ist es weit mehr.«
    Damit nickte er Allday zu und eilte hinaus, nach allen Seiten seine Befehle erteilend.
    Bolitho suchte sich eine Pistole aus und steckte sie in den Gürtel. Wäre es denn wirklich so falsch gewesen, Quantock den Angriff führen zu lassen? Aber dann bejahte er sich diese Frage. Angesichts des fast sicheren Todes brauchten Männer, die für eine unbegreifliche Sache kämpfen sollten – oder mit dem Feind insgeheim sympathisierten –, den Anblick ihres Admirals, der ihnen vorausschritt, in den Tod oder ein Ungewisses Schicksal.
    Hinter Bolitho verließ Allday die Kajüte und bückte sich schwer atmend unter den tiefen Decksbalken. Im Zwielicht standen die halbnackten Stückmannschaften schon an ihren Kanonen; ohne überflüssigen Lärm oder laute Befehle hatte das Schiff klar zum Gefecht gemacht.
    Die Wache auf dem Achterdeck drängte sich in kleinen Gruppen zusammen oder erledigte letzte Handgriffe. Der starke heiße Wind peitschte Gischt übers Deck, so schmerzhaft und blendend wie ein Hagel aus Sandkörnern.
    Mit schräggeneigtem Kopf spähte Bolitho zu den Segeln auf, die wild gegen die Spieren schlugen. Wenn der Anker erst aufgeholt war, mußte das Schiff lospreschen wie ein angreifendes Raubtier. Ein hervorragender Segler, behaupteten alle. Das mußte sich jetzt erweisen – und mehr.
    Quietschende Taljen verrieten, daß die Barkasse seewärts ausgesetzt wurde. Auch wenn ihn die Düsternis fast schon verschluckt hatte, fühlte Bolitho immer noch Alldays Widerwillen, ihn zu verlassen, seinen angestammten Platz aufzugeben.
    »Viel Glück, Sir«, rief Keen.
    Ein schneller Händedruck, dann stieg Bolitho übers Schanzkleid und hinunter in die stampfende Yawl, aus der sich ihm hilfreiche Hände entgegenreckten. »Wer kommt denn da noch?« knurrte eine heisere Stimme. »Laßt uns endlich ablegen, Ted!«
    Ein anderer unterdrückte halb ein rauhes Hurra. »Der Admiral selber ist’s, Jungs!«
    Alle fuhren herum, sie trauten ihren Augen nicht. In seinem verschwitzten, schmuddeligen Hemd hätte Bolitho eine Teerjacke wie sie sein können, aber sie wußten es besser, und einer rief aus dem Dunkel: »Willkommen an Bord, Sir!«
    Bolitho tastete sich zum Heck durch, ergriffen und wie stets beschämt vom Vertrauen dieser Unbekannten.
    Dann hörte er Mountsteven, den Zweiten Offizier, belustigt sagen: »Hier stinkt’s wie in einem Bordell, Sir.« Er wirkte ebenso aufgekratzt, von der Wildheit der anderen angesteckt, sonst hätte er sich diese Freiheit niemals genommen.
    Bolitho erreichte die Heckbank und spähte in die Gesichter der Männer, die ihm am nächsten saßen: Christy, der Bootsmannsgehilfe von der alten
Lysander,
und Masters, trotz der Dunkelheit

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