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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Schuld habe ich heute gute Männer verloren.« Mühsam beherrschte er seinen Zorn. »Und warum mußten sie sterben? Weil Sie Ihren Ehrgeiz und Ihre Habgier nicht zügeln wollten.« Er wandte sich ab, weil er die Kontrolle über sich zu verlieren fürchtete. »Aber regen Sie sich nicht auf, Sir Humphrey. Während Sie sich anschickten, ein Schiff Ihres Königs in Brand zu schießen und jeden Mann an Bord zu ermorden, war Kapitän Keen so rücksichtsvoll, seine Kanonen nur mit Pulver zu laden. Rauch hat Sie besiegt, nichts weiter.«
    Es hätte ein Augenblick des Triumphes sein sollen, aber Bolitho fühlte sich nur angeekelt.
    Er wandte sich an Allday. »Wir kehren an Bord zurück. Dewars Soldaten sind hier Herr der Lage.«
    Allday deutete auf den verstörten Rivers. »Und was wird aus ihm?«
    – »Laßt ihn gut bewachen, zu seiner eigenen Sicherheit.«
    Als zwei Seeleute Rivers an den Armen packten und zum Festungstor abführten, fügte Bolitho wie zu sich selbst hinzu: »Für den Sieger ist Rache immer wohlfeil.« Dann schlug er dem vierschrötigen Bootsmann auf die Schulter und schloß: »Aber wir gehören nicht hierher, sondern dort hinaus, auf die See.«
    Allday stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Diesmal war es gerade noch gut gegangen; ihn schauderte trotz der warmen Morgensonne. Aber allmählich wurde er zu alt für solche Scherze. Das nächste Mal waren die jungen Spunde an der Reihe.
    Nach diesem Fazit besserte sich seine Laune, und er beschleunigte den Schritt.
    Die Matrosen des Landungstrupps säumten den Weg und öffneten grinsend eine Gasse für ihren Admiral.
    Bolitho erriet ihre Gedanken:
Einer von uns.
Weil er genauso schmutzig und abgerissen daherkam wie sie, weil er diesen Bluff mit ihnen gemeinsam durchgestanden hatte, obwohl sie um ein Haar verloren hätten.
    Und jetzt gab es eine Unmenge zu tun. Dewars Seesoldaten mußten das Fort besetzen, die Einheimischen mußten versammelt und beruhigt werden. Er hatte Depeschen zu verfassen und Erklärungen zu formulieren.
    Irgendwo wieherte schrill ein verletztes Pferd, es klang wie der Schrei einer gemarterten Frau. Zum Glück brachte ein Gnadenschuß das Tier zum Verstummen.
    Bolitho verhielt den Schritt an der Stelle, wo Dewar die Kavallerie zurückgeschlagen hatte. Der kleine Trommler lag auf dem Rücken, die blauen Augen offen, die Züge in einer schmerzlichen Grimasse erstarrt.
    Bolitho nahm sein Taschentuch und bedeckte damit das Gesicht des Toten. »Zu jung für dieses Geschäft«, hörte Allday ihn murmeln.
    Einer von uns?
Die Worte schienen ihn jetzt zu verhöhnen, als er durch die Reihen der Seeleute schritt, die ihn mit fröhlichem Nicken begrüßten, obwohl sie alle darauf gefaßt gewesen waren, diesen Morgen nicht mehr zu erleben. Nein, er führte, und sie folgten. Das traf eher zu, und so wollte es auch die Flagge, die drüben im Fockmasttopp von
Achates
wehte.
    Vor den Felsen wartete die Barkasse, um ihn an Bord zu bringen. Da straffte er sich und ging hinunter, ohne nach links oder rechts zu blicken.
    Bolitho saß am Schreibtisch in seiner Tageskajüte und nahm seufzend ein weiteres Schriftstück entgegen, das Yovell ihm zur Unterschrift vorlegte.
    Furcht und Feuer des nächtlichen Angriffs schienen weit hinter ihnen zu liegen, obwohl erst eine knappe Woche vergangen war, seit er Rivers vor seiner Festung die Stirn geboten hatte. Glücklicherweise hatten sie nur wenige Tote zu beklagen, die alle auf dem Bergfriedhof der Insel begraben worden waren.
    Ungeduldig erhob sich Bolitho, trat zu den Heckfenstern und blickte auf die bleiern daliegende Reede hinaus. Das hölzerne Süll verbrannte ihm fast die Handflächen, denn die Sonne hatte ihren Höchststand über dem erloschenen Vulkan erreicht.
    Er sah das Wachboot langsam und ohne große Begeisterung seine Runden um das Schiff ziehen, und konnte leicht erraten, womit sich die Gedanken der Bootsgasten und der Männer an Bord beschäftigten. Seit ihr Gouverneur unter Arrest stand, verhielt die Inselbevölkerung sich ruhig und abwartend. Alle Feindseligkeiten waren eingestellt, einige Milizsoldaten sogar neu vereidigt worden, um die Marineinfanteristen auf der Festung zu verstärken. Aber Bolitho traute dem Frieden nicht. Es war eine feindselige Passivität, denn zu angestrengt wandten die Einheimischen den Blick ab, wenn sie einem britischen Arbeitstrupp oder Offizier begegneten.
    Die Seeleute reagierten zunächst enttäuscht, dann verärgert. Schließlich waren einige ihrer Kameraden

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