Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
durch die Tür traten, war Chases Gesicht streng und verschlossen, das der Frau bleich vor Sorge.
    Ohne Umschweife fragte Chase: »Also, haben Sie’s ihr gesagt?«
    Adam begegnete seinem Blick offen. »Das meiste, Sir.«
    »Aha.« Chase schien erleichtert zu sein. »Ihr Mr. Tyrrell hat es eilig mit dem Auslaufen. Der Wind krimpt…« Er ließ den Satz unvollendet.
    »Ja, gleich.« Adam wandte sich noch einmal dem Mädchen zu, die beiden anderen Menschen im Raum sofort vergessend. »Jedes Wort eben war mein voller Ernst, Robina. Eines Tages komme ich zurück, und dann…«
    Sie blickte zu Boden. »Dann wird es zu spät sein.«
    Chase nahm Adams Arm und bugsierte ihn durch die geschmackvoll getäfelte Halle. Ein schwarzer Lakai öffnete die Haustür, und Adam sah vor sich den kalten blauen Streifen der See und den Himmel darüber, der ihn zu verspotten schien.
    Leise sagte Chase: »Bitte, glauben Sie mir, daß ich das sehr bedaure. Aber es ist besser so, das werden Sie eines Tages begreifen.« Geistesabwesend schritt Adam die Treppe hinunter und sah Tyrrell schon am Tor warten. Dieser studierte aufmerksam das Gesicht des Näherkommenden und fiel dann mit seinem Holzstumpf neben ihm in Schritt.
    »Also haben Sie sich entschieden?«
    »Man hat für mich entschieden.« Adam sah kaum, wohin er den Fuß setzte, so beschäftigt war er mit seinem Schmerz, seiner Verzweiflung, »Da wäre ich mir nicht so sicher, Leutnant.« Tyrrell warf ihm einen Seitenblick zu. »Aber ich weiß, wie Ihnen zumute ist.«
    Adam wurde zornig. »Woher plötzlich dieses Mitgefühl? Auf dem Weg hierher haben Sie doch kaum das Wort an mich gerichtet!«
    Tyrrell grinste. »Da wußte ich noch nicht, woran ich mit Ihnen war. Sie hätten sich ja auch hier ins warme Nest setzen können.«
    Als die verankerte Brigantine vor ihnen auftauchte, beschleunigte er den Schritt. »Aber Ihre Treue war nicht käuflich, Leutnant. Da ging’s Ihnen nicht anders als mir.«
    Nebeneinander warteten sie an der Pier auf das Boot, das sie zur
Vivid
übersetzen sollte. Dabei glitt Tyrrells Blick immer wieder von Adam zu seinem neuen Schiff hinüber. Er kannte sich aus mit gebrochenen Herzen, hatte das selbst mehr als einmal erlebt. Aber ein eigenes Schiff war etwas ganz anderes.
    Mit rauher Freundlichkeit schlug er dem Leutnant auf die Schulter.
    »Also los, junger Freund, ausnahmsweise stehen Wind
und
Tide endlich einmal günstig für uns.«
    Adam zögerte noch; er blickte sich um, aber das Haus war schon von anderen Gebäuden verdeckt. Ihm kam wieder in den Sinn, was er Robina erst vor wenigen Minuten gesagt hatte: »Ich liebe dich von ganzem Herzen.«
    Daß er die Worte laut ausgesprochen hatte, wurde ihm erst klar, als er Tyrrells mitfühlende Stimme sagen hörte: »Das geht vorbei. Nur seine Träume vergißt man nie.«
    Bolitho nahm die letzten Steinstufen zur Brustwehr des Forts im Eilschritt und bemerkte mit Genugtuung, daß er nicht außer Atem gekommen war. An Land bekam man doch mehr körperliche Bewegung als an Bord.
    Es war noch früh am Morgen und angenehm kühl nach der schweren nächtlichen Regenbö. Typisches Wetter für die Inseln dieser Gegend, dachte er. Regengüsse bei Nacht, und eine Stunde nach Sonnenaufgang schon so starke Hitze, daß alles wieder knochentrocken wurde.
    Leutnant George Lemoine, der den Trupp des 60. Infanterieregiments befehligte, griff grüßend zum Hut. »Ich hörte, daß Sie schon früh auf den Beinen sind, Sir«, lächelte er.
    Bolitho beugte sich über die Brüstung und blickte auf das schimmernde Wasser des Hafens hinunter. Ein großer Teil lag noch im Schatten, aber bald mußte die Sonne über den Vulkangipfel steigen; dann würden die Schiffe wie die Stadt dahinter im Hitzeglast verschwimmen. Er sah
Achates’
schwarzen Rumpf mit den hellbraunen Streifen der Batteriedecks und fragte sich, ob Keen immer noch über den endlosen Vorratslisten grübelte.
    Ihr Frischproviant wurde allmählich knapp; und Trinkwasser mußte Faß für Faß von den Seeleuten an Bord geschafft werden. Die Inselbewohner rührten immer noch keinen Finger für die Briten, sondern beriefen sich auf ihre Armut, wenn Früchte oder Obstsäfte für die Besatzung besorgt werden sollten.
    Bolitho hatte sein Bestes getan, um mit der Bevölkerung in Kontakt zu kommen. Das Ausweglose ihrer Situation war ihm durchaus klar.
    Die Pflanzer und Händler verübelten ihm, daß ihre Schiffe weder aus- noch einlaufen konnten und daß Frachtsegler, die Waren nach San Felipe

Weitere Kostenlose Bücher