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Der Brander

Der Brander

Titel: Der Brander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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dort unten noch unklar ist.«
    »Aber Frankreich und Spanien waren doch schon oft verbündet, Sir.«
    Zum ersten Mal lächelte Chase. »Frankreich würde Spanien gewiß als Bundesgenossen brauchen, wenn es wieder zum Krieg mit England käme. Falls es also über San Felipe wirklich einen Konflikt geben sollte, dann möchten die Franzosen keineswegs als die Schuldigen dastehen. Es käme ihnen sehr zupaß, wenn die britischen Schiffe sich diskret zurückziehen würden, nachdem sie alle Ansprüche Spaniens auf San Felipe tapfer zurückgewiesen haben. Dann – und erst dann – wird für den französischen Admiral der rechte Zeitpunkt sein, die Insel zu übernehmen und einen Gouverneur einzusetzen.«
    Adam erwiderte: »Es scheint mir verwerflich, so mit Menschenleben zu spielen.«
    Chase nickte. »Da mögen Sie recht haben, aber San Felipe ist ein hoher Einsatz. Im Krieg wie im Frieden beherrscht es einen wichtigen Schiffahrtsweg. Meine Regierung würde es lieber im Besitz eines befreundeten Landes sehen, am liebsten unter unserem eigenen Schutz. Und genau das hatte Sir Humphrey Rivers vorgeschlagen. Aber da Sie Vizeadmiral Bolithos Adjutant sind, wissen Sie das alles zweifellos. Ich merke, daß Sie diese Zusammenhänge genauso schnell durchschauen wie Ihr Onkel, also muß Ihnen auch klar sein, daß es Rivers trotz seiner Loyalitätsbezeugungen für König Georg vor allem um seinen eigenen Vorteil geht. Er brachte eine gefährliche Karte ins Spiel, als er das Schicksal der Insel mit Spanien erörterte oder – um genau zu sein – mit dem spanischen Befehlshaber in La Guaira. Geteilte Geheimnisse sind keine Geheimnisse mehr.« Chase seufzte tief auf. »Außerdem läßt sich ein Tiger nicht aufs Teilen ein.«
    Chase war sich jetzt Adams voller Aufmerksamkeit sicher. Er fuhr fort: »Ich kann offen mit Ihnen sprechen, weil keiner von uns beiden auf diese Affäre entscheidenden Einfluß hat. Das spanische Interesse blieb mir nur deshalb nicht verborgen, weil ich sowohl mit dem Befehlshaber in La Guaira wie auch mit seinem Nachbarn in Caracas Geschäftsbeziehungen unterhalte. Beide waren schon immer der Ansicht, daß ihre Regierung den Anschluß an die rapide Ausweitung ihres Imperiums in Südamerika verloren hat. Woche für Woche bringen die Sklavenschiffe mehr Arbeiter für die Bergwerke und Plantagen; unterwegs begegnen sie wahrscheinlich den bis ans Schanzkleid mit Gold beladenen Galeonen, die auf dem Weg nach Spanien sind. In der Vergangenheit hat San Felipe ihre Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Dem wollen sie in Zukunft einen Riegel vorschieben.«
    Adam sah im Geiste plötzlich
Achates
im Hafen von San Felipe vor sich, halb abgetakelt für Reparaturen, die Mannschaft überfordert mit Arbeiten, die das Geschick erfahrener Werfthandwerker verlangt hätten.
    »Dieser Zweidecker…« rief er aus.
    Chase lächelte grimmig. »Den Sie versenkt haben? O ja, Leutnant, darüber haben mir meine Informanten alles berichtet. Das war die
Intrepido,
frisch überholt in Cadiz und stark genug bewaffnet, um es mit jedem Narren aufzunehmen, der ihr in die Quere kommen wollte. Ein Freibeuter, ein gekaufter Abenteurer – nennen Sie ihn, wie Sie wollen. Aber ihr Kommandant hatte Anweisung, jeden Widerstand zu brechen und die Insel in Besitz zu nehmen. Später sollte ein beamteter Gouverneur installiert und die spanische Flagge gehißt werden, wobei weder von den Briten noch von den Franzosen nennenswerte Gegenmaßnahmen erwartet wurden. Ihrer Regierung wäre es peinlich gewesen, wegen dieser aussichtslosen Sache noch mehr Zeit und Menschenleben zu opfern, und auch die Franzosen würden sich nicht dagegen sperren, weil sie sich damit Spanien für künftige Zwecke zum Schuldner machen konnten.« Er lehnte sich bequem in seinem Stuhl zurück und schloß: »Erklärt das nicht alles?«
    Adam nickte verwirrt; doch die scheinbare Stichhaltigkeit dieser grausam simplen Überlegungen ekelte ihn an.
    Chase fuhr fort: »Aber nichts ist so einfach, wie es scheint. Die Spanier dachten schnell, raffiniert und skrupellos, doch sie machten die Rechnung ohne Ihren dickköpfigen Onkel. Trotzdem ist er zu bedauern. Er steht als einziger zwischen den Spaniern und ihrer Gier nach San Felipe. Wie ich annehme, war all dies schon in England bekannt, bevor man ihn ausschickte. Es ist nicht als Beleidigung gedacht, wenn ich sage, daß die Briten bei ihren Verhandlungen ziemlich hinterhältig vorgehen können. Für manche Leute zählt Selbstachtung eben nicht, wenn

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