Der Brander
es um Dinge geht, die sich auf der anderen Seite der Welt abspielen. Habe ich recht?«
»Ich kann es nicht glauben, Sir. Mein Onkel wird ihnen die Stirn bieten.«
Chase wirkte plötzlich besorgt. »Gewiß, davon bin ich überzeugt. Aber was kann er erreichen, wenn die Bevölkerung der Insel nicht hinter ihm steht? Auf verlorenem Posten kämpfen?«
Adam ballte die Fäuste so fest, daß sich die Nägel schmerzhaft in sein Fleisch gruben. »Genau das!«
Chase wandte den Blick ab, als könne er Adams Verzweiflung nicht mitansehen. »Dann helfe ihm Gott.«
In diesem Augenblick schwang die Tür auf, und Adam hörte Robinas aufgeregte Stimme fragen: »Wo hast du ihn versteckt, Onkel? Und was soll das ganze Gerede über einen Verkauf der
Vivid?
Sie ist doch eines deiner Lieblingsschiffe!«
Sie fuhr herum, erkannte Adam neben dem Fenster und schrie in freudiger Überraschung leise auf.
»Da bist du ja!« Sie lief auf ihn zu und küßte ihn leicht auf die Wange. »Jetzt wird alles gut!«
Adam wagte nicht, sie zu berühren oder zu umarmen, denn er sah über ihrer Schulter Chases umwölkte Miene.
Ernst sagte ihr Onkel:
»Vivid
war schon immer etwas zu klein für meine Zwecke. Tyrrell hat sie mehr als verdient.«
Er ließ Adam nicht aus den Augen und versäumte es, den von Bolitho entrichteten Kaufpreis zu erwähnen. Langsam schritt er zur Tür, den Blick immer noch auf das junge Paar am Fenster gerichtet.
Er sah keine Möglichkeit, es ihnen schonend beizubringen; deshalb war sein Ton fast grob, als er fortfuhr:
»Vivid
muß noch vor Anbruch der Nacht den Anker lichten. Unser Leutnant hier hat seinem Onkel wichtige Nachrichten zu überbringen. Ist’s nicht so?«
Langsam nickte Adam; er verabscheute Chase und bewunderte ihn doch.
Wie lange sie so dastanden, konnte er später nicht sagen. Er preßte Robina an sich, murmelte Unverständliches in ihr Haar, während sie seine Schultern umklammert hielt, als wehre sie sich mit Gewalt gegen das Unbegreifliche.
Schließlich lehnte sie sich in seinen Armen zurück und starrte zu ihm auf. »Warum?« fragte sie. »Was ist daran denn so wichtig? Wir sind endlich wieder zusammen, mehr wollten wir doch nicht. Also warum mußt du schon wieder fort?«
Adam wischte eine blonde Haarsträhne aus ihren Augen und sah seine Hoffnung, sein Glück, verrinnen wie Sand im Stundenglas.
»Ich muß zurück nach San Felipe, Robina«, sagte er. »Dein Onkel kennt den Grund. Er kann es dir besser erklären als ich.«
In ihren Augen blitzte plötzlich Zorn auf. »Was geht das alles dich an? Du bist doch bloß Leutnant, weshalb sollte er dich mit hineinziehen?« Sie versuchte, sich ihm zu entwinden, aber Adam hielt sie fest.
»Es hat schwere Kämpfe gegeben. Mein Schiff hat den Gegner versenkt, wurde dabei aber selbst stark beschädigt.« Er spürte, wie alle Kraft sie verließ, als sie die Bedeutung seiner Worte erfaßte. »Mein Onkel hat herausgefunden, welche Gefahr der Insel drohte und wer sie heraufbeschwor. Er hat mich mit Depeschen zu deinem Onkel nach Boston gesandt, damit diese Informationen umgehend an euren Präsidenten weitergeleitet werden.«
Ihre Augen hingen an seinem Gesicht. »Aber weshalb wird mein Onkel da mit hineingezogen, meine Familie?«
Resigniert hob Adam die Schultern. »Weil er schon damit befaßt war. Er kannte seit langem die Absichten Spaniens, das hat er gerade indirekt zugegeben. San Felipe unter französischer oder britischer Flagge zu wissen, würde deinem Land offenbar wenig behagen. Aber da mein Onkel all diese widerstreitenden Interessen jetzt ans Licht gebracht hat, wird sich keine der Parteien in seinen Konflikt mit den Spaniern einmischen.« Adam konnte seine Verbitterung nicht unterdrücken. »Also steht mein Onkel ganz allein da, wenn er seine Pflicht tut.«
Sie machte einen Schritt von ihm weg und sagte, ohne ihn anzusehen: »Dann planst du also nicht mehr, dir hier bei uns ein neues Leben aufzubauen?«
»Aber so ist es doch nicht! Ich liebe dich von ganzem Herzen.«
»Und trotzdem schlägst du mir das ab?«
Adam trat auf sie zu, doch sie wich zwei Schritte vor ihm zurück.
»Es ist meine Pflicht…«
Da hob sie den Blick zu ihm, in ihren Augen funkelten Tränen.
»Pflicht! Was kümmert mich das! Wir sind beide jung, so jung wie dieses Land, weshalb willst du uns also unglücklich machen – für etwas ganz Sinnloses?«
Adam hörte Schritte im Korridor, die schweren von Chase und die leichteren einer Frau: Robinas Mutter.
Als die beiden
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