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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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Telegrammnotiz]
     
    Frankfurt am Main
    14. September 1973
    Kaut bis Anfang nächster Woche im Urlaub. Nachricht frühestens Mittwoch möglich.
    Gruß
    Siegfried Unseld

[263; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    19. September 1973
    Lieber Thomas Bernhard,
    ich bedanke mich für Ihren Brief vom 13. September, der etwas verspätet hier eintraf.
    In der Zwischenzeit habe ich mit Herrn Kaut am Telefon gesprochen, sehr eingehend. Ich übergehe Details, auf die wir ja immer wieder zurückkommen müssen, und berichte Ihnen die Hauptsache: Es ist mir gelungen, bei Kaut Peymann nachdrücklich ins Überlegungsspiel einzuführen. Kaut schien erst erschreckt, er hielt die Lösung für inakzeptabel wegen »höherer« Festspielmeinungen, wegen der Lokalpresse, vor allem aber wegen der Mitarbeiter des Landestheaters, die sich weigern würden, mit Peymann zusammenzuarbeiten. 1 Doch nach längerem Austausch von Argumenten war er bereit, diese Frage dringlich zu untersuchen. Er braucht hierfür aber einfach Zeit, weil er sich Rückendeckungen verschaffen muß. Wir sind so verblieben, daß er diese Frage dringlich entscheidet und mir dann wieder Bescheid gibt. Das kann aber nicht vor 14 Tagen sein, da ich in der Zeit vom 27. 9.-4. 10. verreist bin, ist ein neuerliches Telefonat für Freitag, den 5. 10., vereinbart worden. 
    Auch für den Tournee-Gedanken konnte ich Kaut erwärmen. Freilich, hier stellen sich doppelte Schwierigkeiten. Die erste: er kann Schauspieler definitiv erst dann bestellen, wenn er den Text, zumindest einen Teil des Textes, kennt. Dann müssen die Schauspieler gesucht werden nach der doppelten Möglichkeit, sowohl in Salzburg als auch auf der Tournee spielen zu können. Da wir von Ihnen vorläufig mit einem Text ja nicht rechnen können, kann diese Frage wohl frühestens in der 2. Oktoberhälfte geklärt werden, oder? Diese Frage hängt von Ihnen ab, wann Sie uns das Ganze oder ein Stück für diese Frage nur geben können.
    Ich meine, daß auch erst danach ein Gespräch zwischen uns sinnvoll wird.
    Was die Theater-Tournee selbst betrifft, so sind wir von der Idee geradezu euphorisiert. Das kann eine sehr interessante Sache werden, für Ihr Stück, für Honorarerlöse, für Salzburg und für den Suhrkamp Verlag.
    So ist und bleibt das Wichtigste, lieber Thomas Bernhard, daß Sie in Ruhe an diesem Stück arbeiten können. Lassen Sie doch einmal alle Telegramme und Anfragen an sich herabgleiten. Ich würde einfach nichts mehr beantworten, auf nichts mehr reagieren und jetzt nur noch an das Stück und seine Vervollkommnung denken.
    Peymann ist zur Zeit hier in Frankfurt, wo er Edward Bonds »Die See« probt. Ich bin mit ihm in Kontakt, er freut sich ungemein auf die Aussicht, »Die Jagdgesellschaft« inszenieren zu können. Und natürlich hofft er jetzt auf Salzburg. Ich tue es auch.
    Herzliche Grüße
    Ihr
    [Siegfried Unseld]
    1   Siehe Anm. 1 zu Brief 202.

[264; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    26. September 1973
    Lieber Thomas Bernhard,
    ich hätte mir gewünscht, daß ich Ihnen diese Nachricht nicht brieflich, sondern mündlich hätte übermitteln können, aber die Salzburg-Reise wird erst etwa Mitte Oktober stattfinden können. Um Sie aber zu informieren, möchte ich Ihnen doch heute schreiben und diese Nachricht nicht bis zu meinem Besuch aufheben.
    Rudolf Rach wird nicht nach Düsseldorf gehen! Er sah ein, daß dieser Schritt für ihn vielleicht doch nicht ganz der richtige gewesen wäre, und ich bin froh, daß ich ihn überzeugen konnte, hierzubleiben und hier eine neue Aufgabe zu übernehmen. Wir wollen innerhalb des Suhrkamp Verlages eine neue Abteilung gründen, einen sogenannten SUHRKAMP-MEDIEN-VERLAG, dem drei Abteilungen angeschlossen sind: der Theaterverlag – unter Leitung von Jürgen Becker —; eine Theater-Produktions-Gesellschaft und auch ein Filmverlag (der letztere faßt zunächst nur die Verfilmungsrechte des Verlages zusammen, um diese besser ausüben und kontrollieren zu können).
    Entscheidend ist, daß Rudolf Rach bereit ist, die Suhrkamp-Theater-Tournee aufzubauen und zu leiten. Entscheidend für diese Gründung war die Möglichkeit der Realisierung einer Theater-Tournee für Ihr neues Stück »Die Macht der Gewohnheit«. Im Prozeß der Überlegungen der Realisierung einer solchen Tournee kamen Rach und ich auf die Idee der Gründung einer solchen Gesellschaft, an der der Suhrkamp Verlag und Dr. Rach beteiligt sind. Es ist keine Frage, daß wir für

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