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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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Titel, Manuskript oder einen Kurztext über die Erzählung. 1
    Herzliche Grüße – Siegfried Unseld
    1   Es handelt sich vermutlich um den Ankündigungstext zu Ungenach . Die Antwort von Th. B. hat sich nicht erhalten, in der Vorschau des Suhrkamp Verlags für das erste Halbjahr 1968 findet sich folgender Ankündigungstext, der auf Th. B. zurückgehen muß, da die gedruckte Erzählung beträchtlich von dem Angekündigten abweicht. Der Text lautet:
»279 Thomas Bernhard, Ungenach. Erzählung
Erstausgabe
Die neue Erzählung von Thomas Bernhard berichtet von einem Mann, der in ein oberösterreichisches Dorf, Ungenach, kommt, zu einem grauenhaften Begräbnis. Er kommt zu spät und bleibt so lange in dem Haus des Verstorbenen, bis er die Bewohner des Dorfes von der Beerdigung zurückkehren hört, Leute, die er nicht sieht, die er nicht sehen mag, weil er sie nicht ertragen kann. Die Erzählung beschreibt Ungenach während der Abwesenheit der Einwohner, die alle an dem Begräbnis teilnehmen, während Ungenach völlig leer und von allen Menschen, die Ungenach sind, verlassen ist.«

1968
     

[42; Anschrift: 〈Ohlsdorf〉]
     
    Frankfurt am Main
    19. Februar 1968
    Lieber Herr Bernhard,
    der Österreichische Staatspreis war für uns alle hier eine große Freude! Hoffentlich beflügelt er Sie zu Weiterem und Neuem.
    Herzliche Grüße
    Ihr
    [Siegfried Unseld]

[45; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    9. Juli 1968
    Lieber Herr Bernhard,
    ich höre, daß wir wieder einmal Honorarschwierigkeiten miteinander haben. Wieso eigentlich? Ich denke, diese Dinge haben wir doch nicht ohne Großzügigkeit geregelt?
    Ich schicke Ihnen anbei eine Kopie des Vertrages, den wir am 8. Mai /22. November 1967 für den Band »Prosa« in der edition suhrkamp geschlossen haben. Das scheint mir doch ein Muster zu sein, wie wir auch für den neuen Band »Ungenach« verfahren sollten.
    Ich hätte mir sehr gewünscht, daß Ihnen daran liegt, mit diesem Honorar Ihr Darlehen abzutragen. Falls Sie aber auf diesen Betrag jetzt angewiesen sind, bin ich auch bereit, die DM 2.000,— Ihnen zur Hälfte bei Vertragsabschluß und zur Hälfte bei Erscheinen des Bandes zu überweisen. Ich bitte Sie sehr um Verständnis, daß höhere Honorare bei der edition suhrkamp nicht möglich sind. 1
    Sie wissen ja, daß als Erscheinungstermin für den Band September 1968 vorgesehen ist?
    Schöne Grüße
    Ihr
    [Siegfried Unseld]
    1   Günther Busch, als der für die edition suhrkamp Zuständige, unterbreitet S. U. den Wunsch von Th. B. nach einer Vorauszahlung in Höhe von 3000 DM. Anneliese Botond schreibt am 11. Juli 1968 an Th. B.: »Wie dieser Brief zu erklären ist? Wenn ich das wüsste. Sicher ist, dass U[nseld]. die 3.000,— bereits zugesagt hatte – nämlich Busch, der es mir sagte, die es Ihnen sagte. Und nun zieht er zurück, kränkt Sie, desavouiert mich. Was Sie zu tun haben, brauche ich Ihnen nicht zu sagen, und eigentlich kann das Match nur zu Ihren Gunsten ausgehen. [. . .] Ein kurzer Ohlsdorfer Donner als Antwort auf den Blitz aus dem Frankfurter Himmel empfiehlt sich.«

[46]
     
    Ohlsdorf
    11. 7. 68
    Lieber Dr. Unseld,
    es hat mir leid getan, dass ich Sie in Frankfurt nicht gesehen habe; aber mit Ihrer Frau zusammen wars ein Vergnügen. Bitte, sagen Sie das.
    Was die Honorarfrage betrifft, so sind wir tatsächlich anfangs grosszügig verfahren und ich habe geglaubt, wenn ich mich drei Jahre mit meinem Roman »Verstörung« herumschlage, dann ist ein grosser Teil meines Darlehens abgetragen. Dass ein so grosser und so guter Verlag wie der Ihre aber nicht mehr als tausendachthundert Exemplare verkaufen hat können, ist so absurd, dass das kein Mensch glaubt, wenn ich das sagte, denn selbst wenn ich ganz alleine mit meinem Rucksack durchs Land ginge, verkaufte ich in vier Wochen sicher mehr. Die Enttäuschung ist die grösste wie auch die grösste Unverständlichkeit, wenn man bedenkt, dass das Buch die allerbesten Kritiken, alles in allem den besten Wirbel gehabt hat usf. . . . Ich rede nicht mehr weiter, sage aber doch, dass ich eine grosse Chance, wenigstens aber drei Jahre Arbeit verpulvert bekommen habe.
    Alles das, abgesehen von der wunderschönen Ausgabe, die hervorragend gedruckt ist usf. Haben Sie nicht gedacht, dass sich der Verlag in Beziehung auf die »Verstörung« auch ein wenig schuldig gemacht hat? Ich weiss es nicht. Das Darlehen sollten Sie selbst ja abtragen.
    Nun, genauso müssten Sie sich denken, dass

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