Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld
unterschriebenen Vertrag. Über Sie möchte man jetzt vermutlich erreichen, daß alles in Zloty gezahlt wird, das Honorar also untransferierbar ist. Ist das so in Ihrem Sinne?
Mit Erval habe ich vor vier Wochen bei seinem Besuch in Frankfurt über eine Ausgabe der »Stücke« gesprochen. Er wollte sich darum kümmern. Nichts läuft von selbst! Wir tun das Unsere.
Und kein Wort der Anerkennung für das, was wir mit der Theaterproduktion geschafft haben! Hier ist wirklich Basis-Arbeit für Sie geleistet worden.
Ich hoffe, wir sehen uns bald.
Herzlich
Ihr
[Siegfried Unseld]
[324; Telegramm]
Ohlsdorf
17. 7. 75
amras keinesfalls als suhrkamptaschenbuch
thomas bernhard
[325]
Ohlsdorf
22. 7. 75
Lieber Siegfried Unseld,
der Fehler Ihres Briefes vom 15. ist, dass Sie ihn ganz einfach viel zu spät geschrieben und abgeschickt haben, aber er enthält die Bemerkung, dass Ihnen die »Korrektur« »lieb« ist, was Sie sich nicht direkt auszusprechen getrauen, nur indirekt sagen; gleich wie, ich bin darüber glücklich, denn so viele Jahre hat kein Mensch mehr gesagt, dass ihm etwas, was ich mache, lieb ist. Das entschädigt mich für den jahrelangen Morast aller Kritiker zusammen.
Die Fahnen sind korrigiert und gehen mit gleicher Post nach Frankfurt und ich erbitte zwei Umbruchexemplare.
Es erfordert schon sehr viele unbeschädigte Elemente, zwei Monate ohne Kommentar zu bleiben! Aber es ist schön und gut, dass Sie mich so robust einschätzen.
Ich gehe heute nicht auf Ihren Brief in allen seinen mehr oder weniger wichtigen Punkten ein, darüber können wir am 3. August hier sprechen. Nur eines: bitte schicken Sie jetzt weder nach Salzburg, noch nach Wien irgendeinen Vertrag, das tun wir dann im Oktober oder November! 1
Dass Sie auch ein Mensch sind, ist klar, und was für ein Mensch! Und also was für ein Mensch! und was für ein Verlag!
Was die Fahnen der »Korrektur« betrifft, so habe ich noch niemals so vorzüglich gesetzte gesehen und ich bitte Sie, dem Setzer meine Bewunderung zu übermitteln für diese seine ganz hervorragende, ja beinahe schon unglaubliche übermenschliche Arbeit!, denn ich kenne ja das Manuskript, es ist eine Meisterleistung. Und ich bitte Sie, dem Setzer der »Korrektur« auf meine Rechnung (also durch Belastung meines Kontos!) eine Flasche Champagner zukommen zu lassen! Und diesen Wunsch meinerseits bitte nicht vergessen!!! 2
Ich habe natürlich gedacht, Sie kommen, wie ich Sie ersucht habe, am 3. mit der dritten und vierten Rate. Aber kommen Sie, wie immer, in guter Laune nach Ohlsdorf.
In bester Form, mit herzlichen Grüssen
Thomas B.
1 Den Hintergrund für die Zurückhaltung den Salzburger Festspielen gegenüber in Sachen Die Berühmten verdeutlicht ein Brief von Th. B. an Josef Kaut vom selben Tag, in dem er fragt, warum Die Berühmten nicht auf dem veröffentlichten Programm der Festspiele für das nächste Jahr stehen. Nach dem Zögern Kauts verzichtet Th. B. in einem Brief vom 20. August auf eine Aufführung dieses Stücks in Salzburg und konstatiert: »Die Theatergeschichte hat längst entschieden, wer für wen wichtiger gewesen ist, der Bernhard für die Festspiele oder die Festspiele für Bernhard.« (Th. B.: Werke 16 , S. 394.)
2 Am 8. August 1975 informiert Burgel Zeeh brieflich Th. B. darüber, daß an Rolf Kopf von der Setzerei und Binderei Göbel in Tübingen eine Flasche Veuve Cliqot Brut abgesendet worden ist.
[326; Anschrift: Ohlsdorf]
Frankfurt am Main
5. August 1975
Lieber Thomas Bernhard,
über unsere Salzburger Gespräche 1 möchte ich den Satz des 61jährigen Goethe stellen: »Die Krankheit erst bewähret den Gesunden.« Daß das aus einem umstrittenen, erotischen, von einigen als pornographisch bezeichneten Gedicht von Goethe stammt, mindert nichts an seiner Wahrheit. 2
Ich werde mein Bestes tun, damit das gleichzeitige Erscheinen der Bücher »Korrektur« und »Die Ursache« nicht zu Ihrem und unserem Schaden wird. Jetzt gibt es nur die Flucht nach vorne, daß eben zur genauen Kenntnis der »Korrektur« die »Ur-Sache« vielleicht wichtig ist.
Aber ich nehme Ihr Wort zur Kenntnis, daß Sie kein weiteres Manuskript dem Residenz Verlag geben werden. Sollten Sie die Vergabe einer Arbeit an einen dritten oder doch wieder den Residenz Verlag erwägen, dann bitte ich darum, daß vor einer Entscheidung mit mir darüber gesprochen wird. Das scheint mir das mindeste, das wir unserer gemeinsamen Beziehung schuldig
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