Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld
Schauspieler muss ich, solange er auf dem Höhepunkt ist, und der kann nicht mehr lang sein, ausnützen für mein Theater. Meine Frage war, ob wir einen BS-Band machen im Dezember.
In dem Brief ist (leider jetzt verloren) ein Brief eines polnischen Verlages aus Lodz, dessen Namen ich jetzt nicht mehr weiss, der sich beklagt, dass er auf drei oder vier Briefe an Suhrkamp, in welchen er um die Rechte für »Frost« ersucht (!), keine Antwort bekam und glaubt, jetzt von mir die Rechte zur Herausgabe in polnisch zu bekommen, aber ich habe die Rechte nicht. Bitte lassen Sie nachforschen, um welchen Verlag in Lodz es sich handelt, es wird nicht Hunderte geben.
Als einen wichtigen Punkt, erbitte ich in dem »verlorenen« Brief im Juli den Darlehensrest (die Hälfte), der äusserste Termin wäre aber auch als der 2. August möglich.
Dann schrieb ich, dringend die Verträge mit Salzburg und Wien abzuschließen, was jetzt nicht mehr geht, weil die Leute schon auf Urlaub sind, oder, wie in Salzburg, etwas anderes im Kopf haben, die Verhandlungen habe ich ja bis zur Vertragsreife gemacht und abgeschlossen, denn es steht fest, dass ich in Salzburg nächsten Sommer »Die Berühmten« und in Wien im Oktober / November ein Stück zum Weggang Klingenbergs an der Burg herausbringe. Aber ich habe schon mehrere Male vorher gesagt, die Verträge mit den beiden, Kaut und Klingenberg, zu machen, schliesslich sind das Wichtigkeiten, die beispiellos sind in diesen Zeiten und es wäre erforderlich, dahinter zu sein.
Leider ist auch mein oftmaliger Wunsch, nach ein paar einzeln an mich abzuschickenden Bänden der BS auf taube Ohren gestossen, bis heute habe ich kein einziges Buch bekommen, der Wunsch ist schon in St. Moritz deutlich ausgesprochen worden. So muss ich mir halt, was mich interessiert, kaufen.
Es ist noch viel mehr in dem Brief gestanden, es ist mir nicht gegenwärtig, aber weiter: von Michel Demet, dem Übersetzer meiner Stücke ins Französische, für Gallimard, der an der Sorbonne arbeitet, höre ich, dass mehrere gute Theater meine Stücke spielen wollen, wenn Gallimard sie gedruckt hat, Gallimard sie druckt, wenn die Theater sie spielen und ich bitte Sie, sich persönlich mit Erval von Gallimard in dieser Sache ganz ausdrücklich in Verbindung zu setzen, damit etwas geschieht. Überhaupt gäbe es so viele Möglichkeiten, die nicht genützt werden, weil ich selbst nicht die Zeit habe, dafür etwas zu tun, weil ich tatsächlich ununterbrochen meine Geistesarbeit arbeiten muss, was mir doch am wichtigsten scheint, andererseits aber der Verlag, das ist tatsächlich ein Vorwurf, alles laufen lässt und nichts läuft von selbst!!! , wem sage ich dieses alte Wort! Und was ist mit England undsofort! Manchmal könnte ich hier verzweifeln über die Tatsache, dass ganz einfach nichts gemacht wird, wenn ich es nicht selbst mache, der Verlag reagiert nur, wenn er von aussen auf etwas gestossen wird, und da auch nur selten und meistens ungeschickt.
Gestern bekam ich die sogenannten »Salzburger Stücke«, aber muss es sein, dass mein erster Blick gleich auf einen unverantwortlichen Fehler stösst: bei den Aufführungsdaten zum »Ignoranten« ganz hinten stehen Herr Vincze und eine Frau Gstrein, aber das Bühnenbild ist von dem grossartigen Herrmann und die Kostüme sind von Moidele Bickel! Das ist ganz einfach unverantwortlicher kopfloser Schwachsinn von den Leuten, die einen solchen Band zu verantworten haben und er bewirkt in mir nur Wut und Widerlichkeit, sonst nichts.
Es gibt vieles zu besprechen und zu klären, aber ich kann mich nicht damit zufrieden geben, dass Sie vielleicht am 2. August zu Schaffler, und dann auch vielleicht mit mir zusammenkommen, das ist mir auch ein unerträglicher Gedanke und mit dem sommerlichen Urlaubswahnsinn hat das, was ich mit Ihnen grundsätzlich wieder einmal zu besprechen habe, nichts zu tun. Es ist erforderlich, dass Sie innerhalb kürzester Zeit sich bitte für mich freimachen und hierher kommen. Weiter so in diesem beiläufigen Sinne können wir nicht zusammen arbeiten.
Was die »Korrektur« betrifft, so versteht wahrscheinlich kein Mensch, was das ist, die Leute machen sich auch nicht die geringste Mühe, zu verstehen, es ist keine Zeit für Mühe, aber das hat mir auch schon gleichgültig zu sein, aber noch nie habe ich die Fahnen in solchen wahnsinnigmachenden, nervenaufreibenden Raten bekommen. Wie weit hat es der Verlag gebracht, dass er mir nicht das ganze Paket aufeinmal schickt,
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