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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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Präsident – Horst Christian Beckmann – schafft die Rolle nicht, und so traten peinliche Überlängen auf. Das Stück, in 2 Stunden gespielt, wäre ein Erfolg geworden. Als Schauspielerin spielte Libgart Schwarz, die Frau von Peter Handke. Sie machte ihre Sache gut. Am Schluß Buh-Rufe gegen den Regisseur wohl in Stellvertretung des Autors?
Lange Premieren-Nacht. Thomas Bernhard hatte sich doch noch eingefunden. Es war nicht auszumachen, ob er im Zuschauerraum war oder nicht, Peter Handke war gekommen, ursprünglich wollte er das Stück nicht sehen. Der Abend mit den beiden Autoren und mit Peymann wurde dann aber noch ganz vergnüglich. Das Überraschendste: Thomas Bernhard und Peter Handke, die ja von der österreichischen Umwelt immer mehr polarisiert werden, fanden Gefallen aneinander. Ich benützte dies, um die Idee vorzutragen, am 29. September in Wien eine gemeinsame Lesung der beiden Autoren, veranstaltet vom Wiener Buchhandel, stattfinden zu lassen. Beide widersprachen nicht. Bernhard sagte mir am nächsten Morgen noch zu, an Handke werde ich schreiben und dann seine Bestätigung einholen. Das ist eine wichtige Nachricht, die ich mitbringe.
Am nächsten Morgen wiederum sehr freundliches Gespräch mit Thomas Bernhard. Es ging um die Zukunft seiner beiden nächsten Arbeiten.«

[317]
     
    Ohlsdorf
    10. 6. 75 1
    Lieber Siegfried Unseld,
    ich habe für Minetti ein Theater geschrieben, das er spielen, exerzieren muss, solange er existiert, bevor er endgültig erloschen ist, noch ist er ein Kunst-Werk und ich frage, ob wir ein Buch machen mit dem Titel »Minetti« in der BS. Minetti soll seinen Auftritt am Silvesterabend im Stuttgarter Theater haben.
    Es ist ein Theater nur für Minetti und nur für diesen Abend .
    Warum höre ich nichts aus Frankfurt, der heiligen Stadt? Für mich sind alle andern deutschen Städte, Hamburg, ausgenommen, ganz und gar unerträglich, Frankfurt ist als einzige eine permanente herrliche hässliche schöne Schöpfung! Die andern sind tote, unerträgliche kopflose, schamlose, gemeine Museumsstücke.
    Lauter Menschengerümpel, in welchem die Kunststücke entstehen unter lauter Fusstritten.
    »Der Präsident« war ja nicht für die Arschlöcher, die ihn verschlafen haben.
    Bitte lassen Sie mit den Polen (beigefügter Brief) verhandeln und abschliessen. 2
    Ich bin ganz gut in Form.
    Wann kommen Sie in die Gegend? 3
    Herzlich
    Thomas B.
    1   Der Brief trägt den Eingangsstempel vom 23. Juni 1975.
    2   Im beigefügten Brief des Verlags Wydawnictwo Poznan¨skie vom 28. Mai 1975 fragt die Lektoratsleiterin Adela Skrentna, ob sie die Rechte an einer polnischen Übersetzung von Frost bei Th. B. oder beim Insel Verlag erwerben könne, und macht ein konkretes Angebot für einen entsprechenden Vertrag.
    3   Auf der Rückseite des Briefes findet sich ein handschriftliches Postskriptum, auf das die Vorderseite mit einem »x« und einem Pfeil verweist: »was ist mit den Salzburgern u. Wienern?«

[318; Telegramm]
     
    Ohlsdorf
    [zwischen 10. und 30.] 6. 75
    erbitte »korrektur« fahnen komplett
    bernhard

[319; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    1. Juli 1975
    Lieber Thomas Bernhard,
    ich werde Ihnen noch einen Brief schreiben auf Ihren letzten.
    Heute aber das Folgende:
    Heute wird der Suhrkamp Verlag 25 Jahre alt. Wir feiern nicht, sondern wir bringen gute Bücher, zum Beispiel im Rahmen der suhrkamp taschenbücher die »Salzburger Stücke«. Mit gleicher Post schicken wir Ihnen ein Exemplar per Eilboten zu, zwei weitere sind über unsere Auslieferung unterwegs. 1
    Wir druckten eine Auflage von 10 000 Exemplaren, Ladenpreis DM 6.—, Honorarabrechnung erfolgt wie üblich. Bitte sagen Sie uns, wie viele Exemplare Sie haben möchten.
    Herzlichst,
    Ihr
    [Siegfried Unseld]
    1    Die Salzburger Stücke , Band 257 der suhrkamp taschenbücher, enthält Der Ignorant und der Wahnsinnige und Die Macht der Gewohnheit .

[320]
     
    Ohlsdorf
    6. 7. 75
    Lieber Siegfried Unseld,
    ich will versuchen, nocheinmal zu schreiben, was, ausser Grundsätzlichem, das ich hier nicht mehr formulieren kann, in dem Brief gestanden ist, den ich vor etwa fünf Wochen an Sie geschickt habe und den Sie, wie Sie sagen, nicht erhalten haben.
    Ich schreibe ein Theater zuende, das sich Minetti betitelt , und das am Sylvesterabend in Stuttgart mit Minetti in der Hauptrolle und nur dort und dann nirgends mehr!!!, gespielt wird und das nur ein Theater für Minetti ist, denn diesen grossartigen

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