Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld
sind.
Ich erfülle Ihre Wünsche: »Amras« kommt in der Bibliothek Suhrkamp, und zwar an erster Stelle des neuen Programms, also Mai 1976. Am 19. September erhalten Sie die vierte Rate des Darlehens.
Sie gaben abermals Ihr Wort für eine 20minütige Lesung in Frankfurt am Freitag, dem 19. September, und eine 30- bis 40minütige Lesung in Wien am Montag, den 29. September 1975.
Am 29. September wollten wir auch in Wien mit Klingenberg sprechen.
Was das Procedere des neuen Stückes betrifft, so soll Herr Kaut das Manuskript Ende Oktober erhalten. Zürich wird den Vertrag so rechtzeitig fertig haben, daß er Herrn Kaut zum gleichen Tage vorliegen wird.
Ich hoffe sehr, daß Sie bis zum Eintreffen dieses Briefes die Korrektur der »Korrektur« schon abgeschickt haben werden. Wir warten dringlichst darauf. Hoffentlich haben Sie den »gemeingefährlichen Zuhälterstaat« gestrichen, modifiziert oder zumindest in ein Fragezeichen gestellt. Ihretwegen. Unseretwegen. Nicht meinetwegen. 3
In diesem Sinne,
herzlich,
Ihr
Siegfried Unseld
P. S.: Anbei der Vertrag für »Korrektur« in zweifacher Ausführung.
1 Über diese Gespräche schreibt S. U. in seinem Reisebericht Starnberg—München—Salzburg, 31. Juli-4. August 1975 :
»In Salzburg waren im wesentlichen drei Punkte zu erledigen:
1. die Placierung des neuen Stückes von Thomas Bernhard ›Die Berühmten‹ bei den Salzburger Festspielen 1976. Der Festspieldirektor, Herr Kaut , hatte mir schon Schwierigkeiten angedeutet. Sein Schauspielberater, Professor Haeusserman, ist strikt gegen Bernhard. Überhaupt hat sich die Schar der Freunde Bernhards in diesem letzten halben Jahr merklich verringert (dies auch im privaten Kreis). Bernhard weiß, daß er im Grunde genommen nur mit dem österreichischen Kulturminister und Herrn Kaut rechnen kann. Der Salzburger Landeshauptmann will ihn schon lange ›abschießen‹. Um so erstaunlicher ist, daß Bernhard auf eine baldige Veröffentlichung der Biographie seiner frühen Salzburger Jahre drängt. Das wird dann noch einmal ein Skandal werden. Jetzt wurde vereinbart, daß Herr Kaut Ende Oktober das Manuskript erhält und gleichzeitig den Vertrag (zu denselben Bedingungen wie ›Die Macht der Gewohnheit‹). Im übrigen seien die Festspiele sehr schlecht auf Suhrkamp zu sprechen; die Bühnenmaterialien [der Tournee mit Macht der Gewohnheit ] seien in katastrophalem Zustand nach Salzburg zurückgekommen.
2. Gespräch mit Herrn Wolfgang Schaffler vom Residenz Verlag Salzburg.
Es ging ausschließlich um den Termin des Buches von Thomas Bernhard ›Die Ursache‹, wie gesagt, eine Beschreibung der frühen Salzburger Jahre, eine sehr kritische Abrechnung mit dem Gymnasium, das Bernhard besuchte, der Kirche und Salzburger Einrichtungen. Ich wußte, daß Thomas Bernhard an Schaffler noch ein Manuskript versprochen hatte, aber ich war jetzt nicht informiert, daß das Buch zum gleichen Termin wie die ›Korrektur‹ erscheinen sollte. Ich habe beiden – Bernhard und Schaffler – einen herben Vorwurf gemacht und Herrn Schaffler gebeten, den Erscheinungstermin des Buches hinauszurücken; doch das geht bei ihm schlecht, angeblich hat er schon 50 Fahnen-Exemplare verschickt, das Buch sei zur Hälfte gedruckt, und er hat nur eine einzige Auslieferung Mitte September. Ich wollte auch nicht meine letzte Karte spielen, und so einigten wir uns auf die mehr oder weniger gleichzeitige Herausgabe. Unser Argument wird sein: die Vergabe dieses Buches an Schaffler bzw. den Residenz Verlag Salzburg geht auf ein altes Versprechen zurück, im übrigen handelt es sich um ein Stück der Jugend-Biographie Bernhards; durchaus kann diese ›Ursache‹ als Ursache anderer Texte angesehen werden, und von daher ist es verständlich, daß dieser Autor den Wunsch habe, beide Texte gleichzeitig herauszubringen.
Im Lichte dieser nicht sehr schönen Diskussion wurden keine weiteren Verabredungen über gemeinsame Aktionen unternommen.
3. Gespräch mit Thomas Bernhard .
Ich habe mit ihm mehrfach gesprochen, natürlich stand im Mittelpunkt der Gespräche das Erscheinen der ›Ursache‹. Thomas Bernhard verspricht sich vom gleichzeitigen Erscheinen doch eine Belebung der Diskussion (während Herr Schaffler meint, daß die nachlassende Bernhard-Diskussion dringend einer solchen Spritze bedürfte).
Bernhard wird die Korrekturen der ›Korrektur‹ in drei Tagen an uns abschicken. Der Umschlag, den ich ihm zeigte, sei ›vollkommen‹. Der Klappentext
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