Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld
Schaffler, daß er den dritten Seitentritt nicht an dtv verhökert, sondern daß Sie wünschen, daß alle drei Bände in einem suhrkamp taschenbuch-Band erscheinen sollen. 3
Krankenhäuser machen Gesunde krank.
Herzlich
Ihr
[Siegfried Unseld]
1 S. U. wird zwischen dem 24. Januar und dem 2. Februar 1978 stationär in der Frankfurter Universitätsklinik wegen des Verdachts eines Hörsturzes untersucht. In einem Bericht über den Krankenhausaufenthalt zitiert er aus einem Brief von Th. B. an Burgel Zeeh vom 29. Januar 1978: »Meine ganze Aufmerksamkeit konzentriert sich auf die Gesundheit des Verlegers und auf die geglückte Zukunft seiner Arbeit. Ich habe dabei die besten Gedanken.«
2 In einer Telefonnotiz vom 26. Januar hält Burgel Zeeh fest:
»Telefonat mit Thomas Bernhard
Ich habe mit ihm seinen Brief vom 23. Januar durchgesprochen.
Zürich, Robert Walser: okay. Er bringt auch etwas für den Herbst ›mit‹.
›Ja‹: Ich sende ihm heute die Abschrift des Manuskriptes und seine Vorlage. Er liest das Manuskript und schickt es uns mit seinen Korrekturen zurück, so daß wir es dann in Satz geben können. Erscheinungstermin Mai wäre ihm recht, oder auch April, wie immer wir das schaffen. Ich erklärte ihm, daß wir den Text für die BS nicht angekündigt hätten, eben weil das Ms. erst Ende November im Hause war und alle Vorankündigungen bereits vorlagen.
Farbe: weiß mit schwarzer Schrift.
Druck: sehr groß. Das Ms. hat 80 Seiten!
Ankündigung am 28. Januar in der Vertreterkonferenz.
›Kant‹: Die Fahnen schickt er am Montag ab, er erwartet am Wochenende Claus Peymann, mit ihm wird er die letzten Korrekturen wohl durchsprechen wollen. Premiere ist am 17. März (voraussichtlich) in Stuttgart, zu dem Termin sollen dann Voraus-Exemplare vorliegen.
Farbe: möchten wir aussuchen passend zu den bereits vorliegenden Bänden.
Am 12. Februar geht er für eine Woche nach Rom. Im Anschluß daran vielleicht für zwei Monate nach Australien.
Vertrag mit Stuttgart: Wir möchten den üblichen Vertrag mit Stuttgart schließen, er hat – unabhängig davon – für ›Kant‹ ein Auftragshonorar erhalten. Bei ›üblich‹ wies ich ihn darauf hin, daß wir für ihn mit Stuttgart bisher noch keinen Vertrag geschlossen haben, ›Minetti‹ hatte er selbst übernommen. Frau Doufexis wird DM 8.000.— verlangen.
Er war, bei allen ›Scheußlichkeiten meiner Umgebung hier, Nebel, ungemütlich‹ guter Dinge.
Beste Grüße und Wünsche an Herrn Unseld.«
3 Der dritte Teil von Th. B.’s Autobiographie, Der Atem , erscheint ebenso wie die vorangegangenen Die Ursache und Der Keller zuerst bei Residenz, dann 1981 als Taschenbuch bei dtv. Eine Buchclublizenz für eine einbändige Ausgabe von Die Ursache , Der Keller und Der Atem vergibt Residenz 1979 an die Deutsche Buchgemeinschaft.
[360; Anschrift: Ohlsdorf; Telegramm]
Frankfurt am Main
9. Februar 1978
ja zum heutigen tag und nochmals ja zu »ja« in der bibliothek suhrkamp im mai ihr siegfried unseld und ihre burgel z. die zu allem ja sagt
[361]
Ohlsdorf
15. 2. 78
Lieber Siegfried Unseld,
ich habe die Krankheiten immer höher eingeschätzt als alles andere, weil daraus gesund hervorgehen immer das grösste und wichtigste Geisteskapital gewesen ist. Eine Krankheit, die einen ins Bett geworfen hat, ersetzt dicke Lebenswälzer.
Nehmen wir drei schwerere Krankheiten in einem Leben und wir sind, wenn wir den Kopf und den Mut dazu haben, allen andern so weit voraus, dass wir sie hinter uns nur noch mit Mühe erkennen können.
Jede Krankheit macht uns stärker, mit jeder sehen wir tiefer, eine jede ist so unbezahlbar wie nichts. Wenn wir sie, weil wir wollen, mit dem Kopf überstehen.
Insgeheim wissen die Köpfe, wofür sie hin und wieder krank sind.
Ich freue mich auf den 15. April in Zürich.
Ich bin noch eine Woche zuhause, dann will ich den ganzen März in Spanien sein.
Peymann probt seit einer Woche. Premiere zwischen Anfang und Mitte April.
Ich schreibe ein Stück für Minetti und ein junges Mädchen, das er |Peymann| im kommenden Winter spielen will. Noch heisst es »Die Milchkanne«. 1
Kaut schrieb einen Brief und wer weiss, vielleicht habe ich tatsächlich Lust, im neunundsiebziger-Sommer in Salzburg ein Theater zu machen.
Nach Kaut wird in Salzburg ein jedenfalls für uns guter Mann der sogenannte Festspielpräsident. 2
Australien hab ich aufgegeben. Alles andere auch.
Wenn ich arbeite, bin ich
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