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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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mit Biel, was Sie wollen, vielleicht bin ich im April dazu aufgelegt. 1 Vorgefunden habe ich hier von Ihnen, abgesehen von dem »Ja«-Telegramm, nichts. Aus zwingenden Gründen hatte ich den Wunsch, dass »Ja« im März in der Bibliothek S. erscheint. Der Frühjahrsprospekt unterschlägt »Ja« gänzlich, also ist er ein total negativer Prospekt für mich. Warum habe ich das Manuskript im November geschickt?
    Überhaupt frage ich mich: warum haben wir uns Anfang Oktober auf dem Salzburger Kobenzl getroffen? Wir hatten dort Verschiedenes besprochen, aber es scheint alles auf der Strecke geblieben zu sein. Mein »Monatslohn« ist auch nicht erhöht worden wie vereinbart um 500 Mark, der Jänner hat die alte unrevidierte Fassung auf mein Konto gebracht.
    Ich will »Ja« im Frühjahr hinter mir haben, weil ich für den Herbst ein ganz bestimmtes Vorhaben realisieren will, dem steht dann »Ja« im Wege. Ich muss tatsächlich Ja sagen, um B sagen zu können etcetera.
    Wenn sich alles zwischen uns geklärt hat, will ich meinen Herbst 2 nach Zürich mitbringen.
    Achja, mein unzuverlässiger Verleger, mein Frankfurter Ungeheuer, dem ich völlig verfallen bin. Ich Narr.
    Hier will ich nur Urlaub machen.
    Ich habe in meinem Meerhotel so gut gearbeitet, wie schon Jahre nicht mehr und mich selbst aus meinem Arbeitsparadies vertrieben, ich Dummkopf. Aber ich bin in Fluss gekommen. Der Stillstand ist mir verhasst. »Kant« schaue ich jetzt durch, schicke ich in den nächsten Tagen, »Minetti« bitte ich sorgfältig korrigieren zu lassen, wo etwas falsch gesetzt ist, ich verweigere diese stumpfsinnige Arbeit. 3
    Die Stuttgarter Premiere ist Mitte März. (17.) Wenn es so ist. Ist es nicht so, ist es anders. Egal.
    Alles in allem: beste Zeiten, beste Laune.
    Ich werde mein neues Theater-Stück fertig haben, wenn ich in drei Wochen wieder weg bin.
    Herzlich und ganz ausdrücklich bitte auch Frau Zeeh
    Ihr
    Thomas B.

    Wir sollten wieder miteinander reden . Zwischen zwei »Abfahrten« vielleicht. 4
    1   Unter dem Datum des 4. Januar hält S. U. in seiner Chronik fest: »Im Verlag Briefe und Telefonate in Sachen der April-Unternehmungen für Robert Walser.« Vielleicht hat er in diesem Zusammenhang Th. B. nach Zürich eingeladen [siehe Anm. 2 zu Brief 362), wo anläßlich des 100. Geburtstags von Robert Walser am 15. April 1978 und des Erscheinens einer Ausgabe seiner Werke im Suhrkamp Verlag – veranstaltet von der Stadt Zürich, der Carl Seelig-Stiftung und dem Suhrkamp Verlag – unter dem Titel Robert Walser zu ehren ein Kritiker-Symposium und eine Lesung von 18 Autoren im Zürcher Kongreßhaus stattfinden. Einen Tag später wird Marianne Fritz in Biel der Robert Walser-Literaturpreis für den Erstling Die Schwerkraft der Verhältnisse verliehen, ebenfalls Anlaß für eine Lesung mehrerer Autoren.
    2   Die Worte »meinen Herbst« hebt Th. B. hervor, indem er sie handschriftlich einkreist.
    3   Burgel Zeeh hat Th. B. am 17. Januar einen Fahnenabzug von Minetti mit der folgenden Bemerkung geschickt: »Der Text erscheint im nächsten ›Spectaculum‹ (Nr. 28). Sie hatten Herrn Dr. Unseld Ihr Einverständnis bei Ihrem letzten Treffen in Salzburg gegeben. Hier im Hause wird sehr genau Korrektur gelesen; damit möchte ich sagen: wenn wir innerhalb von 10 Tagen nichts von Ihnen hören, gehen wir davon aus, daß Sie mit dem Text einverstanden sind.«
    4   Vom 29. Januar bis 5. Februar finden in Garmisch-Partenkirchen die Alpinen Ski-Weltmeisterschaften statt.

[359; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    30. Januar 1978
    Lieber Thomas Bernhard,
    also, aus dem Krankenhaus (mehr zur Untersuchung und Vorsorge) ein Danke für Ihren Brief vom 23. Januar. 1 Burgel Zeeh hat bereits auf meine Bitten hin mit Ihnen telefoniert, ich brauche das also nicht zu wiederholen. 2
    Von mir aus nur soviel: Wenn Sie die Fahnen von »Kant« bald zurückschicken, wird der Band rechtzeitig zur Uraufführung erscheinen.
    Bitte sehen Sie doch noch einmal die Abschrift von »Ja« durch; die Kopie, die Sie uns einsandten, war für einen Setzer nicht zu lesen, für die Abschreiberin nur mühsam, und bei vielen Seiten waren die Ränder unbelichtet. Ich hoffe, sie mußte nicht allzu viel Phantasie walten lassen.
    Am 17. März also »Kant« in Stuttgart, vielmehr in Königsberg, denn wo Kant ist, ist ja Königsberg.
    Einmal wird sich ja herausstellen, wer der Zuverlässigere war, Verleger oder Autor.
    A propos zuverlässig. Urgieren Sie bei

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