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Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld

Titel: Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raimund Fellinger
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sehr herzlich; als ich dann gegen ein Uhr gehe, umarmt er mich. Das hat er noch nicht getan. Wir verabreden ein Treffen im Juli.«

[363; Anschrift: Ohlsdorf; handschriftlich; Ansichtskarte: »San Francisco, The Golden Gate Bridge«]
     
    San Francisco
    8. Mai [1978]
    Lieber Thomas
    I liked our meeting in Frankfurt.
    Es ist wunderschön hier, und so viele Leute möchten Sie hier haben. Warum treffen wir uns nicht einmal in S. F.
    Herzlich Ihr S. U. 1
    1   S. U. hält sich vom 28. April bis zum 18. Mai in den USA auf. Zwischen dem 6. und 10. Mai ist er in San Francisco, einer Stadt, von der er begeistert ist und über deren Wahrzeichen er in seinem Reisebericht USA, 28. April -18. Mai 1978 notiert: »[Fahrt] über die Golden Gate Bridge, immer wieder ein großes Erlebnis, mit Recht erinnert man sich an Thomas Bernhard, der da sagte, große Brücken, Kraftwerke und startende Flugzeuge seien die säkularen Nachfahren früherer Heiligtümer.«

[364]
     
    Ohlsdorf
    31. 7. 78
    Lieber Siegfried Unseld,
    wir hatten uns im Juli sehen wollen. Morgen ist der erste August und so ist meine Frage vordringlich, ob wir uns im August bei mir treffen. Ich wünschte es.
    Ich bin vorgestern aus dem Spital herausgekommen nach einer notwendigen Operation. Alles wieder in Ordnung. Heute kommen die Fäden heraus. Mein Bruder hat das schon einmal sehr gut gemacht.
    Ich bin in bester Verfassung!
    Herzlich
    Thomas Bernhard

    P. S.: Zwischen 11. und 19. bin ich in Wien! 1
    1   Handschriftlich vermerkt S. U. in der oberen rechten Ecke des Briefs: »21./22. tel[efonisch]. U.«

[365; Anschrift: Ohlsdorf; Telegrammnotiz]
     
    Frankfurt am Main
    15. August 1978
    Muß Kommen auf Dienstag, 22. August verschieben. Ankunft Salzburg 10.15 h. Erwarte Sie am Flughafen. Herzlichst Siegfried Unseld. 1
    1   In seinem Reisebericht Hamburg—Salzburg—München, 21.-23. August 1978 schreibt S. U. über das Treffen:
»Fünfstunden-Gespräch mit Thomas Bernhard , wieder [siehe Anm. 2 zu Brief 338] auf der hochgebauten Terrasse des Restaurants ›Maria Plain‹.
Der BS-Band ›Ja‹ wimmelt von Abschreib-Irrtümern und Satzfehlern. Es rächt sich Bernhards Wunsch, er möchte den Text nicht mehr lesen, nachdem wir ihm die hier gemachte Abschrift zugeschickt haben.
Er schickt uns ein korrigiertes Exemplar. Wenn wir eine Neuauflage machen, sollen wir auch die Farben des Umschlages ändern, er möchte, wie gehabt, schwarz-weiß.
Er gab mir das Manuskript ›Der Weltverbesserer‹. Es erscheint als Vorabdruck im ›Theater heute‹ [ Theater 1979. Sonderheft der Zeitschrift »Theater heute« , S. 88-102]. Die Proben in Stuttgart beginnen in drei Wochen. Hauptrollen: Minetti und Heerdegen. Thomas Bernhard denkt, es danach nicht weiter freizugeben, wir müssen deswegen mit ihm in Verbindung bleiben.
Wir besprachen das Manuskript ›Der Stimmenimitator‹. Ich war noch ganz erfüllt von der Lektüre des Umbruchs, ein köstliches Buch, gewissermaßen auf jeder Seite oder mit jedem Stück ein Bernhard-Roman!
Die jetzige Reihenfolge entspricht exakt der Entstehung. Ursprünglich hat er den Titel gehabt ›Wahrscheinliches – Unwahrscheinliches‹, aber diesen Titel will er sich für eine größere Arbeit aufbewahren.
›Der Stimmenimitator‹: Auch der Schriftsteller ist ein solcher Imitator seiner selber, er kann ja nicht das schreiben, was er rein denkt. Alles, was geschrieben wird, ist also Imitation. Nur die Gedanken sind original. Und irgendwie ist jedes Stück eine Nummer, eine Nummer eines Zirkus. [. . .]
Thomas Bernhard wird im November nach Mallorca gehen, um dort drei Monate an dem Roman ›Unruhe‹ zu schreiben.«

[366; Anschrift: Ohlsdorf]
     
    Frankfurt am Main
    11. September 1978
    Lieber Thomas Bernhard,
    Ernst Wendt, Kammerspiele München, möchte gerne den »Weltverbesserer« nachspielen. Sie sagten damals, daß Sie kein Nach-Spiel haben möchten, aber ich meine, daß wir doch diese Entscheidung revidieren sollten. Ernst Wendt ist ja nicht irgendwer. 1
    Schöne Grüße
    Ihr [Siegfried Unseld]
    (nach Diktat verreist)
    i. A. Burgel Zeeh
    1   In einer Notiz über ein Telefonat mit Th. B. am 15. September 1978 hält Burgel Zeeh fest: »Er dankt für den Brief wegen Wendt / Kammerspiele München / ›Weltverbesserer‹. Er möchte gerne dazu noch wissen: wer inszeniert, wer spielt die Hauptrollen, erst danach möchte er sich entscheiden. Wendt sei ein guter Mann, aber er — Bernhard – sei mißtrauisch.
Es ginge ihm

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