Der Briefwechsel Thomas Bernhard/Siegfried Unseld
Basis dieses Briefes jetzt an Ihr Gmundener Konto.
Wir werden mit Salzburg weiterkämpfen und hoffen natürlich sehr, daß Salzburg uns den Restbetrag noch zahlen muß.
Bitte, schicken Sie bald Ihr korrigiertes Stück-Exemplar zu; wir werden für die Buchausgabe jetzt intensiv werben. Es liegt ja auf der Hand, daß die Nachfrage nach dem Text jetzt größer sein muß.
Sie haben recht, wir sollten bald zusammentreffen, und ich bin dazu auch gerne bereit. Ich spürte ja bei meinem letzten Besuch, daß Sie meinen Aufenthalt nicht länger ausgedehnt sehen wollten, da Sie ja mit anderem beschäftigt waren. Wir holen das also nach mit Gehen und Laufen und Schwimmen.
Sehr herzliche Grüße
Ihr
Siegfried Unseld
P. S.: Wir haben hier zusammengestellt, was in der Presse über die Salzburger Geschichte veröffentlicht wurde. Das geht Ihnen mit getrennter Post noch heute zu.
[204]
Ohlsdorf
11. 8. 72
Lieber Doktor Unseld,
Ihr Brief vom 9. an Herrn Kaut ist ein Meisterstück in Bestimmtheit und Klarheit. Er entspricht in allem meinem Standpunkt Salzburg gegenüber. Zu Kauts Brief: ich selbst habe niemals Peymann darin unterstützt, die Aufführung des Schauspiels am 4. zu verhindern, im Gegenteil, habe ich alles mir Mögliche versucht, die Aufführung stattfinden zu lassen, in diesem Bemühen bin ich aber, wie Sie wissen, vollkommen gescheitert. Vor aller Öffentlichkeit und also vor Hunderten von Zeugen habe ich persönlich im Theater den Versuch gemacht, die Vorstellung stattfinden zu lassen. Diesen Tatbestand haben auch eine Reihe von Zeitungen bestätigt.
Die Bemerkung Kauts ist also eine vollkommen falsche Angabe.
Andererseits habe ich mich, alle Tatsachen klar sehend, selbstverständlich was die Moral und die Wahrheit betrifft, auf die Seite Peymanns und seiner Schauspieler stellen müssen, zuletzt tatsächlich durch das skandalöse wahrheitswidrige Verhalten Kauts und der Salzburger Festspieldirektion in naturgemäss ungewöhnlicher Schärfe durch mein schliesslich überall, auch in der FAZ (zu Ihrer Information) abgedrucktes Telegramm 1 . Für Peymann und die Schauspieler, die betrogen worden sind, habe ich mich in die vorderste Linie stellen müssen. Diese meine Äusserungen in dem letzten umfangreichen Telegramm entsprechen voll und ganz meinem Empfinden.
Ich habe also Peymann »nur moralisch und publizistisch« unterstützt, soweit als mir möglich.
Ein Unterbinden der Aufführung ist mir nie in den Kopf gekommen, im Gegenteil. Aber dass ich die Konsequenz des Regisseurs und seiner Schauspieler tatsächlich mit grösstem Respekt bewundere, ist klar.
Soweit ich also sehe, ist Salzburg verpflichtet, alle Tantiemen zu bezahlen und für alle durch das Verhalten der Festspieldirektion entstandenen Schäden zu haften. Natürlich auch für eine unter Umständen nicht mögliche Fernsehaufzeichnung.
Ich selbst bin ausserordentlich bestraft durch die Tatsache, dass ich mein Stück überhaupt nicht mehr sehen konnte und meine Erinnerung daran sich auf meinen Eindruck in der ersten Hauptprobe beschränken muss.
Es erübrigt sich, auf weitere Details Ihres Briefes, überhaupt auf solche, einzugehen, weil sie in jedem Punkte so ausgezeichnet sind, dass es nur immer das Eingeständnis sein kann, dass Sie alles so gut formuliert haben.
Kauts Brief enthält unwahre Angaben und ist in jedem Satze schwach auf den Beinen.
Peymanns Bemerkung »Arbeitergesindel« war ironisch gemeint und hat unter allgemeinem Gelächter aller Zeugen der Bemerkung stattgefunden zum Beispiel, was, wer weiss, wer Peymann ist, auf der Hand liegt.
Was mich betrifft, habe ich mit meinem letzten Telegramm eindeutig Stellung genommen und werde mich jetzt nicht mehr öffentlich äussern, gleich, was eventuell noch kommt.
In nichts, auch nicht in diesem Telegramm, in welchem ich ja ausdrücklich auf den Vorstellungen bestehe, habe ich gegen eine Aufführung meines Stückes Stellung bezogen. Das wäre mir nie in den Sinn gekommen.
Ich bitte Sie aber, mich nicht ohne Nachrichten über die weitere Entwicklung mit den Salzburgern zu lassen.
Selbstverständlich dachte ich, hat sich die Festspieldirektion gleich zu Anfang des Konflikts mit Ihnen in Verbindung gesetzt, dass das nicht geschehen ist, ist mir unbegreiflich. Was Peymann und die Schauspieler betrifft, müssten sie sich durch eine sofort einzubringende Klage gegen die Festspiele gegen Salzburg schützen. Aber ich habe mit Peymann augenblicklich überhaupt keinen Kontakt und ich
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