Der Bronzehändler
verdienstvolle Beamte erhielten an Neujahrstagen goldene Ketten, Goldfliegen – Zeichen für Tapferkeit – und andere Geschenke sowie eine Flut wohlklingender und wohlfeiler Titel, deren staatserhaltende Ordensfunktion oft im Widerspruch zur Wichtigkeit stand. Die großen Bauernhöfe (Palast- und Tempel»domänen«, Königslehen etc.) wurden in der Art intelligent geführter Kolchosen betrieben – die Tempel, der Palast und die Gutshöfe verfügten über eigene Handwerker, Hirten, Fischer, Arbeiter, Bauern und Sklaven; Kriegssklaven aus Kush, aber auch Freiwillige von dort, aus Libyen und Palästina wurden vom Heer verteilt, aber auch von Familie zu Familie verkauft. Tempel, Dämme, Schleusen und Kanäle konnten nur mit großem organisatorischen Aufwand und in wohlüberlegter Logistik ausgeführt werden, was wiederum die Staatsgewalt stärkte; die ägyptische Kultur, vollständig von Religion durchdrungen, war ausgerichtet auf die Zeichen und Worte der Götter aus den Tempeln und aus dem Mund des Pharao. In ernteloser Zeit mussten Hunderttausende Arbeiter und darüber hinaus die Bewohner des Nillandes ernährt und gekleidet werden; auch dies ging nicht ohne die Organisation mit dem Zentralpunkt im Per-Ao, dem Großen Haus. Die für jene Zeit einzigartige Monumentalarchitektur ist also nicht das Werk gepeitschter Sklaven, sondern klug geplante, hervorragend organisierte und meist während der Überschwemmungsperioden über Jahre und Jahrzehnte hinweg errichtete Schöpfung von Architekten, Künstlern und Handwerkern zur Ehre der Götter und der göttergleichen »Pharaonen«. Über dreitausend Jahre hinweg, von der Vorgeschichte bis in die römische Zeit, wurden Änderungen nur in kleinen Schritten eingeführt, der Polytheismus, die Vorstellungswelt und die Ideale von Schönheit und Kunst veränderten sich kaum.
HANDELSSCHIFFE:
Ein großes Hapischiff des Herrschers Chufu, vor seiner Pyramide vergraben, hatte bei 40 m Länge eine Tragfähigkeit von 40 Tonnen; mit etwa sechzig Mann an Bord war die Belastungsgrenze jenes kiellosen Ruder- und Segelschiffes erreicht. Die Konstruktion mit zusammengebundener (!) Beplankung wäre weitestgehend seeuntüchtig gewesen; die sogenannten Gubla- oder Byblosfahrer waren besser konstruiert, wahrscheinlich auf Kiel und Spanten aufgebaut. Aus wenigen sehr gut erhaltenen Wrackfunden lassen sich Rückschlüsse auf damalige Mittelmeer-Handelsschiffe ziehen: Das »Wrack von Alonisos«, 50 m lang und ca. 500 v.Chr. untergegangen, enthielt 3000 Weinamphoren in drei Lagen übereinander gestapelt; das Schiff trug mehr als 100 Tonnen. Das »Wrack von Ulu Burun«, ein Rahsegler, gesunken im 14. Jhdt. v. Chr., 15 m lang, Fundort Türkei, enthielt u. a. 5,2 Tonnen Kupferbarren (200 Barren zu je 26 kg), entsprach in Konstruktion, Beplankung und Ausrüstung den damaligen Schiffen; ein 25 – 30 m langes Schiff trug rund 100 Tonnen. Ständiger – mitunter sehr kräftiger – Wind aus Nord ermöglichte das Segeln hapiauf und im Roten Meer nach Süd. Zwischen den Hapimündungen, der Byblosküste, Zypern und den griechischen Inseln verläuft die Strömung entgegen dem Uhrzeigersinn, ebenso im Seeraum zwischen Sardinien, Korsika, der Rhônemündung und Gibraltar.
CHRONOLOGIE:
Urzeit: ... bis 3000 v. Chr.
Frühzeit: 3000-2665 v. Chr. (bis Ende 2. Dyn.)
Altes Reich (AR): 2665-2135 v. Chr. (3.-8. Dyn.)
Erste Zwischenzeit: 2135-2040 v. Chr. (9.-11. Dyn.)
Mittleres Reich (MR): 2040-1785 v. Chr. (11.-12. Dyn.)
Zweite Zwischenzeit: 1785-1551 v. Chr. (13.-17. Dyn.)
Neues Reich (NR): 1551-1080 v. Chr. (18.-20. Dyn.)
Dritte Zwischenzeit: 1080-712 v. Chr. (21-24. Dyn.)
Spätzeit: 712-332 v. Chr. (25.-31. Dyn.; Alexander d. Gr.) Beginn der Ptolemäer-Zeit mit griechischer Terminologie.
CHAKAURA:
Die 12. Dynastie des Mittleren Reiches zählt von Amenemhet »Ameni« aus Ta-Seti (dem Ersten), von 1991, über Sesostris/Chakaura L, Amenemhet II., Sesostris II., Sesostris/Chakaura III., Amenemhet III., Amenemhet IV. bis zur Herrscherin Sobek-Neferu und endet 1785 v. Chr. Die Regierungszeit Ch.s ging von 1878 bis 1843 bzw. 1841 v. Chr. Die Hauptstadt wurde von Men-nefer/Mennefer nach Ammenemes-Itch-Taui »Ameni ist der Ergreifer beider Lande« (heute: El Lisht) verlegt; am Südostrand der Oase Scha-Reset (= Faijum). Dort entstanden Kanäle, Häfen und seit Ameni eine neue, ummauerte Stadt; ein Teil der Handwerker lebte im (trefflich ausgegrabenen und dokumentierten) Arbeiterdorf el-Lahun. Nennenswerte
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