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Der Bronzehändler

Der Bronzehändler

Titel: Der Bronzehändler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hanns Kneifel
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dass du lebst«, sagte er leise und breitete die Arme aus. »Oder soll ich sagen, dass du wieder lebst. Tausend Tage, Karidon!«
    Karidon bückte sich und schloss den mageren Priester in die Arme. Er drückte ihn vorsichtig an die Brust, schob ihn an den Oberarmen zurück und nickte. »Drei Jahre ist's her, Merire. Ich war ein halbes Jahr mehr tot als lebendig.«
    »Ich hab alles aufgeschrieben, was ich weiß.« Merire deutete auf den gemauerten Sitz, auf dem Kissen und Felle lagen, unter dem Sims mit den neun Öllampen, seinem Leseplatz. »Gleich kommen Bier und Wein. Bist du ... seid ihr mit dem Schiff zum ersten Mal wieder in Itch-Taui?«
    Karidon setzte sich und streckte langsam das linke Bein.
    »Gestern haben wir am alten Platz angelegt. Wir wissen, dass alle Bewohner auf Chakaura warten. Mein erster Besuch gilt dir, Priesterlein.«
    Merire-Hatchetef beugte sich vor und musterte Karidon, der braungebrannt war, Rômetkleidung trug und wie ein Rômet roch. An der linken Schläfe, unter dem graubraunen Haar, sah er eine knapp fingerlange Narbe, zwischen Schulter und Herzen, vom Wesechgold kaum verdeckt, eine zweite, sternförmige, auf der anderen Schulter einen dünnen weißen Schnitt, zwischen Knie und Leiste des linken Oberschenkels eine dreieckige Spur, wie von einer Lanzenspitze.
    »Sie haben dich übel zugerichtet, mein Freund.«
    »Ein Dutzend griff uns an. Fünf haben wir getötet, drei wurden gefangen. Der Rest ist mit zwei Schiffen geflüchtet.«
    »Dass du dalagst wie tot, tagelang, dass dich gute Rômetärzte geheilt haben, weiß ich. Bist du wieder gesund?«
    »Leidlich. Das Bein schmerzt manchmal. Und der Stein scheint meinen Verstand nicht beschädigt zu haben. Ich kann noch rechnen und mir alles merken.«
    »Wie geht es Jehoumilq, Kari?«
    »Er genießt jeden Tag und jede Nacht.« Karidon lächelte. Redjedet brachte Krüge und Becher, verteilte und füllte sie und zog sich schweigend zurück. »Es scheint, als habe ihn endlich die große Liebe ereilt.«
    »Spät, aber nicht zu spät. Warst du bei ihm?« »Ich hab mich von Gaitha und Doreare pflegen lassen, bin mit Jehou gesegelt, am Strand geschwommen; zweieinhalb Monde lang. Netjerimaat hat in dieser Zeit das Schiff geführt.« »Bleibt ihr im Parenneferhäuschen?« »Ja. Und im Gästehaus, bis Chakaura kommt.« Merire hielt die Schale mit beiden Händen und stützte die Ellbogen auf. Karidons Gesicht war härter geworden, wie seine Stimme. Selbst die Bewegungen schienen kantiger, die Hände ungewöhnlich kraftvoll; Herbsthände. In der Zeit seit dem Überfall war er nicht nur sichtlich gealtert: er hatte sich verändert. Nur seine Augen leuchteten noch immer in jenem fremdartigen Grün. Merire setzte die Schale ab und breitete ein nasses Tuch über die Tuschschälchen.
    »Was ich heute von dir erfahre, lässt mich morgen schneller und womöglich besser schreiben. Ich kenn Gerüchte und Halbwahrheiten – weißt du, wem du die Narben verdankst, die ich auch auf deinem Herzen zu fühlen glaube?«
    »Fürst Anatnetish. Es waren seine Leute und Helfer, braunhäutige Chaosu-Nomaden aus den Apiru-Stämmen von Sekmem. Sie wurden mit Gold und Kupfer bezahlt. Der Verwalter hat die Wahrheit aus ihnen herausgepeitscht. Man hat in mehreren Häfen auf die Morgenröte gewartet.« Karidon leerte die Schale und holte tief Luft; er schien froh zu sein, sich bei einem Freund aussprechen zu können. »Idris, Saigoos und Sagarqa sind nicht mehr bei uns. Sagarqa arbeitet in einer Werft in Uschu, Saigoos und Idris sind Steuermänner auf anderen Schiffen, zwischen Kefti und den Inseln im Norden. Ich habe sie ausbezahlt und reich beschenkt, aber noch nicht ersetzt. Mlaisso wird ab und zu mit uns fahren. Jehoumilq verwaltet unseren Reichtum, denn das Eisen wurde damals vollständig und schnell in den Palast gebracht.« Karidon füllte die Schale und leerte sie mit drei Schlucken. »Solange Anatnetish lebt, sind zumindest Ptah und ich nicht sicher – es gab keinen zweiten Überfall, aber wir wissen, dass Anatnetish seine Rache nicht vergessen hat. In Men-nefer und Itch-Taui wird er nichts wagen.«
    Er sprach drängender und trank; Merire-Hatchetef nahm die Figürchen von den Ecken des Schreibblattes und ließ es zusammenrollen, während er Karidon zuhörte. Er spielte gedankenvoll mit einer kupferfarbenen Sandrose, legte sie zur Seite und hob den Blick.
    »Anatnetish und seine Bande verstecken sich irgendwo in Asmach. Meine Mannschaft ist unruhig, aber bewaffnet. Wir sind

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