Der Bronzehändler
dementsprechend trug der Herrscher die Weiße Krone Oberägyptens und die Rote Krone Unterägyptens oder die weißrote Doppelkrone. Unterägypten war das Land der Geiergöttin Nechbet, Oberägypten das der Kobra-Göttin Wadjet. Die Grenzlinie lag nördlich nahe Men-nefer (Mennefer, Memphis), der »Waage beider Lande«. Die subtilere Einteilung in Gaue (Sepad) delegierte Verantwortung an einzelne Gaufürsten; seit Sesostris/Senwosret I. (ca. 1960 v. Chr.) war das Hapiland in 22 oberägyptische Gaue, zur Griechen- und Römerzeit schließlich zusätzlich in 20 unterägyptische (Delta-)Gaue eingeteilt. Von der Mittelmeerküste bis zum ersten Katarakt beträgt die Länge der nutzbaren Ufer ca. 1100 km oder 800 km Luftlinie.
DER NIL:
Der Hapi (Nil), mit 6671 km der längste Strom der Welt, dessen Quellzuflüsse und Quellseen am Äquator (Weißer Nil, Blauer Nil, Albert-, Eduard-, Kioga- und Victoriasee) liegen, wird u. a. auch von periodischen Regenfällen um den Tanasee in Äthiopien gespeist; im Frühsommer, nach dem Erscheinen des Sepedet (= Sirius, Sothis, »Hundsstern«) stieg der Pegel des Stroms, schwemmte nährstoffreiche vulkanische Erde mit sich und erreichte Suenet (= Assuan) ziemlich genau um den 15. bis 18. Juni (also am 1. Tag des Monats Thot, des ersten von vier »Monden« der Jahreszeit Achet). Im Vergleich zum Niedrigwasser führte der Hapi dann die zwanzigfache Wassermenge. Sechs bis zwölf Tage später erreichte die Überschwemmung Mennefer / Men-nefer (= Memphis); der Hapi stieg um etwa 5 Meter, also 10 Ellen (nach anderen Angaben um 16 Ellen, was unglaubwürdig ist) und überschwemmte mit nahrhaftem Schlamm Felder und Weiden und große Teile des Mündungsdreiecks (= gr. Delta). Zu hohe oder zu niedrige Nilschwellen konnten verheerende Zerstörungen oder, bei Missernten, Hungersnöte zur Folge haben. Heute verhindern Assuan-Damm und Assuan-Hochdamm zusammen mit vielen anderen Stauwerken die Nilschwelle; seit 1830 gibt es die jährliche Überschwemmung unterhalb Assuans nicht mehr. Höchster Wasserstand war im September, also im Athyr/Choyak. Zur Zeit des Mittleren Reiches, von 2134 bis 1785 v. Chr., dürften zwischen 2 und 2,5 Mio Menschen auf rund 35000 Quadratkilometern des bewirtschaftbaren Niltals, das nur zwischen einem, fünf und 15 km breit ist, gelebt und geschuftet haben; zu dieser Zeit lag die Lebenserwartung zwischen 25 und 33 Jahren.
DER PHARAO:
Per-Ao, das Große Haus, also der Herrscherpalast, gab diesem meist vererbten Begriff/Titel den Namen; erst ab ca. 1500 v. Chr. im Neuen Reich werden Titel mit Palast gleichgesetzt. Die lange Reihe der göttlichen Herrscher zwischen ca. 3000 und 332 v.Chr. wird nach der äg. Geschichte des Priesters Manetho (285-246 v. Chr., geschrieben [in Griechisch] in der Regierungszeit des griechischen Ägyptenherrschers Ptolemaios II.) und der modernen Wissenschaft systematisch in drei Reiche, drei Zwischenzeiten und 31 Dynastien eingeteilt. Pharaonen hatten bis zu 5 verschiedene Namen; (gr.) Sesostris' III., also Chakauras Horusname war: Neteri Cheperu, der Beide-Herrinnen-Name lautete: Neteri Mesut, sein Goldhorusname war: Cheperi, der Thronname: Nesut Biti Chakaura, und der Geburtsname hieß: Sohn des Re, Senwosret. Zwischen der damaligen und heutigen Nomenklatur herrscht für Nichteingeweihte sprachliches Durcheinander.
DER STAAT:
Der Aufbau des Staates im klassischen Ägypten glich dem Sehedhu-Totewnal, also der Pyramide; der Sohn der Sonne, der göttergleiche Herrscher, stand an der Spitze. Der Umstand, dass nur effizient eingesetzte Massen-Arbeitskraft dem Staat und seinen Bürgern in der hermetischen Zivilisation Ägyptens, zwischen lebensfeindlicher Wüste längs des Stroms, dem wasserarmen Süden (Kush, Wawat) und dem Wadj-Wer, dem Meer, dem »Großen Grünen«, einen bestimmten Wohlstand sichern konnte, führte schon vor 3000 v. Chr. zu einem zentralistisch organisierten Staatsaufbau. Der Herrscher mit wenigen Tatji (= Wesiren), Djadjad (= Verwaltern), Adj-Mer (= Unterverwaltern, »Gräbern von Kanälen«), Per-Mu (Wasserverwaltern), Medech (= Baumeistern, Architekten), Schreibern und Steuereintreibern musste die Arbeiten organisieren, deren Art und Ablauf von der Nilüberflutung und der Bearbeitung des von Kanälen, Wasserhaltungen und Dämmen durchzogenen Landes hinter den Ufer-Überschwemmungsdämmen diktiert wurden; Macht wurde an »beamtete« Gaufürsten delegiert und von ihnen oftmals missbraucht. Der Pharao strafte und lobte:
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