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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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schicken, wenn es irgendwie ging. Und während ich damit beschäftigt war, saß Huddie am Schreibtisch des Sergeants und war derart hektisch am Telefonieren, dass man meinen konnte, er würde gerade das Geschäft seines Lebens machen.
    Ich schaffte es, alle im Einsatz befindlichen Fahrzeuge umzuleiten – alle bis auf Wagen 6, der schon fast hier war ( » Sind in zwei Sekunden in der Basis«, war sein letzter Funkspruch). George Morgan und Eddie Jacubois hatten hier noch jemand abzuliefern, ehe sie nach Poteenville konnten. Bloß dass Wagen 6 an diesem Tag natürlich nie nach Poteenville fuhr. Nein, nach Poteenville kamen Eddie und George an diesem Tag nicht mehr.

Damals: Eddie
    Schon komisch, wie das Gedächtnis funktioniert. Erst hab ich den Typ überhaupt nicht erkannt, der da aus dem umgebauten Ford Pick-up stieg. Für mich war das bloß ein Ganove, der rote Augen hatte, ein Kreuz falsch herum als Ohrring trug und an seiner Halskette ein silbernes Hakenkreuz hängen hatte. An die Aufkleber erinnere ich mich. Man gewöhnt sich an, die Aufkleber zu lesen, die sich die Leute ans Auto pappen; die lassen meistens tief blicken. Ich weiß, das hört sich komisch an, aber es stimmt – da kannst du jeden Streifenpolizisten fragen. VORSICHT ! ICH HÖRE AUF STIMMEN ! stand da links hinten auf der Stoßstange, und rechts stand: ICH FRESSE AMISH . Er war wackelig auf den Beinen, und das wahrscheinlich nicht nur, weil er schick verzierte Cowboystiefel mit hohen Absätzen trug. Die roten Augen, die unter seinem zottigen schwarzen Haar hervorschauten, deuteten darauf hin, dass er high war. Das Blut auf seiner Hand und auf dem rechten Ärmel seines T-Shirts deutete darauf hin, dass er was Fieses genommen hatte. Angel Dust, hab ich getippt. Das war hier damals groß in Mode. Dann kam Speed. Heute ist es Ecstasy, und diese Pillen würde ich persönlich verteilen, wenn ich dürfte. Das ist wenigstens mal ’ne sanfte Droge. Möglicherweise hatte er auch gegast – was die Kinder heute Schnüffeln nennen. Aber ich erkannte ihn erst, als er sagte: » Ja, verdammt noch eins, das ist ja der dicke Eddie.«
    Da fiel’s mir wie Schuppen von den Augen. Brian Lippy. Wir kannten uns von der Statler High; er war in dem Schuljahrgang über meinem. Auch damals hat er schon gedealt. Und jetzt stand er hier am Straßenrand und schwankte auf den hohen Absätzen seiner schicken Cowboystiefel, und Jesus hing ihm kopfüber am Ohr, und er hatte ein Naziabzeichen am Hals und brunzdumme Aufkleber an der Stoßstange seines Autos.
    » Hallo, Brian. Kommst du bitte mal von dem Wagen weg?«, sagte ich.
    Wenn ich sage, dass der Wagen umgebaut war, meine ich damit, dass es so eine richtige Assikiste war. Er stand am Rand der Humboldt Road, keine anderthalb Meilen von der Kreuzung mit der Jenny-Tankstelle entfernt … bloß dass die Tankstelle damals schon seit zwei oder drei Jahren geschlossen war. Genau gesagt, hing der Wagen schon fast im Straßengraben. Mein alter Kumpel Brian Lippy war so richtig rechts rangefahren, als George das Blaulicht angemacht hatte; noch ein Anzeichen dafür, dass er nicht gerade nüchtern war.
    Ich war froh, dass ich an diesem Tag George Morgan dabeihatte. Meistens ist es schon in Ordnung, allein zu fahren, aber wenn man auf einen Typen trifft, der Schlangenlinien fährt, weil er die ganze Zeit über seinem Beifahrer welche scheuert, ist es doch nett, einen Partner dabeizuhaben. Und das mit dem Schlagen, das hab ich gesehen, Mann – als Lippy an unserem Standort vorbeifuhr und als wir ihm dann folgten. Der rechte Arm des Fahrers schoss immer wieder vor, und seine rechte Faust traf immer wieder den Kopf des Beifahrers, und bis George dann das Blaulicht anmachte, war er damit einfach zu beschäftigt, um zu merken, dass ihm die Bullen schon fast am Auspuffrohr hingen. Du kriegst die Tür nicht zu, wie Ennis Rafferty immer gesagt hat, einfach Zucker. Und sofort fährt mein alter Kumpel Brian rechts ran und fast in den Graben, als hätte er sein ganzes Leben lang damit gerechnet, dass ihm so was mal passiert, und so war’s in gewisser Hinsicht wohl auch.
    Wenn’s nur um Hasch oder Tranquilizer geht, mach ich mir nicht solche Sorgen. Das ist wie Ex. Dann faseln sie: » He, Mann, was ist? Hab ich was falsch gemacht? Komm, lass dich umarmen.« Aber so Zeug wie Angel Dust und PCP macht die Leute verrückt. Auch Kleberschnüf fl er drehen schon mal durch. Das hab ich schon erlebt. Und außerdem war da ja noch die Beifahrerin. Dass es

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