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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Handschellen von seinem Gürtel.
    Als Brian Lippy das sah, hörte er wieder auf zu grinsen. » Was haben Sie denn damit vor?«
    » Wenn Sie mir nicht auf der Stelle Ihre Fahrzeugpapiere aushändigen, werde ich Ihnen Handschellen anlegen, Brian. Und wenn Sie sich wehren, kann ich Ihnen zweierlei garantieren: eine gebrochene Nase und anderthalb Jahre in Castlemora, weil Sie sich der Festnahme widersetzt haben. Könnte auch mehr werden, je nach dem, welchen Richter Sie kriegen. Also, was meinen Sie?«
    Brian zog sein Portemonnaie aus seiner Gesäßtasche. Es war ein schmieriges altes Ding, auf dem pfuscherhaft das Logo irgendeiner Rockband – Judas Priest, glaube ich – eingebrannt war. Wahrscheinlich mit einem Lötkolben. Er fummelte in den einzelnen Fächern herum.
    » Brian«, sagte ich.
    Er blickte hoch.
    » Weil ich so nett bin, hab ich das eben überhört. Und dick bin ich übrigens schon seit einer ganzen Weile nicht mehr.«
    » Du nimmst wieder zu«, sagte er. » So ist das bei dicken Jungs immer.«
    Ich lachte schallend los. Ich konnte es mir nicht verkneifen. Er hörte sich an wie irgendein halbgarer Pseudoexperte in einer Talkshow. Er warf mir einen finsteren Blick zu, in dem aber auch eine gewisse Unsicherheit lag. Er war mir nicht mehr über, und das sah er jetzt ein.
    » Ich verrate dir ein kleines Geheimnis«, sagte ich. » Die Schulzeit ist vorbei, mein Freund. Das hier ist dein richtiges, dein wahres Leben. Ich weiß, es fällt dir schwer, das zu glauben, aber gewöhn dich besser dran. Hier geht es nicht mehr nur um Nachsitzen. Das hier ist ernst. «
    Daraufhin glotzte er mich nur dumm an. Er schnallte es einfach nicht. Das tun sie nie.
    » Brian, ich will jetzt unverzüglich Ihre Papiere sehen«, sagte George. » Legen Sie sie mir auf die Hand.« Und dann streckte er eine Hand aus, den Handteller nach oben. Nicht sehr klug, könnte man meinen, aber George Morgan war schon lange bei der State Police, und seiner Einschätzung nach hatten wir die Lage jetzt im Griff – wenigstens so weit, dass er meinem alten Freund Brian nun doch keine Handschellen anlegen musste, um ihm zu zeigen, wer hier das Sagen hatte.
    Ich ging zu dem Wagen und blickte dabei kurz auf meine Armbanduhr. Es war halb zwei. Es war heiß. Die Grillen zirpten im Gras am Straßenrand. Ab und zu fuhr ein Auto vorbei, und die Leute bremsten ab und gafften. Es ist immer nett, wenn man selbst nicht derjenige ist, den die Bullen da angehalten haben. Da kommt so richtig gute Laune auf.
    Die Frau da in der Fahrerkabine hatte ihr linkes Knie an Brians verchromten Hurst-Steuerknüppel gestemmt. Typen wie Brian bauen sich so was ein, damit sie sich dann ein Hurst-Schild ins Fenster kleben können, glaube ich. Neben die von Fram und Pennzoil. Sie sah aus wie um die zwanzig und hatte leicht fettiges, schulterlanges, brünettes Haar, das nach Lockenschere aussah. Jeans und ein weißes Tanktop. Kein BH . Dicke rote Pickel auf den Schultern. Auf dem einen Arm hatte sie AC DC tätowiert und auf dem anderen BRIAN MY LOVE . Ihre Fingernägel waren bonbonrosa lackiert, aber ganz abgekaut und rissig. Und ja: da war auch Blut. Blutige Rotze hing ihr aus der Nase. Auf den Wangen hatte sie Blutflecken, die wie kleine Muttermale aussahen. Und auch ihre aufgeplatzten Lippen, ihr Kinn und ihr Top waren blutig. Sie hatte den Kopf gesenkt, sodass ihre Haare ihr Gesicht teilweise verbargen. Und die ganze Zeit über paffte sie hektisch, entweder eine Marlboro oder eine Winston. Damals, ehe Kippen teurer wurden und die ganzen Assis auf Billigmarken umstiegen, konnte man sich fast drauf verlassen. Und wenn Marlboro, dann immer die Schachtel, nie das Papierpäckchen. Ich hab so viele von denen gesehen. Manchmal haben sie ein Baby, und die Typen reißen sich ein bisschen zusammen deswegen; aber meistens ist es einfach nur Pech für das Baby.
    » Hier«, sagte sie und hob ihr rechtes Bein ein wenig. Darunter steckte ein Stück Papier, kanariengelb. » Der Fahrzeugschein. Ich sag ihm immer, er soll sich den ins Portemonnaie stecken oder ihn ins Handschuhfach tun, aber der fliegt hier immer irgendwo rum, zwischen den Mickey-Dee-Kassetten und dem anderen Müll.«
    Sie hörte sich nicht stoned an, und in der Fahrerkabine waren auch keine Bierbüchsen oder Schnapsflaschen zu sehen. Das hieß natürlich nicht, dass sie nüchtern war, aber es war doch schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Sie hörte sich auch nicht so an, als würde sie ausfallend werden, aber das

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