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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Geschenkgutschein noch übrig blieb, wenn ich einen neuen Rock gekauft hatte, eine große Schachtel Pralinen kaufte oder Handwärmer für den Winter. Handwärmer waren praktischer, aber vielleicht etwas zu hausbacken. Ich war ja schließlich ihre Kollegin, nicht ihre Mutter. Handwärmer konnten ihnen ihre Frauen kaufen.
    Ihr kleines Friedensangebot war hübsch arrangiert, sie hatten sogar, wie richtige Floristen, ein wenig Grün dazugesteckt, aber das Wasser hatten sie vergessen. Die Blumen arrangieren und dann das Wasser vergessen: So sind die Männer. Ich nahm die Vase und wollte gerade damit in die Küche gehen, als sich George Stankowski über Funk meldete. Er hustete und hörte sich völlig verängstigt an. Und jetzt sage ich dir mal was, das du unter den großen Wahrheiten des Lebens abspeichern kannst: Es gibt nur eines, was einem Police Communications Officer noch mehr Angst einjagt, als wenn sich ein Trooper draußen im Einsatz über Funk verängstigt anhört, und das ist, wenn ein 29-99 gemeldet wird. Code 99 bedeutet Alle nötigen Maßnahmen einleiten . Code 29 … na, wenn man nachschlägt, findet man unter » 29« nur ein Wort. Und zwar: Katastrophe .
    » Wagen vierzehn für Basis. Code 29-99. Verstanden? Wiederhole: 29-99.«
    Ich stellte die Vase mit den Feldblumen ganz vorsichtig wieder auf meinen Schreibtisch. Dabei hatte ich eine sehr lebhafte Erinnerung: Wie ich aus dem Radio von John Lennons Tod erfahren habe. Damals habe ich meinem Vater gerade Frühstück gemacht. Ich wollte es ihm hinstellen und dann schnell los, weil ich schon spät dran war für die Schule. Ich hielt mir gerade eine Glasschüssel vor den Bauch, in der ich mit einem Schneebesen Eier quirlte. Als es im Radio hieß, John Lennon sei in New York erschossen worden, habe ich die Glasschüssel genauso vorsichtig abgestellt wie später dann die Vase.
    » Tony!«, rief ich quer durch die Kaserne, und als sie mich hörten (oder eher meinen Ton ), hielten alle mit dem inne, was sie gerade machten. Oben verstummte das Gespräch. » Tony! George Stankowski meldet einen 29-99!« Und dann griff ich zum Mikro und sagte, ja, verstanden, bitte kommen.
    » Ich bin auf der County Road 46 in Poteenville«, sagte George. Im Hintergrund hörte ich ein Prasseln, das sich wie Feuer anhörte. Tony stand schon in der Leitstelle und Sandy Dearborn auch, noch in Zivil, die Dienstschuhe in der Hand. » Ein Tanklaster ist mit einem Schulbus zusammengestoßen und in Brand geraten. Der Tanklaster brennt, aber auch die vordere Hälfte des Busses, verstanden?«
    » Verstanden.« Ich hörte mich ganz ruhig an, aber meine Lippen waren mit einem Mal taub.
    » Das ist ein Chemietanklaster von Norco West, verstanden?«
    » Verstanden: Norco West.« Ich schrieb es groß auf den Block neben dem roten Telefon. » Gefahrensymbole?«
    » Ah, die Warntafeln kann ich nicht erkennen, da ist zu viel Rauch, aber da kommt weißes Zeug raus, das Feuer fängt, und das läuft über die Straße und in den Straßengraben, verstanden?« George hustete wieder in sein Mikro.
    » Verstanden«, sagte ich. » Atmest du Dämpfe ein, George? Du hörst dich nicht gut an. Bitte kommen.«
    » Ah, bestätige – Dämpfe. Aber mir geht’s gut. Das Problem …« Doch ehe er weitersprechen konnte, musste er wieder husten.
    Tony nahm mir das Mikro aus der Hand. Er tätschelte mir zum Lob die Schulter, konnte es aber einfach nicht mehr aushalten, nur zuzuhören. Sandy zog sich die Schuhe an. Jetzt kamen alle zur Leitstelle. Es war kurz vor Schichtwechsel, und deshalb waren eine ganze Menge Leute da. Sogar Mister Dillon kam aus der Küche und wollte sehen, was die ganze Aufregung sollte.
    » Das Problem ist die Schule «, sagte George, als er weitersprechen konnte. » Die Grundschule Poteenville ist nur zweihundert Meter entfernt.«
    » Die Schule fängt erst in einem Monat wieder an, George. Du …«
    » Halt, halt. Kann ja sein, aber ich sehe Kinder.«
    Hinter mir murmelte jemand: » Die machen da Handarbeitskurse. Meine Schwester bringt den Neun- und Zehnjährigen das Töpfern bei.« Ich weiß noch, dass ich ein entsetzlich flaues Gefühl im Magen bekam, als ich das hörte.
    » Was auch immer da ausläuft – ich stehe gegen den Wind«, fuhr George fort. » Die Schule aber nicht. Ich wiederhole: Die Schule nicht. Verstanden?«
    » Verstanden, Wagen vierzehn«, sagte Tony. » Hast du Feuerwehrunterstützung?«
    » Negativ. Aber ich höre Sirenen.« Wieder hustete er. » Ich war praktisch dabei,

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