Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
mittlerweile bestätigt. Das war alles nicht schön, aber längst nicht so schlimm, wie es hätte sein können. Anscheinend liefen die Dinge da drüben in die richtige Richtung.
    George rief mir von draußen zu und fragte, ob mit mir alles in Ordnung sei. Das fand ich nett von ihm, und ich rief zurück, es ginge mir gut. Ein, zwei Sekunden später fluchte Eddie lauthals. Ich fühlte mich die ganze Zeit über eigenartig, war gar nicht ich selbst, war wie jemand, der nach einem großen Umbruch – dem Tod eines Freundes, schlechten Nachrichten vom Arzt, einer Kriegserklärung – mit seinen täglichen Pflichten weitermacht.
    Mister D stand mit gesenktem Kopf an der Tür der Leitstelle und jaulte mich an. Ich dachte, dass ihm wahrscheinlich die verbrannten Stellen in seinem Fell wehtaten. Auch an der Schnauze hatte er überall kleine Verbrennungen. Ich beschloss, dass ihn jemand – am besten wohl Orv Garrett – zum Tierarzt bringen musste, wenn sich die Lage hier ein wenig beruhigt hatte. Das würde bedeuten, dass man sich irgendeine Erklärung dafür ausdenken musste, wie er sich diese Verbrennungen zugezogen hatte. Wahrscheinlich keine leichte Aufgabe.
    » Willst du Wasser, mein Großer?«, fragte ich. » Das willst du doch bestimmt, nicht wahr?«
    Er jaulte wieder, wie um zu sagen, ja, Wasser sei jetzt eine sehr gute Idee. Ich ging in die Küche, nahm seinen Wassernapf und füllte ihn an der Spüle. Ich hörte ihn hinter mir übers Linoleum tapsen, drehte mich aber erst zu ihm um, als ich den Napf voll hatte.
    » Hier hast du …«
    Weiter kam ich nicht, denn als ich ihn sah, fiel mir der Napf aus der Hand, und ich spritzte mir dabei die Fußknöchel nass. Er zitterte am ganzen Leib – nicht als ob ihm kalt wäre, sondern als ob er unter Strom stünde. Und Schaum tropfte ihm aus dem Maul.
    Er hat Tollwut, dachte ich. Das Ding hat D mit Tollwut angesteckt.
    Er schaute aber nicht tollwütig, nur verwirrt und gequält. Sein Blick schien mich anzuflehen, ihm zu helfen. Ich war der Mensch, ich hatte das Sagen, also müsste ich ihm doch auch irgendwie helfen können.
    » D?«, sagte ich. Ich hockte mich auf ein Knie und hielt ihm eine Hand hin. Ich weiß, das hört sich dumm an – leichtsinnig –, aber in diesem Moment war mir einfach danach. » D, was ist? Was fehlt dir denn? Armer alter Junge, was hast du denn?«
    Er kam zu mir, aber nur sehr langsam, und jaulte und zitterte bei jedem Schritt. Als er näher kam, sah ich etwas Entsetzliches: Kleine Rauchfahnen stiegen aus den Verbrennungen an seiner Schnauze auf. Auch die verbrannten Stellen in seinem Fell rauchten, und Rauch kam auch aus seinen Augenwinkeln. Ich sah, wie seine Augen heller wurden, als würde sie von innen ein Nebel trüben.
    Ich legte ihm eine Hand auf den Kopf. Als ich spürte, wie heiß er war, schrie ich auf und riss meine Hand zurück, als hätte ich versehentlich eine heiße Herdplatte berührt. Mister D tat, als wollte er nach mir schnappen, aber ich glaube, er meinte es nicht so. Er wusste bloß nicht, was er sonst tun sollte. Dann machte er kehrt und tapste aus der Küche.
    Ich stand auf, und für einen Moment wurde mir ganz schwummerig. Wenn ich mich nicht am Küchentresen festgehalten hätte, wäre ich wohl umgefallen. Dann ging ich ihm nach (und schwankte dabei selbst ein wenig) und sagte: » D? Komm wieder her, Hundchen.«
    Er war schon halb durch den Raum. Als er meine Stimme hörte, sah er sich noch einmal zu mir um, und da sah ich … ach, da sah ich, wie Rauch aus seinem Maul und seiner Nase kam und auch aus seinen Ohren. Er hob die Lefzen, und für einen Moment kam es mir so vor, als wollte er mir zulächeln, wie Hunde das manchmal tun, wenn sie sich freuen. Dann erbrach er sich. Das meiste, was da rauskam, war nicht sein Futter, sondern seine Innereien. Und die rauchten.
    In dem Moment hab ich geschrien. » Hilfe! Bitte! Helft mir! Bitte, bitte, helft mir!«
    Mister D wandte sich ab, als würde mein Geschrei seinen armen, heißen Ohren wehtun, und wankte dann weiter. Er muss das Loch in der Gaze gesehen haben, so weit war sein Augenlicht wohl noch intakt, denn er steuerte darauf zu und schlüpfte hindurch.
    Ich lief ihm schreiend nach.

Damals: Eddie
    » Was hat er denn, George?«, rief ich. Mister Dillon hatte sich wieder hochgerappelt. Er drehte sich langsam um, und von seinem Fell und seiner Schnauze stiegen graue Rauchschwaden auf. » Was passiert da mit ihm?«
    Shirley kam raus, die Wangen tränennass. » Helft ihm!« rief

Weitere Kostenlose Bücher