Der Buick: Roman (German Edition)
schwoll etwas an, und dann kam aus seinem Innern ein grausiges Geräusch, so ähnlich, als ob man eine Papiertüte platzen ließ. Das war vielleicht seine Lunge. Dann lichtete sich der Rauch allmählich.
» Das Ding aus dem Buick hat ihn vergiftet, nicht wahr?«, sagte Huddie. » Es hat ihn gebissen und dabei vergiftet.«
» Quatsch – vergiftet«, sagte ich. » Das verfickte rosahaarige Scheißteil hat ihm ’ne Brandbombe reingeknallt.« Dann fiel mir wieder ein, dass Shirley dabei war und dass sie es nicht mochte, wenn ich so redete. » ’tschuldige«, sagte ich.
Aber sie hatte mich anscheinend gar nicht gehört. Sie sah immer noch wie gebannt Mister D an. » Was machen wir jetzt?«, fragte sie. » Hat jemand eine Idee?«
» Ich nicht«, sagte ich. » Die Lage ist völlig außer Kontrolle.«
» Nicht unbedingt«, sagte George. » Hast du das Ding da drin zugedeckt, Hud?«
» Ja.«
» Na, das ist doch schon mal ein Anfang. Und wie steht es drüben in Poteenville, Shirley?«
» Die Kinder sind außer Gefahr. Die Busfahrerin ist tot, aber wenn man bedenkt, wie schlimm es anfangs wirkte, würde ich sagen …« Sie verstummte. Sie presste die Lippen so fest zusammen, dass sie fast nicht mehr zu sehen waren, und ihre Kehle zuckte. Dann sagte sie: » Entschuldigt mich, Jungs.«
Sie ging steifbeinig zur Ecke der Kaserne und drückte sich dabei eine Hand vor den Mund. Sie hielt sich den Mund zu, bis wir sie nicht mehr sehen konnten – nur noch ihren Schatten –, und dann hörte man sie dreimal laut und feucht husten. Wir drei standen vor dem rauchenden Hundekadaver und sagten nichts, und nach ein paar Minuten kam sie wieder, totenbleich, und wischte sich den Mund mit einem Papiertaschentuch ab. Sie sprach genau da weiter, wo sie aufgehört hatte, als hätte sie sich zwischendurch nur kurz geräuspert oder nach einer Fliege geschlagen. » Würde ich sagen, dass es ganz gut aussieht. Die Frage ist bloß, wie es hier aussieht.«
» Hol Curt oder den Sarge ans Funkgerät«, sagte George. » Curt reicht auch, aber Tony wäre besser, denn der ist vernünftiger, wenn es um den Buick geht. Seht ihr das nicht auch so?«
Huddie und ich nickten. Shirley nickte auch. » Sag ihm, du hast einen Code D, und er soll so schnell herkommen, wie er kann. Er sollte wissen, dass es kein Notfall ist, aber verdammt nah dran an einem Notfall. Und sag ihm auch, dass wir möglicherweise einen Kubrick haben.« Das ist noch so ein Slangausdruck, den (soweit ich weiß) nur D-Trooper verstehen. » Kubrick« steht für » 2001«, und 2001 ist der PSP -Code für » entflohener Gefangener«. Ich hatte davon gehört, diesen Code aber nie selbst gebraucht.
» Kubrick. Verstanden«, sagte Shirley. Jetzt, da sie Anordnungen bekam, wirkte sie wieder ruhiger. » Willst du …«
Es gab einen lauten Knall. Shirley schrie auf, und wir drehten uns alle zum Schuppen um und griffen dabei nach unseren Waffen. Dann lachte Huddie. Die Schuppentür war zugeweht.
» Geh rein, Shirley«, sagte George. » Hol den Sarge her. Wir kriegen das in den Griff.«
» Und Brian Lippy?«, fragte ich. » Keine Fahndung?«
George seufzte. Nahm seinen Hut ab. Rieb sich den Nacken. Sah zum Himmel. Setzte seinen Hut wieder auf. » Ich weiß es nicht«, sagte er. » Aber wenn eine Fahndung rausgeht, werden nicht wir sie rausgeben. Das muss der Sarge entscheiden. Dafür kriegt er ja schließlich mehr Kohle als wir.«
» Genau«, sagte Huddie. Da er jetzt sah, dass wir den Schwarzen Peter weiterschoben, wirkte er ein wenig entspannter.
Shirley machte kehrt und schaute sich dann noch einmal um. » Deckt ihn zu, ja?«, sagte sie. » Der arme, alte Mister D. Deckt ihn mit irgendwas zu. Es tut mir im Herzen weh, ihn so zu sehen.«
» Gute Idee«, sagte ich und ging los zum Schuppen.
» Eddie?«, sagte Huddie.
» Ja?«
» In der Hütte ist ein Stück Plane, das groß genug dafür ist. Nimm das. Geh nicht in den Schuppen.«
» Wieso nicht?«
» Weil mit dem Buick immer noch irgendwas vor sich geht. Es ist schwer zu sagen, was genau, aber wenn du da reingehst, kommst du vielleicht nicht wieder raus.«
» Schon klar«, sagte ich. » Du musst mich nicht groß überzeugen.«
Ich holte die Plane aus der Hütte. Es war nur ein dünnes, blaues Ding, aber es reichte. Auf dem Rückweg blieb ich am Schuppentor stehen und schaute hinein. Dabei hielt ich mir eine Hand seitlich ans Gesicht, um was sehen zu können. Ich wollte auf das Thermometer schauen; und ich wollte auch
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