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Der Buick: Roman (German Edition)

Der Buick: Roman (German Edition)

Titel: Der Buick: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sicherstellen, dass mein alter Schulfreund Brian nicht da drin herumschlich. Das tat er nicht, und die Temperatur war anscheinend um ein Grad gestiegen. Nur eines hatte sich geändert: Der Kofferraum war zu.
    Das Krokodil hatte sein Maul geschlossen.

Jetzt: Sandy
    Shirley, Huddie, Eddie – es war eigenartig schön, abwechselnd ihren Stimmen zu lauschen. Es war, als würden sie mit verteilten Rollen ein seltsames Theaterstück sprechen. Eddie sagte, das Krokodil habe sein Maul geschlossen, und dann verstummte er. Ich wartete darauf, dass eine andere Stimme weitererzählte, und als das nicht geschah und auch Eddie nicht weitersprach, wusste ich, dass es zu Ende war. Ich wusste das, aber Ned Wilcox wusste es nicht. Oder vielleicht wusste er es und wollte es bloß nicht wahrhaben.
    » Und?«, fragte er, und seine Stimme hatte wieder diesen fast unverhohlen ungeduldigen Ton.
    Was ist passiert, als ihr das Fledermauswesen seziert habt? Erzählt mir von dem Fisch. Erzählt mir alles. Aber – und das ist wichtig – erzählt mir eine Geschichte, eine mit einem Anfang, einem Mittelteil und einem Schluss, der alles erklärt. Denn das habe ich verdient. Und kommt mir nicht mit euren Ausflüchten und vagen Sprüchen. Das will ich nicht hören. Das lehne ich ab. Ich will eine Geschichte.
    Er war jung, was einiges erklärte, und es ging um etwas, was, wie man so sagt, nicht von dieser Welt war, und auch das erklärte viel … aber da war noch etwas, und das war gar nicht schön. Dieses egoistische, verbissene Nachbohren. Und er bildete sich ein, ein Recht dazu zu haben. Trauernde verwöhnt man gern. Ist Ihnen das schon mal aufgefallen? Und dann gewöhnen sie sich daran.
    » Was und?«, sagte ich. Ich hatte meinen am wenigsten ermunternden Ton aufgesetzt. Aber das nützte auch nichts.
    » Was ist passiert, als Sergeant Schoondist und mein Vater wiederkamen? Habt ihr Brian Lippy gekriegt? Hatte er was gesehen? Hat er was ausgeplaudert? Mann, ihr könnt doch jetzt nicht einfach aufhören!«
    Da täuschte er sich. Wir konnten einfach aufhören, wann immer wir wollten; aber das steckte ich ihm nicht (zumindest noch nicht) und sagte ihm stattdessen: » Nein, Brian Lippy haben wir nie gekriegt; Brian Lippy ist bis zum heutigen Tag ein Kubrick.«
    » Wer hat den Bericht geschrieben?«, fragte Ned. » Du, Eddie? Oder Trooper Morgan?«
    » George«, sagte er, und ein Grinsen spielte um seine Lippen. » Der konnte so was schon immer besser als ich. Hat auf dem College Schreibseminare besucht. Er hat immer gesagt, jeder State Trooper, der was taugt, müsste auch die Grundlagen der Schriftstellerei beherrschen. Als wir an diesem Tag nicht mehr weiterwussten, hat George die Ruhe bewahrt, nicht wahr, Huddie?«
    Huddie nickte.
    Eddie stand auf, hielt sich das Kreuz und streckte sich dann, bis wir es knacken hörten. » Ich muss nach Hause, Leute. Vielleicht zisch ich unterwegs im Tap noch ’n Bier. Vielleicht auch zwei. Bin ganz ausgedörrt vom vielen Erzählen.«
    Ned sah ihn erstaunt, wütend und vorwurfsvoll an. » Du kannst doch jetzt nicht einfach so abhauen!«, rief er. » Ich will die ganze Geschichte hören!«
    Und Eddie, der allmählich seinen Kampf verlor, nicht wieder der dicke Eddie zu werden, sprach aus, was ich wusste und was auch die anderen wussten. Dabei sah er Ned nicht unbedingt freundlich an. » Das hast du schon, Junge. Du weißt es bloß noch nicht.«
    Ned sah ihm nach und wandte sich dann uns Übrigen zu. Nur Shirley erwiderte seinen Blick mit Mitgefühl. Ich glaube, der Junge tat ihr leid.
    » Was soll das heißen – ich hätte die ganze Geschichte gehört?«
    » Bis auf ein paar Anekdoten war es das«, sagte ich. » Und die sind nur Variationen desselben Themas. Ungefähr so interessant wie die letzten Krümel in einer Schale Popcorn.
    Was Brian Lippy angeht – in dem Bericht, den George schrieb, steht: ›Die Trooper Morgan und Jacubois sprachen mit dem Mann und stellten fest, dass er nüchtern war. Der Mann bestritt, seine Freundin geschlagen zu haben, und Trooper Jacubois ermittelte, dass seine Freundin diese Aussage bestätigte. Der Mann wurde dann wieder auf freien Fuß gesetzt.‹«
    » Aber Lippy hatte doch bei ihrem Streifenwagen ein Fenster eingetreten!«
    » Stimmt, und George und Eddie konnten unter diesen Umständen ja wohl kaum Geld für die Reparatur anfordern.«
    » Also?«
    » Also kam das Geld für die neue Fensterscheibe wahrscheinlich aus dem Eventualfonds. Dem Buick-8-Eventualfonds, wenn du’s

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